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Schwanengesang – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Schwanengesang – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Titel: Schwanengesang – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Crispin
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Aufmerksamkeit.
    »Mr. Coroner«, piepste er, »ist es in Ordnung, wenn ich eine Frage stelle?«
    »Sie wollen sagen« – der Coroner war sichtlich verärgert – »dass Sie einen der Zeugen nochmals aufrufen wollen?«
    »Nein, Sir. Ich möchte einen neuen Zeugen aufrufen.«
    »Das wäre wirklich gegen die Vorschriften. Sind Sie sicher, dass das, was Sie fragen möchten, für die vorliegende Sache von Bedeutung ist?«
    »Oh ja, und ob es von Bedeutung ist«, sagte der Sprecher, und ein bedrohliches Leuchten erschien in seinen Augen.
    »Wen möchten Sie aufrufen?«
    »Wie ich sehe, ist sie anwesend«, sagte der Sprecher. »Es geht um Miss Joan Davis.«
    In dem allgemeinen Stillschweigen, das nun eintrat, drehte sich Joan zu Fen um und fragte verzweifelt:
    »Was soll das alles?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Fen. Er wirkte beunruhigt. »Aber verlieren Sie nicht die Nerven, und vor allem: Bleiben Sie ganz genau bei der Wahrheit!«
    Dem Aufruf des Coroners folgend, ging Joan langsam zum Zeugenstand hinüber. Ihre Finger, die ihre Handtasche umklammert hielten, zitterten ein wenig. Die Zuhörer, die bereits apathisch und ungeduldig geworden waren, setzen sich gespannt auf. Der Sprecher der Jury beugte sich bedrohlich nach vorn. Offensichtlich genoss er seinen kleinen Auftritt.
    »Miss Davis«, sagte er. »Wie ich höre, sind Sie im Besitz eines Medikamentes namens Nembutal?«
    »Das stimmt.«
    »Ist Ihnen bewusst, dass dieser Wirkstoff zur Familie der Barbiturate zählt?«
    »Natürlich.«
    »Stimmt es etwa nicht, dass Ihnen eine große Menge dieses Wirkstoffes während der letzten Tage abhanden gekommen ist – mehr als bei normalem Konsum üblich?«
    »Ja, aber jeder hätte …«
    »Vielen Dank, Miss Davis. Würden Sie sich bitte an jenen Abend zurückerinnern, an dem Mr. Shorthouse starb? Nach dem Abendessen saßen Sie, glaube ich, mit einer kleinen Gruppe von Freunden in der Bar des Randolph-Hotels.«
    »Ja.«
    »Haben Sie eine Andeutung in der Richtung gemacht, Sie würden Mr. Shorthouse gern vergiften? Oder haben Sie das etwa nicht?«
    »Ja, aber das war ganz salopp …«
    »Das wäre alles, Miss Davis.«
    »Aber Sie können mir nicht vorwerfen …«
    »Ich habe keine weiteren Fragen an Sie.«
    Fen, dem das Interesse der Reporter nicht entgangen war, legte eine Hand über die Augen und stöhnte hörbar. Joan verlor die Geduld.
    »Jetzt hören Sie mal!«, rief sie. »Jetzt hören Sie mal zu, Sie wichtigtuerischer kleiner Affe …«
    Aber dem musste der Coroner, teilte er ihre Abscheu auch ganz eindeutig, einen Riegel vorschieben. Wütend kehrte Joan auf ihren Platz zurück.
    »Und jetzt«, sagte der Coroner mit einem sardonischen Lächeln, »dürfte ich vielleicht zusammenfassen, was wir bisher gehört haben. Zuvor möchte ich Sie jedoch im Hinblick auf die Fragen, die wir soeben hörten, an die Aufgaben dieser Versammlung erinnern. Dies ist eine Untersuchung und kein Prozess . Ihre Aufgabe, meine Damen und Herren Geschworenen, ist es, darüber zu entscheiden, ob der Verstorbene durch einen Unfall, durch Selbstmord oder Mord zu Tode kam. Sollten Sie für die letzte dieser Möglichkeiten votieren, steht es Ihnen offen, eine bestimmte Person als Tatverdächtigen zu benennen. Sie sind jedoch nicht verpflichtet, geschweige denn berechtigt, sich zu irgendeinem anderen Aspekt des Falles zu äußern. Wenn Sie zu dem Schluss kommen – was Sie zweifelsohne müssen –, dass der Verstorbene durch Erhängen zu Tode kam, dann ist das Gift, das der Verstorbene, wie wir erfahren haben, vor seinem Tod zu sich nahm, das jedoch seinen Tod nicht verursacht hat , nur insofern von Bedeutung, als es Einfluss auf die ursprüngliche Fragestellung hat. Wir beschäftigen uns hier nicht mit der Person (wenn es sie denn gibt), die den Mann umzubringen versuchte , sondern mit derjenigen (wenn es sie denn gibt), die die Tat durchführte. Und wie die Beweislage deutlich gemacht hat, kann diese Person unmöglich existieren.
    Die Aussagen des Inspektors, Dr. Shands und des Portiers lassen daran gar keine Zweifel. Dr. Shand stellte fest, dass die Verrenkung der Halswirbel um 23.25 Uhr eingetreten sein muss, wenn nicht gar noch später. Der Portier berichtete uns, dass nach 23.10 niemand mehr die Garderobe verließ oder betrat. Dr. Shand sagte ferner aus, dass sich außer dem Verstorbenen niemand im Raum befand, als er ihn betrat, und der Inspektor versicherte, dass es dort nicht die Möglichkeit gibt, sich zu verstecken. Wenn wir also nicht

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