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Schwätzen und Schlachten

Schwätzen und Schlachten

Titel: Schwätzen und Schlachten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Roßbacher
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Flinkster. Von Car-Sharing Flinkster.
    Der Mann an der Ampel, sagte David, der Mann, der in der Schlange immer hinter uns steht. Sie schauten sich an.
    Er ist hier, flüsterte Frederik.
    Ja, sagte David, ich fürchte ja.

117. Boccia ist auch ein Sport

    Frederik und David hatten am 25. bis spät in die Nacht hinein gepuzzelt. Sie hatten alle neuen Informationen in ihr System eingespeist, die da waren:
    Schreib auf, sagte Frederik. Er lag neben dem Mosaik und schaute an die Decke. Der Mann von der Kreuzung fährt einen Leihwagen der Firma Flinkster. Das lässt zwei mögliche Schlüsse zu: entweder, er ist nicht aus Berlin, oder aber, er ist aus Berlin, besitzt aber keinen eigenen Wagen.
    Wagen, sagte David zufrieden, die Amerikanisierung und die falschen Bücher schreiten fort, Wagen, er schrieb es auf.
    Jaja, sagte Frederik, jetzt ist nicht die Zeit für Rangeleien zwischen dir und mir, jetzt müssen wir uns eisern zusammenschließen, um mit doppelter Kraft –
    Okay, weiter, sagte David.
    Der Mann an der Ampel ist mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit auch der Mann, der immer hinter uns in der Schlange vor der Ampel steht. Nennen wir ihn also die Unbekannte X. Er scheint uns also a: zu verfolgen und b: –
    Keinen Wert darauf zu legen, dass wir es nicht merken, fügte David an.
    Richtig. Immerhin steigt er jedes Mal aus dem Flinkster und läuft damit Gefahr, von uns wiedererkannt zu werden.
    Was, und das ist natürlich beschämend für uns als Profiler, wir nicht getan haben. Wir haben ihn nicht wiedererkannt, ein ums andere Mal nicht.
    Man könnte meinen, sagte Frederik, er drehte sich auf den Bauch und stützte die Hände aufs Kinn, man könnte meinen, er mache sich einen Spaß daraus.
    Aus was.
    Aus unserer Blödheit.
    Ich finde das nicht besonders spaßig.
    Ja, du nicht, aber er vielleicht. Er hat einen anderen Sinn für Humor.
    Komischer Humor.
    Ja, das sollten wir notieren, eventuell mit einem Fragezeichen, weil: ist das überhaupt noch Humor?
    Was könnte es sonst sein?
    Durchtriebenheit. Übersteigertes Größenselbst.
    Größenselbst , notierte David, das ist tiefster Psychojargon, und das von dir!
    Wir kommen hier nicht darum herum, alle Strippen zu ziehen, da müssen die Animositäten über Bord, ich sage also: Ja zum Psychojargon, Ja zur Psychoanalyse, ja, ich sage Ja zur Psyche schlechthin und das war nicht immer so. Aber zurück zur Unbekannten X: Er scheint sich seiner Sache sehr sicher zu sein.
    Was aber ist seine Sache?
    Das versuchen wir doch gerade herauszufinden, immer mal langsam mit die jungen –
    Frederik!, rief David entgeistert, das Modul gewinnt die totale Herrschaft über dich!
    Ja, ich dachte, ich sollte die Zügel mal abgeben, es kann nur besser werden. Weiter: Er scheint uns also zu verfolgen. So weit, so eindeutig. Warum? Das ist unklar, schreibe es als Frage auf.
    Dann: Grieg. Was hat die Halle des Bergkönigs mit all dem zu tun, was der Film von Fritz Lang?
    David legte sein Notizbuch zur Seite. Er saß im Schneidersitz auf dem Boden, mit dem Rücken gegen den Kachelofen gelehnt. Sie hatten – toi, toi, toi – die Physik auf ihrer Seite, die Wärme würde gewohnheitsgemäß aufsteigen und das Zimmer erwärmen, mit den höher gelegenen Wärmezonen zirkulieren und nicht durch das Loch im Boden nach unten in den zweiten Salon entfleuchen. Der Fußboden war dennoch kalt, er hatte sich ein Fell untergelegt, vermutlich Bär.
    Von unten kam ein kleiner Krawall. Frederik robbte auf dem Bauch zum Loch und spähte hinunter in den zweiten Salon. Fünf Kinder waren ins Zimmer gestürmt, rannten um den Billardtisch mitsamt Wasserbottich und wieder zur Tür hinaus.
    Wenn, sagte David langsam, nur wenn. Wenn also der Mann X ein übersteigertes Größenselbst hat. Wenn er sich seiner Sache sehr sicher ist. Wenn er – spielt. Mit uns, mit unserer Blödheit, wenn er einen schlechten Witz macht oder aber schaut, wie weit er gehen kann, wenn er, kurzum, ein Spieler ist.
    Ja? Frederik hatte sich wieder aufgesetzt und betrachtete versunken das Fliesenwerk.
    Dann können wir vielleicht annehmen, dass auch ebendieses Motiv eine seiner Spielereien ist.
    In der Halle des Bergkönigs?, fragte Frederik, wie meinst du das.
    Kann sein, dass ich mich täusche, aber wenn wir die drei Komponenten zusammenführen, also erstens: Bei der Auskunft läuft immer In der Halle des Bergkönigs , zumindest seit einiger Zeit. Zweitens: Bei Lang muss der Mörder immer dieses Stück pfeifen, wenn er morden muss. Drittens,

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