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Schwanengesang – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Schwanengesang – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Titel: Schwanengesang – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Crispin
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Unverständliches.
    »Sie müssen lauter sprechen«, sagte der Coroner, »sonst kann die Jury Sie nicht verstehen … Sind Sie letzten Montag am späten Abend bei Dr. Shand ans Telefon gegangen?«
    Wieder kicherte Miss Willis, und nachdem man ihr einen Moment Zeit gab, damit sie sich beruhigen konnte, bejahte sie.
    »Um wie viel Uhr war das?«
    »So gegen zehn nach elf, Sir.« Diesmal kam Miss Willis’ Antwort ihrem Gekicher zuvor. Der Coroner, der das scheinbar als günstiges Zeichen interpretierte, fuhr energisch fort:
    »Können Sie sich genauer ausdrücken?«
    »Oh nein, Sir.«
    »Wie lautete die Nachricht, die Sie entgegennahmen?«
    »Oh, Sir, da war jemand, der sagte, Mr. Shorthouse läge vergiftet in der Oper, oder so ähnlich, und Dr. Shand solle sofort hinfahren.«
    »War der Anrufer männlich oder weiblich?«
    »Das kann ich nicht sagen, Sir. Es wurde alles geflüstert.«
    »Können Sie sich an den genauen Wortlaut erinnern?«
    »Oh nein, Sir, das kann ich unmöglich.«
    »Ließ die Wortwahl vermuten, dass Mr. Shorthouse selbst der Anrufer war?«
    »Ich … ich glaube schon, dass er es gewesen sein könnte.«
    »Können Sie sich genauer ausdrücken?«
    Schließlich stellte sich heraus, dass Miss Willis sich nicht genauer ausdrücken konnte. Fen erkannte den Zweck der letzten Frage, und er bewunderte die Taktik dahinter. Natürlich musste für jenen Anruf eine einleuchtende Erklärung gefunden werden, wenn die Theorie vom Selbstmord Bestand haben sollte.
    Miss Willis zog sich zurück, puterrot, doch mit vor Stolz geschwellter Brust, und Dr. Shand nahm ihren Platz ein. Er war ein großer, leicht gebeugter Mann mit grauen Haaren, der aus seiner Abneigung gegen dieses Verfahren keinen Hehl machte. Sofort, nachdem er die Nachricht erhalten hatte, sagte er, habe er seinen Wagen aus der Garage geholt und sei direkt zum Opernhaus gefahren.
    »Zuerst hatte ich Probleme, überhaupt jemanden ausfindig zu machen«, fügte er hinzu, »aber auf meinem Weg zu den Garderoben begegnete ich dem Pförtner vom Bühneneingang, der mir Shorthouses Tür zeigte. Ich öffnete sie und fand Shorthouse aufgehängt an einem Seil vor, das an einem Haken in der Decke befestigt war.«
    »In der Garderobe befand sich keine weitere Person?«
    »Da war niemand. Mit Furbelows Hilfe« – Dr. Shands Tonfall ließ vermuten, dass diese äußerst dürftig ausgefallen war – »machte ich mich daran, den Körper herunterzuschneiden. Ich entdeckte, dass das Herz noch schwach schlug, obwohl die Atmung bereits aufgehört hatte.«
    »Ist das ein in einem derartigen Fall gängiges Phänomen?«
    »Wenn auch nicht gängig, so ist es doch oft genug beschrieben worden. Aus diesem Grund habe ich mich nicht darüber gewundert. Ich injizierte Coramin, um das Herz anzuregen, und wendete künstliche Beatmung an. Die Herztätigkeit, die nur sehr schwach gewesen war, setzte jedoch bald darauf aus. Daraufhin benachrichtigte ich die Polizei.«
    »Wie lange konnte das Herz Ihrer Meinung nach noch schlagen, nachdem die Atmung aufgehört hatte?«
    »Höchstens zwei oder drei Minuten.«
    »Sie sind folglich der Ansicht, dass die eigentliche Verrenkung der Halswirbel zwei oder drei Minuten vor Ihrem Eintreffen geschehen sein muss?«
    »So ist es.«
    »Um wie viel Uhr trafen Sie ein?«
    »Es war genau halb zwölf.«
    Mudge betrat den Zeugenstand. Eine innere Unruhe ließ ihn seine Aussage in einem leicht verwunderten Tonfall machen, so als könne er sich im Nachhinein die Dinge, die er gesehen und getan hatte, nicht mehr recht erklären. Mit großer Genauigkeit beschrieb er die Garderobe und ihre Einrichtung.
    »Sind Sie der Überzeugung«, fragte der Coroner, »dass man jenen Raum einzig und allein durch die Tür betreten kann?«
    »Das bin ich.«
    »Gab es in dem Raum einen Schrank, eine Abstellkammer oder ein anderes Versteck, in dem sich jemand hätte verstecken können?«
    »Ganz bestimmt nicht.«
    Mudge sprach außerdem von der Ginflasche und dem Glas, und er las den Bericht des Chemikers vor, der beide analysiert hatte. Dann beschrieb er, was die Untersuchung der Fingerabdrücke ergeben hatte. Mit einem bitteren Lächeln stellte Fen fest, dass weder das Skelett noch die Spuren der Fesselung an Shorthouses Handgelenken und Knöcheln Erwähnung fanden. Ersteres hätte man vielleicht noch logisch erklären können. Letzteres jedoch … Die abschließende Frage des Coroners ließ ihn aus seinen Gedanken hochfahren.
    »Worauf deuten Ihrer Meinung nach all diese

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