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Schwaerzer als der Tod Thriller

Titel: Schwaerzer als der Tod Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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etwa auch für einen Mörder? Hä? Antworte mir!«
    Sie sah ihn ängstlich und zitternd an, die Tränen strömten ihr über die Wangen. »Nein!«
    Irgendetwas musste mit ihrem Gesicht nicht gestimmt haben, weil Dennis’ Vater fluchte und mit erhobener Hand auf sie zuging. Er machte einen Schritt und trat dabei in die Whiskeypfütze. Sein Fuß rutschte weg, und er fiel hin und knallte mit dem Ellbogen und dem Kopf auf den Boden. Sein Glas zerbrach in tausend Stücke.
    »Scheiße! Scheiße! Scheiße!«, brüllte er.
    Als er den Kopf hob, fiel sein Blick auf die Küchentür, direkt auf Dennis.
    »Was machst du denn da?«, fuhr sein Vater ihn an und richtete sich unbeholfen auf Händen und Knien auf. Dabei ließ er Dennis nicht eine Sekunde aus den Augen. Dennis stand wie zur Salzsäule erstarrt da.
    »Was, verdammt noch mal, machst du da?«
    »N-n-nichts.«
    »Spionierst du uns etwa hinterher?«
    »N-n-nein.«
    Dennis schüttelte den Kopf so schnell, dass er sich vorkam wie einer dieser Hunde, die man hinten auf die Ablage
im Auto stellte. Er hatte fürchterliche Angst. Er kannte diesen Blick seines Vaters, wenn seine Augen wie die von einem Hai aussahen, ganz dunkel und flach und kalt.
    Sein Vater rappelte sich hoch und kam auf ihn zu.
    »Lüg mich nicht an, du kleiner Scheißhaufen. Du stehst hier rum und belauschst uns. Du hast doch einen Dachschaden. Was ist bloß mit dir los?«
    »I-i-ich weiß nicht«, stammelte Dennis mit tränenerstickter Stimme. Am liebsten hätte er sich umgedreht und wäre weggerannt, aber er hatte Angst. Wenn er ganz still dastand, dann würde sich sein Vater vielleicht beruhigen. Wenn er dagegen weglief, würde ihm sein Vater bestimmt nachlaufen, und dann würde er ihn grün und blau schlagen.
    »Du bist so ein nichtsnutziger dummer Bengel. Ich geb mir alle Mühe mit dir, und du reißt einer Toten den Finger ab. Was stimmt eigentlich nicht mit dir?«
    Dennis antwortete nicht schnell genug. Vielleicht war es aber auch egal. Sein Vater würde sich nicht mehr beruhigen. Seine Wut würde nicht verrauchen. Da half nichts.
    »Ich hab dir eine Frage gestellt«, brüllte er. »Antworte mir!«
    Aber er ließ Dennis gar keine Gelegenheit dazu. Er versetzte ihm eine so heftige Ohrfeige, dass der Junge hinfiel, dann trat er ihn, immer wieder, die Spitze seines Stiefels traf mit der Wucht eines Vorschlaghammers auf Dennis’ Rücken und Hintern.
    »Hör auf, Frank!«, schrie seine Mutter. »Er ist doch noch ein Kind!«
    Sein Vater wirbelte herum und richtete seine Wut auf sie.
    Dennis rappelte sich auf und rannte zur Hintertür hinaus. In seiner Hast stolperte er über seine eigenen Füße und fiel die Betonstufen hinunter. Bumm! Bumm! Sein Kinn knallte auf eine Stufe und dann auf noch eine, die Haut platzte auf.
Als er unten landete, biss er sich auch noch so auf die Zunge, dass er Blut schmeckte.
    Aus dem Haus hörte er das Weinen seiner Mutter und das Geräusch von Tellern, die vom Esstisch auf den Boden flogen.
    Eine ganze Minute lang bewegte sich Dennis nicht. Er lag im feuchten Gras und glaubte, dass er jeden Augenblick anfangen würde zu heulen. Aber es war, als sei in ihm etwas zerbrochen und er könnte nichts mehr fühlen. Er stand auf und humpelte um das Haus herum zu der Eiche.
    Es war sehr viel schwieriger, den Baum hochzuklettern, als herunterzukommen. Er musste dreimal springen, bis er den tiefsten Ast endlich mit den Fingern erreichte. Keuchend und sich windend, versuchte er, ihn besser zu fassen zu kriegen, und zog sich dann hinauf. Wenn sein Vater in diesem Moment aus dem Haus käme, würde er ihn totschlagen.
    Die Angst trieb ihn an, und er zog sich so weit nach oben, dass er ein Bein über den Ast schwingen konnte. Dann war er endlich in dem Baum und kletterte hinauf. Dass es dunkel war, machte ihm nichts aus. Er kannte jeden einzelnen Ast.
    Er musste verschwinden. Er musste an einen Ort, wo ihn sein Vater nicht finden konnte. Er würde zu seinem Versteck gehen und dort warten, bis der Sturm vorbei war. Er musste sich ziemlich strecken, um das Fensterbrett vor seinem Zimmer zu erreichen. Wenn er jetzt ausrutschte und fiel, wäre er bestimmt tot. Er hätte nicht einmal sagen können, ob ihm das etwas ausmachte.
    Wie eine Schlange wand er sich durch das offene Fenster und fiel auf den Boden. Von unten konnte er hören, wie sein Vater seine Mutter verprügelte. Er brüllte, sie heulte. Und noch ein Schlag und noch einer und noch einer!
    Dennis richtete sich auf und kletterte in seinen

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