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Schwätzen und Schlachten

Schwätzen und Schlachten

Titel: Schwätzen und Schlachten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Roßbacher
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Stanjic hätte beinah den Projektor wieder umgeschmissen vor Schreck. Er stand ganz still, horchte. Es klingelte noch einmal, anhaltend. Stanjic schlich sich leise in den Flur, vor bis zur Tür und linste durch den Spion. In dieser albernen Verzerrung mit den verkürzten Beinen und der riesigen Nase stand da draußen Frederik Sydow, er sah aus, als sei er hierhergeschwommen. Es sah aus, als hätte er ungeheuer schlechte Laune. Wegen der Nase? Kann schon sein.
    Stanjic öffnete die Tür, was machst denn du hier. Kommst du vom Schwimmen?
    Sydow schaute ihn böse an, er trug keinerlei Regenkleidung, aber seinen Schal, war ein prima Schal.
    Was machst du denn hier, sagte er affig, er drängelte sich an David vorbei, proben natürlich, wir haben abgemacht.
    Proben? Jetzt?
    Hast dir wieder nichts aufgeschrieben, wie? Sydow warf seinen Rucksack auf einen Stuhl, pulte sich aus dem triefenden Mantel und begann, sich den Schal vom Hals zu wickeln. Immerhin bist du aber pünktlich, auch schon was.
    Wir haben keine Probe abgemacht.
    Soll ichs dir beweisen?
    Nein. Simon ist auch gar nicht da.
    Wo ist er denn.
    Weiß ich nicht.
    Ich dachte, er wäre vorher nach Hause gekommen.
    Er ist wieder weggegangen.
    Wo ist er denn hingegangen.
    Herrgott, woher soll ich das wissen!
    Reg dich nicht auf, es dauert immer so seine Zeit, bis ich diesen Schal vom Hals habe, das war nur eine Übersprungshandlung.
    Ach so. Jedenfalls bin ich ganz froh, keine Ahnung, wie ich ihm erklären sollte, warum ich hier bin.
    Warum bist du hier.
    Ich habe dir doch gesagt, irgendwas stimmt nicht.
    Vergiss doch diesen Quatsch endlich.
    Das ist kein Quatsch. Ich muss die restlichen Teile finden.
    Die wolltest du hier suchen.
    Ich hatte gehofft, sein Computer wäre an, ist er aber nicht und der hat ein Passwort. Dann hatte ich gehofft, er hätte die weiteren Textteile womöglich ausgedruckt.
    Wieso sollte er.
    Keine Ahnung, ich habe es halt gehofft. Aber überhaupt wollte ich mich umschauen, ich suche ganz allgemein nach Indizien.
    Was für Worte du kennst, direkt unheimlich.
    Aber das kann ich Simon nicht gut sagen. Ich kann nicht sagen, Simon, das ist verdächtig mit dir, dieser Schlachten text, da stimmt was nicht, dann bist du ständig weg und keiner weiß, wo, das sieht mir alles verdächtig nach Indizien aus, bloß weiß ich nicht, wofür. Findest du nicht, Simon wirkt seltsam fahrig in letzter Zeit, wie nicht ganz da?
    Kann schon sein, Sydow war in die Küche gegangen, öffnete den Küchenschrank und suchte was. Wobei, wie nicht ganz da trifft die Sache nur ansatzweise, er ist immerhin überhaupt nicht da und das immer öfter.
    Wie auch immer, sagte Stanjic, was aber soll ich ihm sagen, was ich hier tue, warum bin ich hergekommen?
    Zum Proben natürlich, Sydow holte die Kaffeedose aus dem Schrank, schraubte die Espressokanne auseinander.
    Wir haben keine Probe abgemacht.
    Kann ers beweisen?
    Und wie bin ich reingekommen?
    Tür war offen. Sydow wusch die Kanne aus und löffelte den Kaffee – nein, löffelte er nicht. Er stellte die Kaffeedose mit dem Zucker zurück in den Schrank und suchte den Kaffee.
    Tür war offen, Tür war offen, und warum?
    Hat vergessen abzuschließen.
    Und was hätt ich ihm gesagt, ist mit dem Projektor passiert?
    Was ist denn mit dem Projektor passiert.
    Umgefallen ist er.
    Dann hättest du gesagt, Sydow drehte sich zu ihm herum, hob die Zuckerdose hoch, umgefallen ist er.
    Und warum?
    Wenn er den Projektor mitten im Weg herumstehen hat, muss er ja quasi damit rechnen, dass die Leute drüberfallen.
    Und wie hätt ich ihm erklärt, dass ich unter seinem Sofa versteckt bin?
    Sydow hatte die Kanne gefüllt, stellte sie auf den Küchenherd und schaute in den Ofen, hast du den Sauofen eingeheizt?
    Nein, Simon. Vermutlich, damit die Wohnung nicht völlig auskühlt, letztes Jahr ist ihm ein Wasserrohr geplatzt, Riesensauerei, feuchte Wände und Muff.
    Sydow legte noch ein paar Holzscheite nach, du warst unter seinem Sofa versteckt?
    Wo denn sonst.
    Du hättest dir einen Lampenschirm über den Kopf stülpen können.
    Das wäre ein schlechtes Versteck.
    Unterm Sofa ist auch ein schlechtes Versteck, unterm Sofa ist der Klassiker. Alle heimlichen Liebhaber zum Beispiel verstecken sich unter dem Sofa, unterm Sofa schaut garantiert jeder als Erstes nach, wenn er wen sucht.
    Alle heimlichen Liebhaber verstecken sich im Schrank.
    In welchem Schrank.
    Er hat keinen.
    Eben.
    Das hätt ich ihm sagen sollen?
    Natürlich nicht, du hättest ihm gesagt,

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