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Schwaerzer als der Tod Thriller

Titel: Schwaerzer als der Tod Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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sprang auf das Bett und drehte sich ein paarmal wie ein kleiner Derwisch um die eigene Achse, bevor sie sich hinlegte. Petal blieb an der Hintertür, ihr Bellen ging langsam in ein erbarmungswürdiges Winseln über.
    Jane überlegte, ob sie aufgeben und Cal anrufen sollte, entschied sich dann aber dagegen. Die Hunde beruhigten sich. Die Siegesfeier der Kojoten war zu Ende. Ihre Türen und Fenster waren verriegelt. Sie hatte ihre Waffe. Wozu brauchte sie einen Mann?

    Sicherheit und starke Arme.
    Ihre Beziehung wechselte schon seit Ewigkeiten zwischen Freundschaft und etwas mehr hin und her, ohne dass sie eindeutig in die eine oder andere Richtung tendieren würde. Das war ganz in ihrem Sinn. Und auch in dieser Nacht würde sie dem Ganzen keine eindeutige Wendung geben.
    Irgendwann gewann die Erschöpfung doch die Oberhand, und Jane schlief ein, nur um von schrecklichen Träumen über Gefangenschaft und schreckliche Qualen in den Händen eines Irren heimgesucht zu werden. Als der Wecker klingelte, war sie froh, dieser Hölle zu entkommen.
    Ohne das Sweatshirt und die Leggings zu wechseln, in denen sie geschlafen hatte, stand sie auf und ging ins Badezimmer, um sich etwas kaltes Wasser ins Gesicht zu spritzen und ihre langen Haare zu bürsten und zu einem Pferdeschwanz zusammenzubinden. Violet kam angetrottet und fing an, wie ein Floh vor ihr auf und ab zu springen.
    »Ich weiß, ich weiß«, sagte Jane. »Ich komm ja schon.«
    Hunde brachten einen immer wieder zurück in die Normalität. Egal was am Tag zuvor passiert war, wenn die Sonne aufging, mussten die Hunde raus. Das Leben ging weiter.
    Gerade als sie die Treppe hinunterging, klingelte es an der Tür. Durch das Fenster in der Haustür sah sie Steve Morgan. Sie wusste nicht, was sie ohne ihn während dieser schrecklichen Geschichte machen würde. Er hatte sie im Umgang mit der Presse wirklich nach Kräften entlastet.
    Sie hatten vereinbart, sich früh zu treffen, um alles durchzugehen, jede auch noch so kleine Information, die bislang zum Mord an Lisa und zum Verschwinden von Karly eingegangen war, sodass sie auf die für neun Uhr angesetzte Pressekonferenz vorbereitet waren.
    »Hallo, Steve«, sagte sie, als sie die Tür öffnete. »Kommen
Sie rein. Ich muss nur eben noch die Hunde rauslassen, tut mir leid.«
    »Das macht doch nichts«, sagte er und folgte ihr durch das Haus. »Ich habe ein paar Doughnuts mitgebracht. Ich dachte, wir können beide eine kleine Stärkung vertragen, bevor wir diesen Tag beginnen.«
    »Ich sorge für den Kaffee«, sagte Jane, als sie in die Küche gingen.
    Petal saß nach wie vor an der Hintertür, deren Farbe sie über Nacht praktisch abgekratzt hatte. Die beiden Hunde rasten hinaus in den Garten wie zwei ungleich große Torpedos und verschwanden im Gebüsch.
    Jane trat auf die geflieste Terrasse, die Arme vor ihrem »Ich teile mein Kissen mit Hunden«-Sweatshirt verschränkt. Die Sonne war gerade erst aufgegangen, und es war noch kühl. Sie blickte zu Steve, sah die dunklen Schatten unter seinen Augen, die tiefen Falten um seinen Mund.
    »Sie sehen aus, als hätten Sie heute Nacht auch nicht gerade viel geschlafen«, sagte sie.
    Irgendwo in den Büschen fingen die Hunde an, wie verrückt zu bellen und zu heulen.
    »Was, zum Teufel, ist denn los mit euch?«, fragte Jane und ging zu der Stelle, von wo der Tumult zu hören war. Im Vorbeigehen nahm sie eine Hacke von dem Pflanztisch. Dann warf sie über die Schulter einen Blick zurück. »Ich rufe Sie, wenn es eine Schlange ist.«
    »Danke, ich verzichte.«
    Sie bog um den Schneewittchen-Rosenstrauch und landete mitten in einem Albtraum.
    Dort, in der hintersten Ecke des Gartens, war zwischen den Callas Karly Vickers eingegraben.

54
    Jane hörte ihren eigenen Schrei nicht. Sie war von dem Schock wie betäubt. Sie wusste, dass sie rannte, aber sie spürte ihre Beine nicht. Sie warf sich auf die aufgeworfene Erde neben dem flachen Grab und fing an, wie besessen mit den Händen zu graben, aber sie spürte nichts zwischen den Fingern. Sie starrte in Karly Vickers’ Gesicht, bläulich weiß gegen die dunkle Erde, aber sie hatte sich gegen das Grauen des Anblicks verschlossen.
    »Mein Gott!«, stieß Steve Morgan hervor.
    »Rufen Sie Hilfe! Rufen Sie schnell Hilfe!«, schrie Jane und grub wie verrückt weiter. Sie legte den Hals der jungen Frau frei und einen Teil der Schulter. Dann warf sie einen Blick nach hinten, wo Steve stand und sich nicht rührte.
    »Rufen Sie einen

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