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Schwätzen und Schlachten

Schwätzen und Schlachten

Titel: Schwätzen und Schlachten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Roßbacher
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Nein.
    Wie, nein.
    Einfach nein.
    Aber es wäre unbedingt angebracht, diese faszinierende Herkunft genauer zu –
    Nein. N.e. i.n. Nein.
     
    – bei ihr also in Leipzig mehrfach in die Wohnung eingestiegen war, sich mehrfach von der Polizei dort wieder hatte abholen lassen und mehrfache Geldbußen dafür anstandslos bezahlte, sie mehrfach die Telefonnummer gewechselt hatte, weil er sie stündlich mehrfach antelefonierte, nachdem sie einmalig den Namen und mehrfach die Wohnung gewechselt hatte und die Spuren verwischt und er sie mehrfach wieder ausfindig gemacht hatte, nachdem er schließlich – einmalig – mit einer gewaltigen Axt bestückt einen Vorgarten verwüstet, ein Treppenhaus zu Kleinholz verarbeitet und in einen dort geparkten Kinderwagen geschissen hatte, war er in die Psychiatrie eingewiesen worden, was nur der erste von mehrfachen Aufenthalten dort sein sollte.
    Warum sie ihn nicht gleich dabehalten hätten, fragte der Polizist.
    Er müsse, sagte Simon gereizt, ihn wohl kaum darüber aufklären, dass niemand, der nicht aus freien Stücken in einer Psychiatrie verweile, dort gegen seinen Willen festgehalten werden könne –
    Außer, sagte der Polizist –
    Ja, außer, hat er aber nie, sagte Simon.
     
    Außer nämlich, er wird tätlich und handgreiflich und dazu zählt weder das mitternächtliche Sitzen in einem fremden Wohnzimmer (er spielte dabei, sagte Simon, gerne in aller Ruhe ein wenig auf dem Klavier, bevorzugt Chopin – vermutlich, wie er überflüssig hinzufügte, als Reminiszenz an seine Herkunft) noch telefonischer Terror und, interessanterweise, auch nicht das innerstädtische Herumtragen und Zweckentfremden einer Axt.
    Dieser letzte Coup allerdings, bemerkte Simon der Ordnung halber, habe zu einem merklich längeren psychiatrischen Aufenthalt geführt, den er jedoch auch, nach Abgeltung der verpflichteten Dauer, auf eigenen Wunsch wieder verlassen habe, allerdings mit der Auflage, sich Katharina auf zwei Kilometer nicht zu nähern.
    Und, sagte der Beamte, hat er sich daran gehalten.
    Wie Sie sehen, sagte Simon müde, hat er sich nicht daran gehalten, immerhin wäre er sonst jetzt nicht tot und erschossen und das keine zwei Kilometer Luftlinie von hier.
    Er war so unendlich müde. Er fuhr sich mit den Händen über das Gesicht, die Haare. Er war müde und hätte er es voraussehen müssen, hätte er ahnen können, was passiert und was geschehen würde?
    Vielleicht.
    Hätte er was sagen müssen, zu Frederik, zu David?
    Sah ganz so aus.
    Und wie kommt es, fragte der Beamte nun weiter, dass Herr Kowalski schlussendlich hier auftaucht, hier, er machte eine ungefähre Bewegung Richtung Schnee und Acker, hier, wo Seen und lauschige Kanäle sich die Hand gaben, Fuchs und Hase sich nicht nur freundlich Gute Nacht sagten, sondern einträchtig aneinandergekuschelt abends Frieden fanden, hier, wo ein mächtiges Haus langsam, aber sicher in sich zusammenfiel und eine zweifelhafte Familie auf groß und glücklich machte.
    Ich weiß es nicht, sagte Simon.
    Aber Sie werden doch eine Vermutung haben.
    Nein.
    Simon mochte nicht mehr. Er würde es Frederik erklären müssen, seiner Oma und der gesamten Familie und vor allen Dingen David, das reichte und dort gehörte es hin.
    Der Polizist grub noch ein wenig nach und war unzufrieden, er witterte pikante Details, spannende Interna und fand sich schwer damit ab, sie hinter Simons versiegeltem Mund zu wissen, es ging noch eine Weile hin und her, aber Sie müssen doch –
    Nein.
    Aber einen Verdacht werden Sie doch wohl –
    Nein.
    Sind Sie Herrn Kowalski innerhalb der letzten Jahre, also nach dem allgemeinen Bruch, noch einmal –
    Nein.
    Wissen Sie etwas von etwaigen Freunden, Arbeitskollegen von Herrn –
    Nein.
    Aber Sie werden doch wohl –
    Nein.
    Usw.
    Alles, was Simon wohl sonst noch wusste oder mutmaßte, alles, was er insgeheim noch bergen mochte, er würde hier und jetzt nicht davon berichten.
    Der Polizist fragte Katharina nach weiteren Erläuterungen der schwierigen Beziehung, er fragte Onkel Jodok, bevor er vom Arzt aus gesundheitlichen Gründen medikamentös zusammengefaltet und ins Bett verfrachtet wurde, er fragte David und Frederik zu ihrem Anteil an dem Geschehen, er trug alle so gewonnenen Informationen mit denen seiner Kollegen zusammen, informierte sie allesamt von der Auflage, den hiesigen Ort bis auf Weiteres nicht zu verlassen, und versprach seine Wiederkehr am morgigen Vormittag.
    Die Polizeibeamten fuhren allesamt, von Frau von Sydow

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