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Schwaben-Wahn

Schwaben-Wahn

Titel: Schwaben-Wahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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Nacht net den Kerl erschosse ond do neigworfe?« Er stapfte an der Rückfront des Autos vorbei auf die Fahrerseite, winkte den Kommissar zu sich. »Von hier aus müsst die Leich zu sehe sei, oder?«
    Braig streckte seinen Kopf über die Absperrung, soweit es ging, sah den Körper eines Mannes angewinkelt auf den Vordersitzen des Fahrzeugs liegen. Der Tote streckte ihm den Hinterkopf zu, zeigte eine völlig deformierte Partie unterhalb der rechten Schläfe. »Wie am Bärensee«, murmelte Braig kaum hörbar vor sich hin, sah Rössles zustimmendes Nicken.
    »Den müsset ihr kriege, des isch derselbe.«
    Braig atmete tief durch, sah Rössles Fingerzeig. »Das Kennzeiche. Willsch du es überprüfe?«
    Er nickte, trat ein paar Schritte zur Seite, studierte die Buchstaben und Ziffern. Es handelte sich um einen roten 3er BMW, der in Ludwigsburg gemeldet war. Braig wählte die Nummer des Amtes, bat Weisshaar um die Identifikation des Kennzeichens. Es dauerte keine Minute, bis der Name und die Anschrift samt Telefonnummer auf seinem Display erschienen.
Christoph Wulf, Friedrichstraße, Ludwigsburg, 38 Jahre alt
.
    »Ein Arzt ist unterwegs?«, fragte Braig.
    »I han sofort telefoniert.«
    »Wer hat das Auto entdeckt?«
    »Zwei Studentinnen«, antwortete Markus Schöffler, der die nur wenige Zentimeter aus dem Wasser herausragenden Türgriffe auf Fingerspuren untersuchte, »sie warten dort drüben bei den Kollegen.« Er deutete auf das Verwaltungsgebäude auf der anderen Seite der Seezunge.
    Braig bedankte sich, musterte die Uferkante des Weges, sah die Spuren der Autoreifen. »Wie das Fahrzeug ins Wasser kam, ist klar?«
    Rössle zeigte zurück auf den Vorplatz der Schlossanlage, wo sich am Ende der Zufahrtsstraße eine Steinpyramide erhob. »Dort obe nebe dene Poller isch der Karre uf den Weg eiboge, den du herkomme bisch. An der Laterne hent mir Lackspure entdeckt.«
    Braig folgte seinen Hinweisen, konnte das Geschehen leicht nachvollziehen. Der eigentlich nur Fußgängern vorbehaltene Weg war breit genug für Autos, lediglich die scharfe Rechtskurve gleich nach der Brücke über den Kanal konnte Schwierigkeiten verursacht haben. »Und wie ist es mit Fußspuren hier am Ufer?«
    »Genau wie am Bärensee«, erklärte der Techniker. »Nur noch besser zu erkenne.« Er zeigte auf den Boden unmittelbar neben sich, eine Stelle, die mit weißen Kreppstreifen markiert war. »Gestern hat es fescht geregnet. A schweres Gewitter.«
    Braig dachte an das sintflutartige Geschehen, das er vom Zug aus beobachtet hatte, nickte.
    »Deswege hent mir Glück. Au wenn die zwoi Mädle, die des Auto gfunde hent, au no ihre Abdrück hinterlasse hent.« Rössle wies auf den aufgeschürften Boden wenige Zentimeter entfernt. »Aber wie gsagt, des lässt sich gut unterscheide.«
    Jetzt, wo Braig dem Fingerzeig des Kollegen folgte, konnte er die Spur tatsächlich erkennen. Ein schmaler, mittelgroßer Fußabdruck mit ausgeprägtem Rillenprofil. Zuerst Richtung See, dann im leichten Bogen landeinwärts. »Genau wie in Stuttgart«, sagte er.
    »Genau so«, bestätigte Rössle, »und au die Schuhgröße stimmet überein.«
    »Du hast sie schon verglichen?«
    Der Techniker deutete auf seinen Laptop, der hinter der Absperrung am Ufer auf einem Metallkoffer lag. »Mit dere moderne Technik goht des schnell. Größe 41.«
    »Identisches Profil?«
    Rössle nickte. »Eikerbunge von Sportschuh. Die Rille han i sofort erkannt. Genau wie am Bärensee.«
    »Dann ist es wirklich derselbe Täter.« Braig seufzte laut, fühlte die Bestätigung des Verdachts wie ein tonnenschweres Gewicht auf sich lasten.
    »I fürcht, ja. Und was des bedeutet, muss i dir wohl net sage.«
    »Nein, wirklich nicht.« Bayers Auftauchen, seine hämischen Bemerkungen waren Hinweis genug. Der schmierige Schnüffler hatte Lunte gerochen, die fette Beute der nächsten Tage schon erspürt. Zwei Männer auf die gleiche brutale Art, mit der gleichen Aufsehen erregenden Methode hingerichtet. Plakativ, damit ja niemand das grauenvolle Werk übersah. Ein Doppelmord, im Abstand von zwei Tagen.
    »Ihr müsset den kriege«, mahnte Rössle, »sonscht ...« Er ließ den Rest des Satzes offen, lief wieder ins Wasser, machte sich an der Fahrertür des Autos zu schaffen.
    Braig nickte, gab keine Antwort. Rössle brauchte seine Schlussfolgerungen nicht auszusprechen, sie lagen auf der Hand. Wenn sie diesem skrupellosen Täter nicht bald auf die Schliche kamen, mussten sie mit allem rechnen. Wer wollte seine Hand

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