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Schwätzen und Schlachten

Schwätzen und Schlachten

Titel: Schwätzen und Schlachten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Roßbacher
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Film in Endlosschlaufe, du und ich, wir sind nicht so für die Kunst, aber glaub mir, Simon kommt damit gut klar, nein, Simon leuchtet das regelrecht ein.
    Das stimmte. Filine hatte ein Kunstprojekt gemacht, zusammen mit der AOK -Plus, sie hatte an ausgewählte Haushalte Hunderte von Briefen geschickt, in denen die Versicherten dazu aufgefordert wurden, sich Filine die Schwimmnudel in ihrer Filiale abzuholen.
    Was heißt ausgewählte Haushalte, fragte Frederik unzufrieden, ihn machte das alles und insgesamt unzufrieden, nach welchen Kriterien denn ausgewählt!
    Versicherungsinterne Kriterien, sagte David, die Versicherung speichert doch alle möglichen Daten, Krankheit, Arztbesuche, Zahnkontrollen etc., damit hat sie ein gewisses Profil erstellt.
    Ich möchte nicht wissen, was für eines, sagte Frederik.
    Ich schon. David würde das hochgradig interessieren, aber Filine war in diesen Dingen ähnlich informativ wie Simon, sie war eine Pokerspielerin.
    Kurzum, die Briefe wurden versandt, mitunter mehrfach – wie bei Simon Glaser, Frederik dachte an den imposanten Stapel Post von der Versicherung in Glasers Wohnung – und der ein oder andere machte sich auf in seine Filiale, um sich die Schwimmnudel abzuholen. Diese Unternehmung nebst jeweiliger Reaktion auf Filine, also auf die Filine als leibgewordene Schwimmnudel, wurde von ihr sorgfältig dokumentiert und innerhalb ihrer Theoriearbeit mit dem Titel Alle lieben Pasta! ausgiebig erörtert.
    Ihre diesbezüglichen Erfahrungen fand Frederik nachgerade skandalös, ich meine, sagte er zu David, das ist doch die Höhe, dass –
    Sicher, sagte David, ich stimme völlig mit dir überein, aber jetzt muss ich wirklich los.
    Er fand es eher ermüdend, diese unerhörten Gegebenheiten wieder und wieder durchzukauen, Filine und Simon hatten sich über die kruden Wege der Kunst gefunden, es war ein Kunstprojekt, was solls.
    Und es war ein Lebensprojekt. Also ein Fall für die Neuen Medien, die beiden machten daraus einen Film, Simon entlockte dem armen Cello Töne, die noch nie ein Mensch auf dieser Welt gehört hatte, und produzierte daraus die Filmmusik, sie verdienten mit der Chose ein Mordsgeld und bauten an. An das Haus nämlich, im Grunewald.
    Für noch mehr Platz für noch mehr Kinder, sagte Frederik hochgradig empört, Produkte der Wassergymnastik.
     
    In David hatte er diesbezüglich allerdings keinen geduldigen Zuhörer mehr. David war auch der AG Wassergymnastik beigetreten, er legte ab und an seiner Katharina die Hand auf den Bauch und grinste in die Kamera, völlig einerlei, ob da eine war oder nicht, und da war nie eine, er freute sich wie Oskar.
    Wenn es ein Mädchen wird, heißt es nach dir, sagte er gern zu Frederik, ihm kam in diesen Tagen alles ein wenig durcheinander.
    Apropos, sagte Frederik, apropos Überraschungsei! Was war denn damals in deinem Überraschungsei drinne?
     
    Im Überraschungsei?, fragte Olaf, in dem von David Stanjic? Er suchte in seinen Notizen, das steckt noch in Frederiks Jackentasche, oder?
    Stimmt, das war eigentlich der Clou der ganzen Sache!
     
    Frederik kramte die Kapsel aus seiner Jackentasche und warf sie David zu, er knackte sie auf und holte das Figürchen hervor, schaute es an.
    Der, sagte David langsam, der Linksaußenschlumpf.
    Wie bitte?
    David hielt ihn Frederik vors Gesicht, der Linksaußenschlumpf.
    Frederik nahm den Schlumpf in die Hand und drehte ihn zwischen den Fingern. Er blickte auf und sie sahen sich an. Sie dachten an den Wald und an Dr. Huhn und die Triangulierung, ans Dramadreieck und an die Umzingelung und –
    Wo bist du langgelaufen, fragte Frederik.
    Links außen rum, sagte David.
    Frederik nickte, er gab ihm den Schlumpf zurück, er nickte noch ein bisschen weiter. Ob es ein Hinweis gewesen wäre? Sicher. Worauf? Sie hätten keine Ahnung gehabt.
    Jedenfalls, sagte David, er warf den Schlumpf in die Luft und fing ihn gekonnt wieder ein, verräumte ihn in der Tasche, ich muss mal los, sagte er munter, und jedenfalls, wenns ein Mädchen wird, heißt es nach dir!
    Super, sagte Frederik vergrämt.
    Er segelte in diesen Zeiten durch die weiten Untiefen des Grams, der Empörung und Entrüstung. Positiv formuliert könnte man sagen, so zumindest Davids Interpretation, er erweiterte sein emotionales Spektrum.
    Danke, sagte er auf so was hin eingeschnappt, so dick will ich gar nicht werden.
    Du hattest auch schon mehr Sinn für Humor, monierte Simon, er trat einen Schritt zurück und betrachtete sein Werk, er strich

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