Schwätzen und Schlachten
dem Uetliberg-Film schließt, dass Katharina einen neuen Freund hat.
Wo hätte er denn den sehen sollen, rief David.
Die Welt ist klein, die Kunstwelt ein Dorf, sagte Simon, er zuckte die Schultern. Natürlich kannte er unsere Filme, also mit großer Wahrscheinlichkeit auch den Uetliberg-Film. Ich war übrigens absolut gegen diesen Film, sagte er, nur fürs Protokoll.
Der war ein Fehler, sagte Katharina, das stimmt.
Ein Fehler, ja?, rief David.
Ja!, rief sie zurück, ich habe mich entschuldigt! Tausendmal! Erinnere dich! Gestern!
Das ist nicht genug!
Entschuldigung!
Also gut!, rief David, er beruhigte sich sichtlich. Tausendundeinmal ist sichtlich genug. Trotzdem, beharrte er dann, wieso sollte er daraus schließen, dass ich ihr Freund bin, ihr habt doch lauter solche komischen Filme gemacht, mit Leuten, die ihr Freund sein könnten, waren die alle dein Freund?, blaffte er Katharina schon wieder an, zum Beispiel der Mann im Tessin? Der Mann aus dem Blutigen Daumen?
Nein, sagte Katharina, ich sagte doch bereits, ich war nach Michi nicht mehr liiert.
Das sagt man heutzutage überhaupt nicht mehr so!, schrie David. Und, schrie er, na also! Wieso sollte er dann aus dem Uetliberg-Film schließen, dass du einen neuen –
Simon lachte, weil er nicht blöd ist, sagte er. An dem Film sieht doch jeder, dass du nicht spielst!
Ganz meine Rede, Frederik nickte, naive Schauspielkunst.
Ihr könnt mich alle mal!, brüllte David, er nahm eine Vase vom Kaminsims und warf sie an die Wand.
Zur Sicherheit, Simon hatte sich geduckt und richtete sich wieder auf, hat Katharina ja vermieden, mit dir wieder in ihre Wohnung zu gehen, man weiß ja nie, nicht wahr.
Und deine Heimlichtuerei? Frederik schaute ihn an, das kannst du ja wohl nicht bestreiten, dass du ein Heimlichtuer bist.
Na ja, einerseits ging es um die Projekte. Ich kann es da nicht brauchen, dass Leute, die ich vielleicht in meinen Filmen verwenden muss, wissen, was sich da abspielt.
Das – Frederik hielt inne, was solls, das wars ja gar nicht wert. Wir spielten also in deinen Filmen, sagte er freundlich.
Sicher, das haben wir doch vorhin schon geklärt.
In den Klezmerfilmen, sagte Frederik, und sonst noch?
In keinem.
Schwörst du?
Ich schwöre. Also in fast keinem.
Du bist ein Arsch mit Ohren.
Frederik, ich bitte dich, sagte seine Oma, Arsch mit Ohren, das sagt man nicht.
Un cul avec des oreilles, sagte Frederik, so sagte man das, als du ein kleines Mädchen warst. Im 19. Jahrhundert, zur Zeit der französischen Besatzung. Besser?
Es klingt auf jeden Fall eleganter, sagte seine Oma.
Okay, sagte Simon. Je suis le cul avec des oreilles.
Das war das einerseits, erinnerte David ihn düster, das andererseits?
Andererseits, Simon seufzte, hatte sich Katharina betrüblicherweise in dich verliebt und angesichts unserer Erfahrungen mit Michi in Leipzig hatte ich offen gestanden wenig Lust, dass du, einer meiner Freunde, in dieses Schlamassel mit reingezogen würdest. Aber fragt man mich? Nein, Katharina zieht nach Berlin, also gut.
Wegen mir, fragte David sie.
Sicher wegen dir, sagte sie.
Wegen wem sonst, sagte Simon, wegen mir vielleicht? Dem Arsch mit Ohren?
Simon, reißen Sie sich zusammen!
Verzeihung, Frau Sydow!
Das dachte ich zumindest, sagte David, ja. Dass sie wegen dir gekommen ist. Wegen einem Arsch mit Ohren.
David!
Einem Arsch, sagte David hartnäckig, mit Ohren.
Tja, sagte Simon, falsch gedacht.
Und warum, grantelte David, warum habt ihr dann ständig zusammengehangen?
Einerseits wegen –
Ja, sagte Frederik, Projekte Projekte und sonst?
Wegen der Projekte, stimmt, sagte Simon. Und sonst: weil Michi schon da war.
Wo da, fragte David.
In Berlin, sagte Simon.
Und woher wusstet ihr das?
Woher wohl, mischte sich Frederik ein, er schaute Simon an, wegen dem Plakat, sagte er, am Alex.
Simon nickte, richtig.
Und Katharina ist trotzdem hierhergezogen? Frederik schaute sie an, warum?
Sagte ich doch schon, Simon wirkte genervt, wegen David.
Ja, aber, sagte Frederik, wo ihr doch schon wusstet, dass er hier war, wieso –
Weil ich keine Lust mehr hatte, mich terrorisieren zu lassen, sagte Katharina, soll ich jede Stadt meiden, in der Michi seine Plakate aufhängt? So gehts doch auch nicht.
Ja, aber immerhin hast du David mit reingezogen, oder nicht, sagte Frederik. Wärs da nicht vielleicht angemessen gewesen, mal was zu sagen, ein paar Informationen rüberzuschieben?
Vermutlich, sagte Simon. Das war vielleicht ein Fehler.
Das ist
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