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Schwanengesang – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Schwanengesang – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Titel: Schwanengesang – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Crispin
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auf Elizabeth ließ sich, was noch viel bedauerlicher war, weder Peacock noch Wolzogen eindeutig zuschreiben, da nämlich das Öffnen von Peacocks Tür einen Dritten, in Wartestellung vor Elizabeths Zimmer, aufgeschreckt haben könnte. Dieser Dritte hätte sich in einem der günstig gelegenen Waschräume verstecken können, um später, als die Luft wieder rein war, herauszukommen und das Attentat auszuführen. Natürlich war der Korridor mit Teppich ausgelegt, und niemand hätte Joan Davis gehört, wie sie sich der Biegung im Gang näherte … Diese umständlichen Überlegungen führten jedoch zu nichts. Letztendlich liefen sie alle darauf hinaus, dass absolut jeder als Täter für den Überfall auf Elizabeth in Frage kam. Und wieder einmal trieb die einzigartige Undurchsichtigkeit des Falles Fen beinahe zur Verzweiflung. Wann immer er am Horizont eine definitive, unstrittige Lösung zu erkennen glaubte, verblasste diese, sobald er sich ihr näherte. Schließlich verschwand sie wie eine Fata Morgana und ließ ihn mit der immer gleichen Aussicht auf eine gesichtslose Wüste zurück …
    »Sie gehen doch bestimmt zu der gerichtlichen Untersuchung?« Peacock sah auf die Uhr.
    »Ja. Aber wir haben noch reichlich Zeit.«
    »Ich dachte nur, dass der Andrang wegen der Zeitungsberichte vielleicht sehr groß sein wird.«
    Das war vollkommen richtig. Der Tod von Edwin Shorthouse hatte es bis auf die Titelseiten gebracht, wenn auch an den Rand gedrängt von den planlosen Vorgängen bei den Vereinten Nationen. Fen trank seinen Kaffee aus.
    »Sie sind doch nicht etwa offiziell vorgeladen worden?«
    »Nein, Gott sei Dank«, sagte Peacock, »ich nicht – aber Stapleton … Wir sollten besser gleich hingehen, damit wir noch eingelassen werden. Ich hole meinen Mantel und treffe Sie im Foyer.«
    Während er wartete, dachte Fen: »Irgendetwas muss passieren. Irgendetwas muss passieren, wenn ich in dieser Geschichte weiterkommen will.« Dass dieses etwas jedoch so bald und auf so fürchterliche Weise passieren würde, konnte er in diesem Moment noch nicht ahnen.
    Die Sonne machte ein schüchternes Debüt, als sie die Cornmarket in Richtung des Rathauses hinunterliefen, das in der St. Aldate’s liegt und in dem die Untersuchung stattfinden sollte. Peacock hatte sich nicht getäuscht, was den großen Andrang anging. Nur dem Umstand, dass Fen den zuständigen Gerichtsdiener kannte, hatten sie es zu verdanken, dass sie überhaupt eingelassen wurden. So gut wie alle waren anwesend: Adam, Elizabeth, Joan, Karl, Boris, Judith, Mudge, Furbelow, Dr. Rashmole und, ganz überraschenderweise, der Meister, der einen schicken schwarzen Homburg trug, zufrieden lächelte und von Beatrix Thorn begleitet wurde. Der trostlose Raum mit dem schmutzigen, unebenen Holzfußboden und den großen, trüben Fenstern war mit einer stattlichen Anzahl von wackeligen, unbequemen Stühlen sowie einigen alten Schulbänken möbliert, die fast schwarz vor Tintenklecksen waren und in die so viele Namen eingeritzt waren – ganze Generationen früherer Benutzer hatten sich hier verewigt –, dass sie fast zusammenbrachen. Auf einer Empore am Ende des Zimmers standen Stuhl, Tisch und Tintenfass des Coroners. Rechts davon saßen die Pressevertreter, abgesondert wie Aussätzige, und gähnten, zappelten herum, niesten oder starrten in die Luft. Ihnen gegenüber stand der für die Jury reservierte Tisch. Die Atmosphäre war subarktisch. Ein unterdrücktes, unaufhörliches Murmeln war zu hören.
    »Ganz nebenbei«, sagte Fen, während er und Peacock sich einen Weg zu zwei freien Stühlen direkt hinter Adam, Elizabeth und Joan Davis bahnten, »da ist noch eine Sache, die ich zu fragen vergaß: Als Sie sich gestern auf den Weg ins Opernhaus machten, sind Sie da auf dem Hotelflur irgendjemandem begegnet, den Sie kannten?«
    Diese schwache Hoffnung wurde jedoch sofort zunichte gemacht. Der verärgerte Fen ließ Peacock allein, um sich auf die Suche nach Mudge zu machen.
    »Und ob wir auf einen Urteilsspruch aus sind, der auf Selbstmord lautet!«, gab ihm der Inspektor auf seine Nachfrage hin zur Antwort. »Und was das Nembutal angeht: Das behandeln wir, wie Sie ja wissen, als einen separaten Fall.«
    »Sie werden also gegen niemanden Anklage erheben?«
    »Wir haben keine Beweise«, gab Mudge zu, »wenn sich nicht etwas Neues ergibt.«
    »Dieser Barhocker, den man umgeworfen in der Garderobe fand – ist der untersucht worden?«
    »Ja. Shorthouses Fußspuren waren darauf, seine

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