Schwaerzer als der Tod Thriller
nie eingefallen, dass sie einen Mann küssen oder ihn Sachen mit sich machen lassen könnte. Aber das hatte sie getan, und wie. Hure.
Jetzt stand Dennis in der dunklen Küche und beobachtete seine Eltern im Esszimmer. Wenn er zur Treppe wollte, musste er am Esszimmer vorbei, und dann hätte ihn sein Vater entdeckt. Er würde wieder rausgehen und den Baum hochklettern müssen, um in sein Zimmer zu kommen. Aber jetzt stand er erst einmal da und beobachtete seine Eltern durch den Türrahmen, was so aussah, als ob sie auf einer Bühne stehen würden.
Sein Vater saß immer noch am Esstisch, immer noch in Uniform, immer noch trank und redete er. Seine Mutter saß immer noch auf ihrem Stuhl. Die Teller, Töpfe und das Essen standen immer noch auf dem Tisch.
Kaum dass sein Vater von der Arbeit nach Hause gekommen war, hatte er zu trinken angefangen. Das verhieß nie etwas Gutes. Das Abendessen war total eklig gewesen. Noch halb gefrorener Hackbraten. Sein Vater hatte eine Gabel voll in den Mund geschoben, das Gesicht verzogen, dann war er aufgestanden, hatte den Teller mit dem Hackbraten zur Hintertür getragen und in den Garten geworfen.
Er arbeitete schwer. Alles, was er am Ende des Tages wollte, war eine anständige Mahlzeit. Ist das vielleicht zu viel verlangt?, hatte er Dennis’ Mutter gefragt. Sie war den lieben langen Tag zu Hause gewesen. Bekam sie wirklich nicht den Arsch hoch und schaffte es nicht einmal, diese eine kleine Sache für ihn zu tun?
»Bist du bescheuert, oder was?«, fragte er sie jetzt.
Dennis’ Mutter weinte leise vor sich hin. »Es tut mir leid, Frank. Was hätte ich denn tun sollen?«
»Nicht mit ihm reden, bevor du nicht mit mir geredet hast!«, sagte er, wobei er kaum lallte, obwohl er schon seit Stunden trank.
Sein Vater vertrug eine ganze Menge.
»Vor diesem Klugscheißer Mendez steh ich jetzt wie ein Idiot da.«
»Es tut mir leid, Frank.«
»Und plötzlich fällt mir Dixon in den Rücken, dieser Verräter! All die Jahre, und dann wendet er sich gegen mich wie ein verdammter Verräter!«
»Er sollte mehr Respekt vor dir haben.«
»Ich habe keinen einzigen Eintrag in meiner Akte! Keinen einzigen. Aber das zählt ja nicht, und warum? Weil ich diese blöde kleine Schlampe angehalten und ihr einen Strafzettel verpasst habe!«, sagte er. Er sah erstaunt aus, schockiert von der Vorstellung, dass etwas so Unbedeutendes einen solchen Einfluss auf sein Leben nehmen konnte.
»Das stimmt, Frank. Das ist nicht gerecht«, murmelte seine Mutter.
»Dixon hat mich von den Ermittlungen abgezogen«, murmelte sein Vater in sein Whiskeyglas. »Weil Dennis diesen Finger hatte. Und weil ich dieser blöden Schlampe einen Strafzettel ausgestellt habe. Sie ist eine Hure. Huren passieren nun mal schlimme Sachen.«
Er drehte sich um und sah Dennis’ Mutter an. »Stimmt’s, oder stimmt’s nicht, Sharon?«
»Ja, Frank.«
»Die haben’s nicht besser verdient.«
»Ja, Frank, du hast vollkommen recht.«
»Und jetzt kommst du auch noch daher und ziehst mich in den Dreck. Und das nur, weil du dein blödes Maul nicht halten kannst.«
»Es tut mir leid. Das war dumm. Ich habe nicht nachgedacht.«
»Das tust du nie.«
Seine Mutter war so dumm. Sein Vater war stolz auf das, was er war. Er war stolz darauf, Chief Deputy zu sein. Die Leute respektierten ihn und sahen zu ihm auf. Seine Mutter hätte es besser wissen müssen.
Sein Vater goss sich Whiskey nach und trank einen Schluck.
»›Das übliche Verfahren‹«, murmelte er. »›Nimm’s nicht persönlich, Frank. So sind die Vorschriften.‹«
Er stand auf und lief hin und her, das Glas, das fast bis an den Rand gefüllt war, in der Hand. Der Whiskey schwappte über und tropfte auf den Dielenboden.
»Vorschriften!«, sagte er. »Scheißchilifresser. Ich will nicht, dass du auch nur noch ein Mal mit diesem Arschloch redest. Kapiert?«
»Ja, Frank.« Seine Mutter sprach so leise, und ihre Stimme zitterte so sehr, dass sie kaum zu verstehen war.
»Was?« Sein Vater hielt eine Hand ans Ohr und vergoss dabei noch mehr von seinem Whiskey. »Ich hör dich nicht, blöde Kuh. Sprich gefälligst so, dass man dich hören kann!«
»Ja, Frank!«
»Das Arschloch wird versuchen, mir diesen Mord anzuhängen. Wart’s nur ab«, sagte er. »Hältst du mich vielleicht auch für einen Mörder?«
»Nein!«, rief sie erschrocken und senkte die weit aufgerissenen Augen auf ihren Teller.
»Sieh mich an, wenn du mit mir redest«, befahl er ihr. »Hältst du mich
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