Schwaben-Wahn
war. Der einzige Satz, den es enthielt, war dennoch gut zu lesen.
Noch ein Schwein, das büßen muss
.
14. Kapitel
Sie trafen fast gleichzeitig in der Ludwigsburger Friedrichstraße ein. Christoph Wulfs Wohnung lag in einem Mehrfamilienhaus mit frisch getünchter Fassade, das mit dicken Fenstern vor dem Lärm der stark befahrenen Piste geschützt war.
»Er lebt allein«, eröffnete Neundorf das Gespräch, »deshalb ist Rauli dabei.« Sie zeigte auf Lars Rauleder, der Braig kurz zuwinkte, dann mit einem Schlüsselbund an der Haustür laborierte.
»Woher weißt du das?«
»Wir haben ihn im Computer«, erklärte die Kommissarin.
»Ein alter Kunde?«, fragte Braig.
Sie schüttelte den Kopf. »Nichts dergleichen. Der Eintrag stammt erst von heute Morgen.«
Rauleder hatte die Tür geöffnet, eilte ihnen voran die Treppe hoch.
»Er wurde als vermisst gemeldet«, setzte sie hinzu.
»Von wem?«
»Sein Arbeitgeber. Die Firma ist offensichtlich dringend auf ihn angewiesen.«
Eine junge Frau in heller Bluse und kurzem Rock kam ihnen von oben entgegen, musterte sie mit kritischem Blick. Braig grüßte, sah die Verwunderung in den Augen der Frau. Eine Vielzahl von Besuchern war man in diesem Haus wohl nicht gewöhnt, jedenfalls nicht zu dieser frühen Tageszeit. Er wartete, bis die junge Frau aus ihrem Blickfeld verschwunden war, nahm das unterbrochene Thema wieder auf. »Bei welcher Firma arbeitet er?«
»Fly cheap.«
»Wie bitte?«
Sie hatten das zweite Obergeschoss erreicht, sahen das Namensschild an einer der beiden Türen.
C. Wulf
.
Lars Rauleder ging darauf zu, beugte sich nieder, untersuchte das Schloss. »Das wird eine kurze Affäre«, erklärte er dann, machte sich mit seinem Schlüsselbund daran zu schaffen.
»Wie heißt die Firma? Ich habe den Namen nicht verstanden«, fragte Braig.
»Fly cheap«, antwortete Neundorf. »Eine Billigfluglinie.«
Er sah ihren prüfenden Blick. »Eine Billigfluglinie!«, wiederholte er.
»Genau«, erklärte seine Kollegin, »verstehst du, worauf das hinauszulaufen scheint?«
Braig spürte wieder anschwellende Schmerzen hinter seiner Schläfe. Mit dieser Entwicklung hatte er nicht gerechnet. Er fühlte sich um Jahre gealtert, hatte Mühe, die Fassung zu bewahren. Vor zwei Tagen der Beauftragte eines Autogiganten. Heute der Mitarbeiter einer Fluggesellschaft. Gab es noch irgendeinen Zweifel, in welche Richtung ihre Ermittlungen zielen mussten?
Er atmete tief durch, verfolgte Rauleders Bemühungen, das Schloss zu öffnen. »Und ich wollte dich noch bitten, nach einer Verbindung zwischen Karl Herzog und Christoph Wulf zu suchen, um auf die Hintergründe der Morde zu stoßen«, presste er hervor.
Neundorf nickte mit dem Kopf. »Ich fürchte, wir haben die Verbindung. Und die Hintergründe. Und Koch hat wieder einmal Recht behalten.«
Rauleder hatte das Schloss überwunden, schob die Tür nach innen. Er steckte seinen Schlüsselbund wieder ein, wies auf die Wohnung. »Wer will zuerst?«
Braig riss sich aus seiner Erstarrung, klopfte kräftig, betrat dann die schmale Diele, von der drei Türen wegführten. »Hier ist die Polizei«, sagte er laut, »bitte nicht erschrecken.« Er wartete auf eine Reaktion, hörte nur die Motoren der Autos draußen auf der Straße. Die Wohnung schien leer. »Dann gehen wir rein«, sagte er. Er zog sich Plastikhandschuhe über, blickte sich um, sah die typische Einrichtung des Eingangsbereichs einer Wohnung vor sich: Garderobe mit Haken und Kleiderbügeln, ein kleiner Teppich zur Ablage der Schuhe, ein schmales Schränkchen mit mehreren Schubladen, die Schals, Handschuhe und Pantoffeln enthielten. Er überflog den Inhalt mit kurzen Blicken, wandte sich der offen stehenden Tür zu, aus der Tageslicht in die Diele drang.
»Die Küche«, sagte er. Es handelte sich um eine moderne, sehr gepflegte und auffallend saubere Einrichtung in glänzendem Metallic mit allen Schikanen. Geschirrspüler, Mikrowelle, Espresso- Maschine, nichts fehlte.
»Wohnt hier jemand?«, staunte Neundorf. »So sauber war es bei mir noch nie.«
Braig stimmte ihr zu, auch was seinen eigenen Haushalt anbetraf, überlegte, was der Zustand des Raumes über den Charakter des Wohnungsinhabers aussagen mochte. »Ein Putzteufel«, sagte er, »oder ein überspannter Pedant, bei dem jede Staubflocke Tobsuchtsanfälle auslöst.« Er öffnete die Schränke, drückte mehrere Schiebetüren zur Seite, fand überall ordentlich aufbewahrte Lebensmittel, Teller, Tassen und Töpfe. Nur im
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