Schwätzen und Schlachten
Michael.
Insgeheim hakte Frederik alles ab, jede einzelne Kachel hakte er ab und ginge es hier um Stadt Land Fluss oder ein ähnlich geselliges Freizeitvergnügen, hätte er bei jeder hier zutage tretenden Information, die sich mit ihren Thesen deckte, gerufen: Treffer!
Dann wurde die Liaison aufgelöst – offensichtlich auf Wunsch Katharinas –, was sowohl zu einem Bruch in der Arbeits- wie auch in der Freundschaftsbeziehung führte, ein Bruch also auf jeder Ebene. Sie, Katharina und Simon, hatten sich daraufhin einen anderen Kompagnon gesucht –
Nein, antwortete Katharina auf die Frage des Beamten, mit diesem sei sie nicht liiert gewesen.
Nein, antwortete sie auf die darauf folgende Frage, sie sei nach Abbruch der Beziehung zu Michael Kowalski erst mal überhaupt nicht liiert gewesen, es sei, falls er das meine, nicht die amouröse Übertragung ihrer Gefühle auf einen anderen Mann der Grund für die Trennung gewesen.
Der Polizist fragte –
Ob das etwas zur Sache tue, fragte sie zurück.
Offensichtlich, antwortete der Beamte, immerhin haben wir einen Toten. Wir haben einen toten Mann, der offensichtlich weder zur Jagdgesellschaft gehört, noch sich um die entsprechenden Warnschilder zu kümmern schien, der einfach mitten durch das Jagdgelände spazierte, und das alles ohne einen ersichtlichen Grund dafür. Das Einzige, was ihn hier mit irgendwas verbindet, scheinen Sie zu sein und Herr Glaser. Alles tut etwas zur Sache, was dabei hilft, den Fall zu klären.
Der Grund für die Trennung, wiederholte Katharina. Es war eine schwierige Beziehung.
Was sie damit meine.
Sie erläuterte die schwierige Beziehung.
Ich glaube, sagte Olaf, er strich die folgenden Erörterungen großzügig durch, das können wir en détail weglassen, wer will schon ein Buch über schwierige Beziehungen lesen.
Nun ja, sagte ich argwöhnisch, viele, Bücher über schwierige Beziehungen gehen weg wie warme Semmeln.
Ernsthaft? Olaf schaute überrascht auf, er dachte kurz nach, dann betrachtete er unseren durchgearbeiteten Papierstapel, meinst du, fragte er beklommen, wir machen irgendwas falsch? Ich meine, man kann nicht gerade sagen, dass es in diesem Machwerk besonders viel um schwierige Beziehungen geht.
Ob wir was falsch machen, fragte ich perplex zurück, alles! Lieber Olaf, wir machen alles falsch! Dickes Buch: eh ganz schlecht, Ironie: kann man total in den falschen Hals kriegen, Klamauk: hat schnell die Air von Oberflächlichkeit, dann deine Liste mit den politischen Inkorrektheiten: quasi ein gerader Schuss ins Bein, Albernheiten, Kindereien, mangelnder Ernst, heillose Verwicklungen usw., wir machen, sagen wirs, wies ist, rundherum alles falsch.
Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt und starrte versunken auf die Coverentwürfe, die der Verlag uns zugesendet hatte, auf einem schaute einem ein Revolver fadengerade ins Auge, knallte einen ab. Dann hob er den Kopf, er grinste mich an und sagte: Wir machen alles falsch, meine Liebe? Also gut! Wenn wir schon untergehen, dann mit Musik! Lass es krachen, lass es, wenns dem Ende zugeht, so richtig krachen, ja?
Okay, sagte ich erfreut, okay!
Es ist zweifellos immer vertrackt, jemandem eine Beziehung zu erläutern, wenn er nicht drinsteckt. Es ist, dachte David, während er mulmig den Erläuterungen lauschte, auch tierisch vertrackt, jemandem eine Beziehung zu erläutern, der drinsteckt. Dann fiel ihm ein, dass Mulmigkeit, wie schon sein Biologielehrer so trefflich zu sagen wusste, ein ausschließlich weibliches Leiden ist, und warf es über Bord. Er lauschte Katharinas Erläuterungen einer schwierigen Beziehung und dachte an Klara, an sich und an Klara und ihre gemeinsame und unerläuterte Beziehung. Er dachte, es ist schier unmöglich, eine schwierige Beziehung zu erläutern, aber man muss es versuchen, es ist, sagte er sich mutig selbst, das Benennen die halbe Miete.
Er war ein Borderliner, schaltete sich Simon irgendwann in die Erläuterungen ein, ein kreativer Kopf, sicher, aber schwerst gestört.
Ob es dafür irgendeinen medizinischen Befund gebe.
Sicher, sagte Simon. Am besten, Sie setzen sich mit der Psychiatrie in Verbindung.
Er war in der Psychiatrie, fragte der Beamte nach.
127. Das Verhör
Offensichtlich. Nachdem er bei Katharina Fitzwilliam –
Sie hieß damals übrigens noch Pückler, vermutlich aus einer direkten Linie abstammend von Fürst Pückler, ich hätte das gerne für Sie, lieber Leser, recherchiert, aber mein Lektor hat gesagt:
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