Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwätzen und Schlachten

Schwätzen und Schlachten

Titel: Schwätzen und Schlachten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Roßbacher
Vom Netzwerk:
auf.
    Chrmuh!, sagte Stanjic.
    Frau von Sydow warf ihm einen missbilligenden Blick zu, natürlich nicht, sagte sie tadelnd, er hat ja gesagt, bei schönem Wetter.

63. Manchmal möchte man weit weg sein

    Sag mal, er hielt inne, er hatte Stanjic gerade ausführlich was erläutert, es ging vorerst um die Brandneue Deutsche Literatur , die von ihm fortan engagiert betriebene Wiedereinführung des Wortes dufte und von da aus war er auf der Zielgeraden zu seinem Leib- und Magenthema weitergaloppiert, bei Frauen, sagte er gerade, ist das Problem – sag mal, er beugte sich ganz nah an die Windschutzscheibe vor, er hielt inne, ist das da vorne Simon?
    Stanjic legte die Lunchliste weg und schaltete den Grieg aus, wo ist Simon.
    Da vorne, Sydow deutete auf den Bürgersteig, sie standen in der Schlange vor der Kreuzung und etwa zwanzig Meter weiter vorne, auf dem Bürgersteig –
    Sag mir, dass meine Augen mich täuschen, er legte sich die Hände über die Augen, sag mir, dass das ein Irrtum ist.
    Stanjic reckte sich und versuchte, über die Autos hinüber auf den Bürgersteig zu schauen, also ich sehe nichts, sagte er, da vorne ist Simon? Was macht er denn.
    Hinter ihnen hupte es, Stanjic startete hastig und fuhr langsam in der Autoschlange vor der Ampel ein Stück nach vorne, er beugte sich über Frederik und schaute aus dem Fenster, Tatsache, sagte er. Simon. Aber, sie rollten weiter, bis sie auf gleicher Höhe waren mit Glaser draußen auf dem Bürgersteig, Stanjic hielt an und starrte hinaus, aber was zum Teufel macht er da?
    Frag nicht, sagte Sydow dumpf hinter den Händen hervor, sag mir, dass es ein Trugbild ist, sag mir, dass da draußen nicht Simon steht, sag mir, dass es nicht dein marodes Cello ist, das er da in Händen hält, und sag mir weiter, wer in aller Welt diese beiden Wichte sind, die da ihre Instrumente malträtieren.
    Keine Ahnung, aber mach mal das Fenster auf.
    Sydow nahm die Hände vom Gesicht und kurbelte das Fenster herunter, lieber lieber Gott, murmelte er, lass es dunkel werden, tu auf der Erde Angesicht und nimm hinweg die Sünden der Welt, der Hölle Schlund möge sich auftun und –
    Was spielen die denn da, sagte Stanjic, er hob lauschend die Hand ans Ohr.
    Die griiene Kusine , sagte Sydow.
    Ach. Stanjic wirkte betroffen, machen wir jetzt Klezmer? Wieso hat mir keiner was davon gesagt?
    Wir machen nicht Klezmer, wie du siehst, hat Herr Glaser andere Freunde gefunden. Und mir scheint, sie sind wirklich mit Freude an der Sache, schau, wie sie sich wiegen und beugen, die –
    Was ist denn nun los? Stanjic nahm die Hand vom Ohr und sah verdattert zu, wie die drei draußen ihre Musikinstrumente unter den Arm klemmten und davonrannten.
    Keine Ahnung, Sydow beugte sich aus dem Fenster, nichts zu sehen, er öffnete die Tür und stieg aus, blickte den Rennenden hinterher.
    Und? Stanjic hatte sich über den Beifahrersitz herübergebeugt, schaute zu ihm hoch.
    Weißt du was, Sydow hatte die Hand an die Stirn gelegt, schirmte die Sonne ab und sah die drei um die nächste Ecke biegen. Mir scheint, rief er ins Innere des Autos, die verfolgen jemanden.
    Was?
    Das heißt wie bitte.
    Wie bitte?
    Ja, die rennen jemandem hinterher, der fährt auf einem Fahrrad, einer mit Hut.
    Hör mal, Kumpel, jemand tippte ihm von hinten auf die Schulter, Sydow nahm die Hand von der Stirn und wandte sich um. Der Mann begutachtete ihn von oben bis unten, ich und die anderen hundert Autofahrer hinter euch würden ganz gerne weiterfahren.
    Ach was.
    Genau. Und entweder, wir tun es nach euch oder über euch.
    In so Entscheidungen bin ich ganz schlecht, sagte Sydow, ich werde mich kurz mit meinem Kompagnon beraten.
    Tu das. Ihr habt genau fünf Sekunden. Dann entscheiden wir.
    Alles klar. Sie sind ein Mann von raschen Entschlüssen.
    Exakt.
    Sydow zog die Tür hinter sich zu, schnallte sich wieder an, anfahren, sagte er, und jetzt bitte ohne Zipperlein, ja?
    Sag mal, Stanjic startete, das Auto soff ab, oje, sagte er, Sydow legte den Kopf auf die Armatur, hinter ihnen röhrte ein wilder Motor, habs schon, sagte Stanjic. Er brauste über die Kreuzung, Sydow hielt sich am Griff über der Tür, aber sag mal, Stanjic blinkte und riss das Lenkrad herum, bog mit quietschenden Reifen um die Ecke, ist das eigentlich immer derselbe?
    Unsinn. Sydow beugte sich wieder aus dem Fenster, da vorne sind sie, sagte er, fahr mal an den Rand, ganz unauffällig.
    Beschatten wir ihn, ja? Soll ich hier einparken? Ich hätte hinten ein paar Zeitungen mit

Weitere Kostenlose Bücher