Schwaben-Sumpf
Finanzinvest Ohio, Alabama Trade, Munich Money.
»Tut mir leid«, sagte sie. »Die sagen mir nichts.«
»Wirklich nicht?«
Irritiert nahm sie Bohnwalds angespannte Miene wahr.
Er deutete erneut auf den äußeren Kreis des Spinnennetzes, verharrte bei einem der Namen. »Das sind amerikanische und europäische Finanzinvestoren. Unternehmen, die Geld sammeln und es in Firmen anlegen, die besonders hohe Gewinne versprechen. Vier Investoren insgesamt. Jeder hält fünfundzwanzig Prozent an der Afrimport. Auch der hier.«
Neundorf starrte auf den Monitor, glaubte, nicht richtig zu lesen. Sie überflog den Namen drei-, viermal, spürte, wie sie verkrampfte. Gänsehaut breitete sich auf ihrem Rücken aus.
»Meck«, erklärte Bohnwald laut, »Dieter Meck. Er ist Ihnen ein Begriff?«
23. Kapitel
»Der macht sich seine Finger nie schmutzig«, sagte Thomas Weiss. »Die Drecksarbeit überlässt der immer anderen.«
Ausgebrannt und erschöpft von den Mühen des Tages war Neundorf kurz nach neunzehn Uhr nach Hause gekommen, hatte ihren Sohn Johannes und ihren Partner beim Essen angetroffen.
»Mama, Thomas hat gekocht. Spaghetti Bolognese, es schmeckt prima!«
Sie hatte sich umgezogen und frisch gemacht, sich dann einen großen Teller mit Nudeln und Soße servieren lassen. Johannes war voller Begeisterung auf die Erlebnisse des Tages eingegangen, hatte von seinen abenteuerlichen Radwettfahrten am Mittag mit zwei Freunden erzählt. Erst später, als er im Bett lag, war es ihnen möglich, auf die aktuellen beruflichen Ereignisse einzugehen.
»Bad Boll hat sich gelohnt?«
Thomas Weiss war rundum zufrieden. »Besser hätte es nicht laufen können. Genau die Informationen und Vertiefungen, die ich mir wünschte. Nichts von wegen theoretischem oder intellektualistischem Geschwafel – im Gegenteil: Brillante Referenten und durchweg fundierte und kritische Auseinandersetzungen mit Georg Elser und seiner Beurteilung im Nachkriegsdeutschland. Einfach ein faszinierender Mensch, der bisher viel zu wenig gewürdigt wurde.«
»Du wirst ihn als schwäbisches Vorbild berücksichtigen?«
»Ich wüsste keine bessere Wahl.«
Sie hatte einen trockenen Lemberger Esslinger Schenkenberg ausgeschenkt, waren auf ihre eigenen Ermittlungen eingegangen.
»Bohnwald. Du kennst den Kollegen?«
Sie hatte ihm von den Recherchen des Mannes berichtet, war auf die Schwierigkeiten, Beweise zu finden, zu sprechen gekommen.
»Flüchtig«, hatte er geantwortet, »Bohnwald war in den vergangenen Jahren ständig im Ausland. Ich hatte nur ein einziges Mal persönlich mit ihm zu tun. Kurz bevor er nach Afrika ging. Aber unter Kollegen genießt er ein hervorragendes Renommee. Seine Arbeitsweise gilt durchweg als seriös. Meines Wissens kannst du ihm vertrauen.«
»Immerhin gab er zu, er habe Heimpold mit seinem Video erpressen wollen, gegen Meck als den Hauptverantwortlichen auszusagen.«
»Erpressen? Wie sollte er ihn erpressen?«
»Bohnwald ist überzeugt davon, dass die Afrimport bzw. Afro-Suabian Trade einzig zu dem Zweck gegründet wurden, möglichst schnell viel Gewinn durch den Verkauf wertvoller Rohstoffe zu erzielen. Die menschenverachtenden Methoden der Firma, also die Rekrutierung von Kindersoldaten, um die ortsansässige Bevölkerung zu verjagen, dazu der Einsatz der Einheimischen als Arbeitssklaven, die für einen Hungerlohn schuften, war von Anfang an eingeplant. Weshalb sonst diese geheimnisvolle Verknüpfung mit den Antillen? Heimpold war nur in den letzten Jahren das ausführende Organ, meint er, die eigentlich Verantwortlichen sind die Besitzer des Unternehmens.«
»Das mag so sein«, hatte Weiss zugestimmt. »Ich bezweifle nur, dass er das beweisen kann.«
»Das ist Bohnwalds Problem. Heimpolds Verwicklung in die kriminellen Machenschaften hat er mit dem Video endgültig belegt. Was aber ist mit Meck, dem eigentlichen Drahtzieher?«
»Der wird schlicht und einfach behaupten, vom kriminellen Vorgehen Heimpolds nichts gewusst zu haben, und sich als betrogener Besitzer der Firma darstellen. Heimpold habe ihn hintergangen, wird er erklären, niemals hätte er solchen Methoden zugestimmt. Hätte er früher davon erfahren, wäre Heimpold sofort entlassen worden … und so weiter.«
»Genau das befürchtet Bohnwald auch. Deshalb hat er seine Recherchen bisher auch noch nicht veröffentlicht. Er nahm vielmehr Kontakt zu Heimpold auf, informierte ihn über seinen Kenntnisstand und vereinbarte ein Gespräch mit ihm. Das fand gestern Abend in
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