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Schwätzen und Schlachten

Schwätzen und Schlachten

Titel: Schwätzen und Schlachten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Roßbacher
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Kunsthandwerk, Rotkäppchen und der Wolf in einer sehr vereinfachten Deutung, der Wolf natürlich als potenzieller Verführer mit einem riesigen Schwanz, solche Sachen, Leitern, auf die man klettern kann und oben hängt dann ein Fernrohr zum Durchschauen, uns hat das nicht besonders interessiert.
    Wenn man durchs Fernrohr schaute, erinnerte sich Frederik an das diesbezügliche Plakat bei Simon in der Wohnung, in einer Schublade, in der er an einem Abend herumkramte, sah man ein Wort, es hieß: Oha. Kunsthandwerk, ganz richtig, er fand so was auch furchtbar, er fand Kunst einfach furchtbar.
    Severin indes, fuhr nun Simon wieder fort, war ein Glücksfall, aus der Zeit mit ihm stammen eigentlich die besten Filme. In einigen davon kamen dann auch seine vorherigen Installationskünste vor, besagter Wolf beispielsweise, er war – ganz im Unterschied zu den anderen ortsansässigen Künstlern, die in der ehemaligen Kirche ausstellten – ein hochironischer Mensch. Was man von den übrigen wirklich nicht sagen konnte.
    Severin war dann dein Freund, sagte David hinüber zu Katharina auf dem anderen Sofa. Was kümmerten ihn ortsansässige Künstler, ironisch oder nicht, war ihm doch egal, aber er bemühte sich um Neutralität und Harmlosigkeit, keine leichte Sache, wenn man weder neutral ist noch irgendwas harmlos findet, es klang also eher nach einer fiesen Anschuldigung, Severin war dann dein Freund!, beschuldigte er Katharina fies.
    Nein, sagte Katharina überrascht, sie schaute auf, wie kommst du darauf?
    Die Filme, sagte Frederik, in den Filmen ist er dein Freund, oder nicht. Und dann warst du auch schwanger von ihm.
    Ich?, sagte Katharina erstaunt, schwanger? Von Severin? Wie kommst du denn darauf?
    In Israel, beharrte Frederik, er warf David einen Blick zu, in Israel warst du schwanger. Von Gabriel, ach was, von diesem Severin.
    In Isra– begann Katharina, sie brach ab. Ach du meine Güte. Sie und Simon schauten sich an, hast du –
    Nein, sagte Simon, ich habe – dann griff er sich an die Stirn, er stand von seinem Stuhl auf, er schaute Frederik an, er schaute David an, dann schaute er Katharina an. Jetzt verstehe ich, sagte er, jetzt fügt sich alles zusammen! Ständig die unabgeschlossene Tür! Kaffee, der immer weniger wird, obwohl ich selbst ihn nicht trank, ihr wart ständig in meiner Wohnung, habt da herumgeschnüffelt!
    Stimmt, sagte Frederik.
    Aber warum? Simon stand jetzt vor dem Kamin, er hatte die Hände in die Hüften gestemmt, warum in aller Welt?!
    Wir hatten dich im Verdacht, sagte Frederik.
    Im Verdacht? Mich?! Was für ein Verdacht überhaupt?
    Tja, also, ich zuerst nicht. Frederik schaute zu David hinüber, wir dachten, du bist bekloppt, sagte der.
    Ach.
    Ja. Frederik nickte, David hatte diesen Text von dir.
    Welchen – den Text? Den Schlachten text?
    Exakt.
    Und woher bitte?
    Versehentlich eingepackt, sagte David, als ich bei dir ausgezogen bin.
    Versehentlich.
    Ernsthaft! Jedenfalls habe ich mir das durchgelesen und, na ja, das ist doch nicht normal.
    So. Und dann?
    Na ja, dann haben wir dich beschattet, Indizien gesammelt und so.
    Aber warum? Warum denn bitte?!
    Weil du verrückt bist, also warst, also wir dachten das. Dass du eine Gefahr bist.
    Für wen.
    Keine Ahnung, sagte Frederik, für die Gesellschaft. Ehrlich jetzt, ich habe es ja anfangs auch nicht glauben wollen.
    Nicht.
    Nein. Ich dachte, das ist dein krudes Zeug für die Kunst, irgendwas für die Neuen Medien, dein Steckenpferd eben.
    Steckenpferd! Das ist mein Beruf!
    Dass so was unter Beruf läuft, konnten wir doch nicht wissen! Dass man mit so was sein Geld verdient!
    Ich verdiene damit nicht mein Geld!, schrie Simon zurück.
    Natürlich nicht! Wer will denn für so was zahlen!
    Der ist nicht von mir, der Text! Verdammt!
    Eben, sagte Frederik, wieder völlig gelassen, er lehnte sich zurück und tippte leicht mit den Fingerspitzen gegeneinander, das dachten wir dann irgendwann auch. Nachdem wir deinen Computer geknackt und alles in das aperiodische System eingespeist hatten.
    Ihr habt was?
    Das aperiodische System, sagte Frederik, er schlug die Beine übereinander, das ist eine Supersache, David ist darauf gekommen, das war auf deinem Klopapier, also, das aperiodische System ist ein Muster, das –
    Danke, zischte Simon, ich kenne mein Klopapier, ich weiß, was ein aperiodisches System ist! Was ihr mit meinem Computer gemacht habt, will ich wissen, was ihr Herrgott noch mal überhaupt getrieben habt, will ich wissen!
    Ach so. Tja,

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