Schwätzen und Schlachten
textintern lösen?
Ganz einfach, sagte Olaf, David sagt: Mein Analytiker, Dr. Huhn.
So ein Zufall, sagt daraufhin Frederik lachend, mein Analytiker heißt auch Dr. Huhn!
Aus die Maus. Olaf schaufelte sich löffelweise Zucker in seinen Kaffee, das reicht vollkommen.
Ich starrte ihn an, woher, sagte ich beeindruckt, woher weißt du, dass die beiden den gleichen Analytiker haben?!
Aber was, das ist doch nur eine elegante – er ließ den Löffel sinken, schaute mich an, das ist nicht dein Ernst, oder? Er schob angewidert sein Kaffeegedeck von sich, ich hätts wissen müssen, Frederik ist schon seit Jahr und Tag bei Dr. Huhn, stimmts?
Klar, der macht seine Zehnerkarte voll, ein Jahr gratis.
Mein Lektor sagte etwas, das ich bisher nur aus Asterix kannte, er sagte: Hmpf.
Mag sein, sagte Frederik ungerührt, aber lass jetzt mal dein persönliches Betroffenheitsgejammer. Wenn es stimmt, dass sie es jetzt so macht, wenn es stimmt, dass sie es früher schon so gemacht hat, dann ist: die Unbekannte X, unser Joseph, einmal ihr Freund gewesen. Später ist er entweder nicht mehr ihr Freund gewesen oder – tja. Eigentlich gibt es nur diese Möglichkeit.
Wieso, es kann doch auch sein, dass er einfach nur nicht mehr mit ihnen gearbeitet hat.
Ja, aber ist es realistisch, das getrennt zu sehen? Bei der Art von Filmen? Ich würde sagen: nein. Und da wir eine These brauchen, sage ich: Sie haben zusammengearbeitet und sie und er waren ein Paar. Dann waren sie kein Paar mehr und sie haben nicht mehr zusammengearbeitet, dafür aber mit einem anderen Protagonisten. So weit so gut. Weiters haben wir diese Dias, schwer zu sagen, aus welcher Zeit die stammen, aber da in dem Text das Josephmotiv vorkommt und also die Verführung durch Gabriel, scheint er darauf reagiert zu haben, und zwar eifersüchtig reagiert. Was sagte der Text noch?
Dass das Kind ihm fremd bleibt, sagte David. Aber ich weiß nicht genau, inwiefern dieser Text wirklich chronologisch ist, es gibt schon auch so ein zärtliches Denken an das Kind. Und dann allerhand Gewalttätiges, am Brunnen – ich habe das übrigens recherchiert, es gibt in Leipzig tatsächlich so einen Brunnen, wie er da beschrieben ist, vor dem Gewandhaus, mit Wassermännern und geflügelten Pferden.
Gut, was noch?
Eine Szene fand ich gruselig, das war die Beschreibung eines Abends im November, er geht die Mozartstraße entlang – auch die gibt es in Leipzig – und es fliegen so viele Krähen am Himmel, dass alles schwarz wird davon.
Ach!, sagte Frederik, er versuchte sich zu erinnern.
Ja, sagte David und –
Ach! sagte Frederik, bei Simon in der Küche. Jetzt fiel es ihm wieder ein. Wie er ihm über den Mund gefahren war, als er von Vögeln sprach, die einen Mann überfallen.
Das schreibst du jetzt natürlich nicht alles im O-Ton hin, das interessiert ja kein Schwein, sagte Olaf, das fasst du mal hübsch –
Knackig, soufflierte ich ihm –
– hübsch knackig zusammen und weiter gehts!
Schwer zu sagen, meinte David, nachdem er Frederiks knackige Zusammenfassung des damaligen Gesprächs gelauscht hatte.
Na, muffelte Olaf, das war jetzt aber ein bisschen sehr knackig.
Je knackiger, desto besser, sagte ich.
Schon richtig, wandte er ein, aber das ist nicht zusammenfassen, was du da machst, du lässt Frederik zusammenfassen und sagst, er hat zusammengefasst.
Stimmt doch.
Er raufte sich die Haare, ich sehs direkt kommen, unsere Leser werden uns tagein, tagaus ratlos antelefonieren, uns mit Mails bombadieren und mir vor meinem privaten Heim auflauern, sie werden fragen: Was genau steht denn nun eigentlich in diesem Schlachten text, wieso können wir nicht selbst lesen, was darin steht, warum habt ihr den nicht als Anlage mit ins Buch gelegt, hm?
Ja, wieso eigentlich?
Ich bereue es eh schon. Na ja, vielleicht müssen wir irgendwann ein gesondertes Buch daraus machen, ich weiß auch schon einen Titel.
Ah ja.
Ja. Der arme Josef.
Interessant, sagte ich.
So was schüttel ich mir nichts, dir nichts aus dem Ärmel, sagte er.
Interessant, sagte ich.
Also weiter im Text:
Schwer zu sagen, hatte David also gesagt, nachdem er Frederiks Zusammenfassung des damaligen Gesprächs gelauscht hatte. Wenn wir, sagte er, Simon noch verdächtigten, wäre das ein mächtiges Indiz. Sollen wir ihn wieder verdächtigen?
Nein, lass mal, Frederik ging ein paar Schritte im Zimmer herum und betrachtete das Muster, es war schon weit gediehen, es sah vielversprechend aus. Ich würde
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