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Schwätzen und Schlachten

Schwätzen und Schlachten

Titel: Schwätzen und Schlachten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Roßbacher
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so viele Jagdunfälle passierten, weil jeweils Onkel Jodok mit von der Partie war.
    Glaser kam die breite Treppe herunter, deine Oma sagt, ich soll dir bei was helfen, sagte er.
    Richtig, sagte Sydow erfreut, keine große Sache, wir ziehen nur eine Horde überspannter Kinder mit einem zentnerschweren Schlitten über Land.
    Glaser betrachtete von der Treppe aus die Kinder unten in der Diele, die erwartungsfroh zu ihm hinaufschauten. Die eine Hälfte steckte schon schwer vermummt und mit Schal und Mützen zum Verstummen gebracht in Schneeanzügen, die andere machte sich gerade daran, die Schlittenfahrt in Hausschuhen anzutreten. Dann kam er ganz herunter, durchquerte die Halle und fischte ein paar von der Tür weg. Er zog seine Stiefel an und ging über den Hof hinüber in den Schuppen, betrachtete den Schlitten.
    Soll da nicht ein Pferd vorne dran?, rief er.
    Ihr wartet hier, Kumpels, sagte Sydow zu den Kindern. Er wankte Glaser hinterdrein, ein fertig verpacktes Kind turnte ihm auf den Schultern herum, zwei weitere hangelten noch ohne Schuhe an je einer Hand, er schaute entmutigt auf den riesigen Schlitten.
    Wie ich meine Oma kenne, stellt sie sich vor, wir beide ersetzen das Pferd, sagte er, ich glaube, so was versteht meine Oma unter einer Gaudi, sie ist da ähnlich pervers wie Onkel Jodok und ich vermute, das versteht sie auch unter starken jungen Männern, für die so was doch ein Klacks ist.
    Ich bin nicht mehr so jung, ich bin schon ein Fall für Filine die Schwimmnudel, gab Glaser zu bedenken, frag meine Versicherung.
    Erzähl das mal meiner Großmutter, die faltet deinen Versicherungsbeamten derart zusammen, dass er dir die Arbeitstauglichkeit auf dem Bau attestiert bis hinauf ins hohe Alter.
    Im ersten Stock öffnete jemand ein Fenster und Frau von Sydow schaute heraus, das Ross ist im Stall drüben!, rief sie herunter.
    Sydow reichte die beiden Kinder an Simon weiter und nahm das dritte von den Schultern auf den Arm, er trat aus dem Schuppen in den Hof, legte die Hand über die Augen, das Kind legte auch die Hand über die Augen und sie schauten zusammen durch das dämmerige Schneegestöber hinauf zum offenen Fenster, was für ein Ross?, rief Sydow, das sagt man übrigens nicht mehr! Und in was für einem Stall?
    Was für ein Ross?, echote das Kind begeistert, in was für einem Stall?
    Das habe ich ausgeliehen, vom Verwalter, rief seine Oma herunter, drüben, in den alten Ställen, ein feines Pony! Es heißt Anneliese!
    Das könnte auch durchaus eine weitere Tante sein, sagte Sydow zu dem Kind, es nickte. Er ging zu besagten Stallungen und, Tatsache, ein Ross, ein Miniaturpferd stand da und freute sich mit vielen gelben Zähnen, sie beide zu sehen.
    Bestens, sagte Simon Glaser zufrieden, er stellte die beiden Kinder wieder in der Diele ab, anziehen, sagte er, gleich gehts los! Sodann machte er sich daran, das Ross und den Schlitten irgendwie miteinander in Einklang zu bringen, gottlob eilte mit wallenden Röcken Tante Hildegard herbei, sie kannte so was von ihrem Ökohof, sagte sie zu Glaser, auf dem Markt ist das die Attraktion für Jung und Alt!
    Von wegen, murmelte Sydow zu einem Kind, das er gerade in seinem Anorak einschloss, sie kennt das von ihrem wilden Männergespann, mit dem jagt sie bei sich zu Hause im Spessart über die Weiler und wirft Gebildebrote wie Popos in die staunende Menge.
    Warum?, fragte das Kind mühsam zwischen Schal und Mütze hervor.
    Lass dich gar nicht erst darauf ein, sagte Stanjic von der Diele her, einmal auf ein Warum geantwortet und es gibt kein Entkommen mehr.
    Woher weißt du das.
    Aus meinen inneren Monologen.
    Verstehe. Wir wissen es auch nicht, sagte Frederik Sydow zu dem Kind, frag nachher Tante Hildegard, das erklärt sie dir am besten selbst.
    Ich komme auch mit, sagte Stanjic, er stieg in seine Winterstiefel und schlüpfte in die Lammfelljacke, das macht bestimmt großen Spaß!
    Bestimmt, sagte Sydow. Wir werden uns verirren. Kinder werden vom Schlitten fallen, der Gaul wird durchgehen, etliche von uns beißen und irgendwo im Wald verschwinden. Wir werden aufgrund der hereingebrochenen Dunkelheit weder den Weg nach Hause noch die verlorenen Kinder wiederfinden, so viel Spaß.
    Ach komm, Stanjic klopfte ihm gut gelaunt den Rücken, das ist deine gewohnheitsmäßige Weihnachtsabwehr, du siehst das viel zu pessimistisch. Wie heute früh mit dem Auto, reinweg gar nichts ist passiert.
    Meine Oma hat gesagt, die Leute wären kreischend auseinandergesprungen und die

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