Schwach vor Sehnsucht
schlafen?”
“Das habe ich inzwischen verstanden.” Joanna erwiderte seinen Blick ruhig. “Ich hätte es schon damals verstanden, wenn ich nicht so sehr mit meinen eigenen Schuldgefühlen und meinem Schmerz beschäftigt gewesen wäre. Keiner von uns hat sich dem anderen jemals wirklich mitgeteilt. Wir haben überhaupt nur dann kommuniziert, wenn wir miteinander geschlafen haben. Das war es, stimmt’s? Du wolltest mir nahe sein, und du wusstest nicht, wie du es anders machen solltest.”
“Ja”, gab Joshua angespannt zu. “Aber ich habe gesehen, dass du mich danach gehasst hast.
Und ich habe mich lieber von dir fern gehalten, als mich dem Problem zu stellen. Ich wollte nicht riskieren, dich zu verlieren. Anscheinend hat es dich nicht gestört, wenn ich abends lange gearbeitet habe. Du hast einfach dein Leben weitergeführt, als würde ich nicht existieren.”
“Ich habe dich dazu getrieben, eine Affäre mit Angela anzufangen, das weiß ich …”
Joshua schüttelte den Kopf. “Das habe ich nicht getan. Ich habe keine andere Frau angerührt.”
“Du hast doch gesagt…”
“Ich habe gesagt, ich hätte sechs Monate mit Angela geschlafen. Das hatte ich, zwei Jahre bevor du und ich …”
Joanna rang nach Atem. “Das Jahr in Amerika …”
“Wir haben gearbeitet, sonst nichts.”
“Du hast mich glauben lassen, du würdest mit deiner Geliebten fortgehen! Du hast gesagt, ich solle mir Liebhaber nehmen!” rief Joanna empört.
“Und es hat mich fast umgebracht”, erwiderte Joshua. “Als ich zurückgekehrt bin, habe ich Dan für deinen Liebhaber gehalten. Ich hätte ihn in Stücke reißen können! Auf der Party …”
“Die Party hatte ich für dich geplant. Nur bist du nicht rechtzeitig zurückgekommen.”
“Und ich habe geglaubt, du und Dan würdet die Party geben. Er hat ja an dem Abend wirklich den Eindruck erweckt, dass ihr mehr seid als gute Freunde.”
“Er wollte dich eifersüchtig machen. Konntest du in jener Nacht nicht erkennen, dass ich dich liebe?”
“Ich habe erkannt, dass du mit mir schlafen wolltest. Aber ich hatte dir ein Jahr versprochen.
Ich schuldete es dir.”
“Ich wollte es nicht !” sagte Joanna verzweifelt. “Seit Lindys Tod war ich wie betäubt gewesen. In jener Nacht habe ich wieder etwas empfunden. Ich habe sogar geplant, mit dir in die Staaten zu fliegen. Doch am Morgen bist du fort gewesen. Um mit Angela zusammenzuleben, wie ich dachte.”
Joshua schüttelte den Kopf. “Nach dir hat mich keine andere Frau mehr interessiert, Joanna.
In Kanada habe ich dich zuerst für ein attraktives kleines Luder gehalten. Dann ist mir bewusst geworden, dass du mir unter die Haut gehst. Ich habe mich nicht bemüht, dich besser kennen zu lernen, weil du zu jung für mich gewesen bist. Aber ich konnte dir nicht widerstehen, und als du in meine Hütte gekommen bist… An jenem Abend habe ich mich in dich verliebt.”
“Wirklich?” rief Joanna ungläubig. “Du hast mir am nächsten Morgen nicht einmal auf Wiedersehen gesagt.”
“Weil ich nicht wusste, dass du so früh abreist! Ich habe lange geschlafen und dann in der Stadt gefrühstückt. Du bist schon weg gewesen, als ich zu eurer Hütte gekommen bin. Am nächsten Tag bin ich wie geplant abgereist. Ich habe bei dir zu Hause angerufen. Man hat mir gesagt, du seist in Florida.”
“Ich bin mit meinen Eltern direkt von Kanada nach Florida geflogen und dort die ganze Zeit nur traurig gewesen. An jenem Morgen vor der Abreise bin ich nämlich noch zu deiner Hütte gelaufen. Du warst nicht da, und ich dachte, du seist einfach wie immer zum Sküauf en gegangen.”
“Nein.” Joshua presste die Lippen zusammen. “Aber ich hatte das Gefühl, dir nicht mehr bedeutet zu haben.”
“Hast du deshalb angenommen, ich sei von einem anderen schwanger? Weil du geglaubt hast, ich hätte dich benutzt, um meine erste sexuelle Erfahrung zu machen?” fragte Joanna.
“Ja. Mir ist dann klar geworden, dass du wohl kaum zu mir gekommen wärst, wenn es das Kind eines anderen Mannes gewesen wäre. Ich hatte mir so große Hoffnungen gemacht, als ich deinen Termin im Buch gesehen hatte. Und dann musste ich erkennen, dass du mich nur aufgesucht hattest, weil du von mir schwanger warst. Du lieber Himmel, es war die reine Hölle! Du hast dich so in der Falle gefühlt…”
“Du dich auch!”
“Nicht wirklich. Zugegeben, ich hätte unsere Heirat anders geplant, aber immerhin bist du meine Frau geworden. Und eine Zeit lang waren wir
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