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Schwätzen und Schlachten

Schwätzen und Schlachten

Titel: Schwätzen und Schlachten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Roßbacher
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Gulasch, wenn du frech wirst, sagte sie.
    Frederik von Sydow schüttelte bekümmert den Kopf, Schwangerschaftsgelüste, sagte er durchs Megafon, es verlangt uns das Letzte ab, Männer.

109. Frau von Sydow ist in Wahrheit eine Außerirdische

    Punkt zwei Uhr verließen sie unter Mitnahme diverser Blechdosen und Schachteln die tipptopp geschniegelte Küche und versorgten die Ausbeute des Tages in der Speisekammer. Sydow wankte in den Salon, warf sich dort auf den Diwan vor dem Kamin und verlangte nach einer Kompresse.
    Kommt nicht infrage, sagte seine Oma, sie sortierte auf dem Tisch den Baumschmuck, in zehn Minuten geht ihr die Tanne schlagen.
    Ohne mich, ich bin völlig erledigt.
    Natürlich mit dir, hier herinnen gehst du nur im Weg um, hier müssen wir umstellen, damit der Baum Platz hat.
    Ich kann mich ja auf mein Bett legen.
    In deinem Bett liegt Anna.
    Und warum?
    Weil sie sich ausruhen muss.
    Kein Problem, dann ruhen wir uns zusammen aus.
    Mit dir zusammen kann man sich nicht ausruhen.
    Ich kann mich mit Anna auch nicht ausruhen, es gibt zahllose schöne Möglichkeiten, sich mit Anna nich t auszuruhen, ich denke da an –
    Kann schon sein, aber nicht für dich. Ich habe dich umquartiert. Wenn Wolfgang kommt, brauchen sie das große Zimmer, du schläfst bei Simon.
    Wenn Wolfgang kommt, wenn Wolfgang kommt! Und wenn er nicht kommt?
    Warum sollte er nicht kommen? Seine Oma drehte sich zu ihm herum, sie hielt den hässlichen Engel in der Hand, feixend lachte er Sydow ins Gesicht.
    Vielleicht, weil er Angst gekriegt hat. Diese neue Verantwortung, das macht ihn fertig, er hat es sich anders überlegt, er will gar kein Kind, er will jung sein und ungebunden.
    Frau Sydow widmete sich wieder dem Tandwerk, wieso sollte er das wollen. Jung und ungebunden sein ist kein Honigschlecken, er kann froh sein, dass er das glücklich hinter sich hat.
    Wem sagst du das, murmelte ihr Enkel, er hatte die Augen geschlossen und den Arm übers Gesicht gelegt.
    Du, seine Oma deutete mit einer Hand voll Lametta auf ihn, du bist ungebunden und nicht mehr jung, das ist noch viel schlimmer.
    Danke, Omi, du baust mich einfach immer wieder auf, Sydow stemmte sich aus dem Sofa und ging schlapp Richtung Tür. Ich gehe lieber den Baum schlagen, und wenn ich alles allein machen muss, nichts knüppelt einen derart nieder wie zehn Minuten in deiner Gesellschaft.
    Gut so, ein junger Mann sollte nicht bei seiner Oma in der Stube hocken, wie sieht das aus.
    Ich denke, meine Jugend ist gelaufen.
    Mit dreißig, ich bitte dich, wenn das nicht mehr jung ist, dann bin ich eine alte Frau.
    Du hast vollkommen recht. Das würde von dir sicher niemand behaupten, weil es heißt immer, im Alter wird man mild, nett und weise, alles Eigenschaften, die bei dir nicht auch nur im Geringsten zu konstatieren sind.
    Werd nicht frech.
    Ich bin jung, ich darf das.
    Frederik. Du raubst mir noch –
    Sydow zog die Tür hinter sich zu und schlurfte den Flur entlang Richtung Diele, von wegen, murmelte er vor sich hin, diese Frau hat keine Nerven. Keine Nerven und keine Gefühle, sie ist ein Alien, von einem fremden Stern entsandt, der in meinem Horoskop irgendeine gemeine Rolle spielt. Sie ist mein schwieriges Umfeld, weil ich in der falschen Minute zur Welt kam. Eine halbe Stunde vorher und ich wäre geboren in einer Konstellation, die statt ihrer jemanden wie Tante Hildegard vorgesehen hat, freundlich, einfühlsam und voller guter Eigenschaften. Tante Hildegard backt seit Hunderten von Jahren schon die schönen Nervenkekse, die haut nichts um und sie haut niemanden um, höchstens, er sah Tante Hildegard in der Jodeljoppe mit der restlichen AG Baumschlag plaudernd in der Diele auf den Abmarsch warten, höchstens einen Tannenbaum. Und zwar mithilfe ihrer Gedanken, das nenn ich Nervenkraft!

110. Ein Pferd namens Anneliese

    Sie zogen ab und schlugen unter großem Hallo einen währschaften Baum, sie zogen zurück und pflanzten ihn in den umgeräumten Salon, sodann wurde geschmückt, was das vielgestalte Sortiment an Baumschmuck hergab.
    Es gab wie immer Streit um die Farbwahl, warum nicht einmal stilvoll in Blau und Silber, irgendjemand hätte es immer gerne einen Tick stilvoller, in Rot und Gold oder alles violett oder nur weiß. Wie immer war er schlussendlich bunt, wie immer wurde vorgeschlagen, diesmal doch kein Lametta, wie immer fragte dann einer entgeistert, wo denn bitte schön das Lametta, und wenn kein Lametta, kann man Weihnachten ja gleich streichen, wie immer biss

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