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Schwätzen und Schlachten

Schwätzen und Schlachten

Titel: Schwätzen und Schlachten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Roßbacher
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wohl nicht. Im Grunde war es aber nicht ganz uninteressant, wir haben da zum Beispiel –
    Sag mal, hast du sie noch alle? Der Mann starrte ihn an, ihr steht hier nicht bei Rot an der Kreuzung.
    Frederik überlegte kurz, nicht?
    Der Mann schien ebenfalls zu überlegen. Irgendwas brachte ihn aus dem Konzept, vermutlich die Metapher mit der Kreuzung und der roten Ampel und der entsprechenden Bedeutung für die aktuelle Situation.
    Und wenn doch, sagte er dann, steh ich direkt hinter euch und ich krieg euch.
    Ach, sagte Frederik leichthin, mal sehen. Was ich eben erzählen wollte, ist –
    Jetzt hörte David es ganz deutlich, ein Horn tutete, ein Horn zur frohen Jagd, war es näher jetzt? Hatte der Mann es auch gehört? Er schien ebenfalls zu lauschen.
    Ich lasse in dem Falle, sagte Frederik laut, die ausführlicheren Erörterungen, wiewohl es ein paar lustige Anekdoten gäbe, Esoteriker haben einen wahnsinnig guten Humor, bloß wissen sie nichts davon – wie gesagt, was ich eben erzählen wollte, ist, dass Raphael bei den Parapsychologen sehr beliebt ist. Sehr beliebt. Er gilt dort als der schützende Eingreifer in bedrohlichen Situationen.
    Interessant, sagte der Mann. Und wie genau stellst du dir das vor?
    Das ist nicht der Punkt, sagte Frederik liebenswürdig. Die Frage ist, wie Sie sich das vorstellen. Wenn Sie alles geplant haben. Wenn Sie alles wissen, was passieren wird. Wenn Sie sind wie Gott. Dann werden Sie es wissen, nicht wahr?
    Der Mann lachte herzlich, ja, sagte er dann, ich weiß, was ihr tun werdet. Und ich weiß, dass ihr gar nichts tun könnt, um zu verhindern, was passiert. Also lass das Gequatsche. Er zog eine Pistole hervor und richtete sie auf David. Es ist folgendermaßen, sagte er. Zuerst erschieße ich dich. Dann, er machte eine Kopfbewegung hinüber zu Frederik, dann erschieße ich ihn.
    Und dann, fragte David heiser, er hatte einen trockenen Mund. Er hätte gerne irgendwie lässiger reagiert, ich meine, dachte er bei sich, hier geht es zu wie in einem schlechten Film, mir kommt vor, ich bin im falschen Buch, da zieht einer seine Pistole – allein schon das, zieht seine Pistole, wo sind wir hier eigentlich? Aber so war es, er hatte seine Pistole gezogen und gesagt, zuerst erschieße ich dich und dann dich, dümmer konnte man sich so was nicht ausdenken. Hatte hier irgendjemand die falschen Bücher gelesen? Offensichtlich. David war nicht ganz sicher, wer. Er selbst? Dieser Mann dort mit der Pistole? Jedenfalls war es ein Elend und ein harter Junge in einem anderen Buch hätte jetzt vielleicht gesagt: Immer mal langsam mit die jungen Pferde . Oder: So haben wir nicht gewettet, Freundchen . Er, David, sagte aber nichts dergleichen. Er war schon froh, dass er überhaupt was herausbekam, ihm war hundeelend, er würde sich gerne hinlegen, er hätte gerne ein abgedunkeltes Zimmer und eine Mütze voll Schlaf.
    Und dann?, wiederholte der Mann. Dann geh ich wieder, würde ich mal sagen.
    Sie denken doch nicht ernsthaft, sagte Frederik, dass Sie hier einfach so zwei Leute um die Ecke bringen können und dann unbehelligt wieder nach Hause gehen, bisschen fernsehen. Sie glauben doch nicht wirklich, dass Ihnen niemand auf die Schliche kommt. Man wird uns finden, es ist Winter, man wird Ihre Spuren finden im Schnee, man wird Sie finden, glauben Sie mir. Man wird Sie einsperren.
    Vielleicht, sagte der Mann, er lachte schon wieder, er war ein fideler Geselle, vielleicht kommt ja ein Raumschiff und holt mich ab.
    Sie sind völlig wahnsinnig, sagte Frederik entrüstet.
    Keineswegs, sagte der Mann. Aber vielleicht gibt das einen guten Film ab, wer weiß. Ihr kennt doch die Filme, nicht wahr?
    Nein, welche Filme denn, sagte Frederik.
    Spielte er einfach auf Zeit, fragte sich David, versuchte er, den anderen im Gespräch zu halten? Er schien immerzu zu lauschen, hoffte er auf das Näherkommen der Jagdgesellschaft? David horchte nun selbst noch genauer.
    Doch doch, ihr kennt die Filme sicher, sagte der Mann, er hatte sich wieder in Bewegung gesetzt, David wagte nicht sich zu rühren, wie hypnotisiert schaute er auf die Pistole. Die beiden machen damit gerade gut Geld, wie ich gehört habe. Aber ich glaube fast, mein Film wird besser. Ja, ich würde sagen, das wird ein absoluter Knüller.
    Knüller sagt man heutzutage nicht mehr, wies ihn Frederik zurecht.
    Du denkst, du kannst hier Späße treiben, wie?
    Keineswegs, mir ist es einfach wichtig, sprachlich den Anschluss nicht zu verlieren.
    Du wirst noch viel mehr

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