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Schwätzen und Schlachten

Schwätzen und Schlachten

Titel: Schwätzen und Schlachten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Roßbacher
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lösten, nein, sie gehen auch auf, wenn ich schier bewegungslos auf einer Bank sitze.
    Ja siehst du, Sydow griff nach seinem Joghurtbecher und begann wieder zu essen, somit könnte Glaser alle fünf Minuten ins Haus rein und aus dem Haus rausgehen, ohne dass du auch nur die geringste Ahnung davon bekommst. Dafür gibt es übrigens einen Trick, wenn du eine Schleife knüpfst, ja? Mach doch gleich mal. Also, du machst einen Knoten, wie immer.
    Okay, Stanjic klemmte sein Telefon noch etwas enger ans Ohr, kniete sich hin und machte einen Knoten wie immer.
    Dann wickelst du doch für die Schleife einmal um den Daumen, nicht wahr? Der Trick ist nun, dass du zweimal drum herumwickelst, zweimal um den Daumen und dann wie immer die zweite Schlinge durchziehen.
    Und dann?
    Dann hast du theoretisch einen Doppelknoten, hält wie ein Doppelknoten, geht nicht auf, wie ein Doppelknoten, bloß, dass du ihn nicht mühselig auffriemlen musst, wie einen Doppelknoten, sondern einfach wie immer an dem einen Strang aufzupfst und die Schleife löst sich.
    Toll. Weißt du, so etwas in der Art bräuchte es für die Klobesuche während der Beschattung, das –
    Da kommt Simon, rief Sydow durch den Hörer, ich muss auflegen!
    Wie bitte? Und was soll ich ihm sagen, warum ich hier bin?
    Zum Proben natürlich!
    Und du?
    Ich natürlich auch! Ich komme aber leider zu spät. Ich verstecke mich inzwischen im Treppenhaus oder so.

65. Hier wird auch mal geprobt

    Stanjic sah Sydow noch kurz oben am Fenster, er schlang in hastigen Bissen das Joghurt in sich hinein, dann war er verschwunden. Er schwenkte seinen Blick nach unten, Simon Glaser war gerade dabei, die Haustür aufzuschließen. Stanjic raffte seine Tüte und eilte hinüber.
    Glaser schaute auf, David, na so was, was machst du denn hier?
    Stanjic steckte das Telefon ein, ich habe gerade mit Frederik telefoniert, er kommt leider ein wenig zu spät.
    Zu spät wofür.
    Zur Probe natürlich.
    Probe? Wir haben gar keine Probe abgemacht.
    Doch.
    Und wo ist deine Ziehharmonika?
    Die – ich habe mir überlegt, ich probiers heute mal wieder mit dem Cello. Ich habe lange darüber nachgedacht und bin zu dem Schluss gekommen, dass es nicht am Instrument liegen kann, ist ja nur ein Instrument, nicht wahr, ist ja nur Holz. Es muss an mir liegen, an meiner inneren Haltung.
    Und die hat sich verbessert?
    Absolut, ich mache jetzt Haltungstraining, seelisch meine ich, das hilft enorm.
    Glaser ging ihm voran, stieg die drei Treppen hinauf und schloss die Wohnungstür auf. Nanu, sagte er, da habe ich wohl ganz vergessen abzusperren. Das passiert mir in letzter Zeit häufiger, komisch.
    Komisch, ja. Vielleicht ist das schon Senilität, immerhin hast du die Dreißig weit überschritten, näherst dich mit rasender Geschwindigkeit der Vierzig, vielleicht musst du Maßnahmen ergreifen.
    Stanjic folgte Glaser in die Wohnung, eilte ins Bad, komme gleich, rief er, und während er dankbar auf der Toilette verweilte und sich der geblümten Kacheln erfreute, der Kloumpuschelung, las er, was heute auf dem Toilettenpapier stand. Er fragte sich, ob andere Detektive nach dem Zusammentreffen mit ihrem zu beschattenden Subjekt auch erst mal aufs Klo rannten. Vielleicht machten sie mit den Händen ein Zeichen, wie beim Time-out im Sport, und das Verfolgungsspiel zwischen ihnen machte kurz Pause. Es gab dem Verdächtigen die Möglichkeit, seinen Privatangelegenheiten nachzugehen, eine Runde Tetris auf dem Mobiltelefon, ein kurzes Verschnaufen im Lieblingssessel, dann gings wieder weiter –
    Nein, ich habe die Frau nicht umgebracht, ich kenne sie nicht einmal.
    Aber sie waren doch seit vier Jahren verheiratet.
    Ja und?
    Usw.
    Die spannende Information aus der Welt der Wissenschaft war:
    Der Pilz Ophiocordyceps unilateralis ist ein Parasit besonders fieser Prägung. Hinterhältig setzt er sich auf Ameisen fest, dringt in ihren Körper ein und beeinflusst so ihr Verhalten. Ein internationales Forscherteam hat gezeigt, dass die infizierten Ameisen sodann wie Zombies umherirren, ehe sie sich wie auf Kommando an der Unterseite eines Blattes festbeißen und sterben – genau dort, wo optimale Entwicklungsbedingungen für den Pilz herrschen.
    Spannend, dachte Stanjic, während er die Spülung zog. Und schlimm, präzisierte er sich, während er am Waschbecken stand und die Hände einseifte und tadelnd in den Spiegel schaute. Er würde nie wieder fahrlässig eine arme Ameise zertrampeln, sie waren schon gebeutelt genug.
    Er trat aus dem

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