Schwaerzer als der Tod Thriller
fing an, sich hochzustemmen, bemühte sich nach Kräften, den Schmerz, der wie tausend Rasierklingen durch sie hindurchschnitt, auszublenden. Sie streckte eine Hand nach der Wand aus, in der anderen hielt sie immer noch den Schraubenzieher umklammert.
Als sie sicher stand, streckte sie den Arm aus und berührte das Böse.
52
Er sah ihr zu, wie sie kämpfte, er bewunderte ihren Überlebenswillen. Die Letzte hatte viel zu schnell aufgegeben. Die hier mehr hatte mehr Mut.
Sie stand auf und streckte ihren Arm aus, die Finger weit gespreizt.
Er trat einen Schritt näher, beugte sich vor und leckte ihr über den Handteller.
Sie versuchte zu schreien, aber ihre Stimme war zu heiser, um einen Ton hervorzubringen. Aber das wusste sie ja nicht, weil sie nicht hören konnte.
Sie riss ihre Hand zurück, als hätte sie sich verbrannt. Panisch rannte sie gegen die Wand. Als er sie an der Schulter packte, drehte sie sich zu ihm um, holte mit der rechten Hand aus, mit der sie einen Schraubenzieher umklammert hielt.
Im letzten Moment machte er einen Satz nach hinten, die Spitze des Schraubenziehers hätte ihn beinahe an der Brust erwischt.
Jetzt war der Spaß aber vorbei. Er zog den Seidenschal aus seiner Tasche und wickelte die beiden Enden um seine Fäuste.
Sie stolperte blind herum, rannte gegen den Tisch, fiel über einen Stuhl, und die ganze Zeit über fuchtelte sie mit dem Schraubenzieher vor sich herum, so als könnte sie ihn mit etwas Glück erwischen. Aber sie hatte kein Glück mehr.
Lässig wie ein Tiger, der seiner Beute auflauerte, trat er hinter sie und machte sich bereit.
53
Dreiundzwanzig Minuten nach drei Uhr ließ ein unheimliches, grauenvolles Heulen Jane Thomas aus einem erschöpften, unruhigen Schlaf aufschrecken.
Ihr Mops Violet sprang aus dem Bett und rannte bellend aus dem Schlafzimmer.
Jane stand auf und nahm sich ihre Lady Smith & Wesson vom Nachttisch. Seit man Lisas Leichnam gefunden hatte, ließ sie nachts alle Lichter im Haus brennen. Auch die Außenbeleuchtung strahlte hell. Stündlich fuhr ein Streifenwagen vorbei. Trotzdem hatte sie ihre Waffe bereitgelegt.
Petal und Violet standen beide vor der Hintertür und bellten sich die Seele aus dem Leib. Petal sprang immer wieder hoch und warf sich gegen die Tür, in dem vergeblichen Versuch hinauszukommen.
»Ruhig, ihr beiden, ruhig«, sagte Jane und legte die Waffe auf die Waschmaschine.
Sie erwischte Petal am Halsband, und der Pitbull riss ihr beinahe den Arm aus, als sie versuchte, ihn festzuhalten. Der Hund war ein einziges Kraftpaket.
»Ruhig, mein Schätzchen«, rief Jane, aber ihre Worte stießen auf taube Ohren.
Petal warf sich wieder und wieder gegen die Tür, das Maul weit aufgerissen, die Fänge entblößt, bereit, was - oder wer - auch immer dort draußen war, in Stücke zu reißen.
Jane machte einen Schritt zurück, erschrocken über die Wildheit des Hundes. Sie sah aus dem Fenster über der Waschmaschine, konnte aber nichts außer einem Fleckchen beleuchteten Rasens erkennen. Die Waffe in der Hand, ging sie in die Küche, knipste das Licht aus und sah aus dem Fenster über der Spüle. Sie öffnete es und lauschte angestrengt,
hörte aber zunächst nichts als das Bellen der beiden Hunde in der Waschküche. Dann kam ein unheimliches Echo aus der Ferne: Kojoten, die in dem Arroyo hinter ihrem Grundstück wild zu kläffen angefangen hatten, um den Tod eines armen Lebewesens zu feiern.
Sie hasste diesen Klang. Es war kein bisschen der romantische Ruf der Wildnis, den die meisten Leute mit diesen Tieren in Verbindung brachten. Es war eine irre, hysterische Kakophonie von Stimmen, die dem Zerfetzen und Verschlingen der Beute voranging. Gänsehaut kroch ihr über die Arme.
Die Hunde machte das Kläffen ganz wild, aber Jane hätte sie nachts niemals frei draußen herumlaufen lassen. Violet würde einen netten Appetithappen für einen Kojoten abgeben. Selbst Petal hätte es nicht mit einem ganzen Rudel aufnehmen können. Kojoten waren mutig und von Natur aus schlau und verschlagen, und sie lockten immer wieder Hunde aus ihrer sicheren Umgebung, indem einer aus dem Rudel vor ihnen herumtänzelte, nur um sie in einen Hinterhalt zu locken, wo der Rest des Rudels wartete.
Einen kurzen Moment erleichtert, seufzte sie auf, verriegelte das Fenster und ging zurück ins Bett, nicht um zu schlafen, sondern um mit klopfendem Herzen dazusitzen und so zu tun, als würde sie lesen. Schließlich kam Violet, um ihr Gesellschaft zu leisten, sie
Weitere Kostenlose Bücher