Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwanengesang – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Schwanengesang – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Titel: Schwanengesang – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Crispin
Vom Netzwerk:
metallener Kaffee- und Teekannen herumtrugen, die wie dafür gemacht zu sein schienen, dass man sich an ihnen die Finger verbrannte. Der Raum war von einer immerwährenden Ruhe erfüllt, die vielleicht von den älteren Herren ausging, die an solchen Orten stets anzutreffen sind und die ihren Lebensabend damit verbringen, begleitet vom Geklirre der Teelöffel und den regelmäßig wiederkehrenden Erschütterungen, die die vor dem Fenster vorbeifahrenden Busse verursachen, über ihren Zeitungen einzudösen. Zwischen diesen Wänden wurde jede Unterhaltung automatisch zum Murmeln gedämpft.
    Peacock ließ sich äußerst bereitwillig befragen. »Natürlich«, sagte er, »werde ich Ihnen behilflich sein, wo immer es geht, obwohl ich gleich zu Beginn zugeben muss, dass Shorthouses Tod mich getroffen hat wie ein unvermuteter Segen …« Seine Stimme klang merkwürdig hohl und rau. »Ganz offensichtlich hatte ich keinen Grund, ihn zu mögen … Wahrscheinlich haben Sie längst von meinem unglücklichen Gefühlsausbruch während der Proben vorgestern gehört. Zum Glück habe ich für die Zeit, in der er ermordet wurde, ein Alibi.«
    »Dann lassen Sie mich Ihnen dazu gratulieren«, sagte Fen trocken. »Sie scheinen die einzige Person in ganz Oxford zu sein, die eins hat.«
    »Das ist ein Glück«, sagte Peacock. »Wahrlich ein Glück.« Er machte eine Pause, um beim Kellner zu bezahlen. »Während es passierte, saß ich mit dem Direktor dieses Hotels in dessen Wohnzimmer, wo wir uns bis Mitternacht unterhielten und Bier tranken. Ich war dabei ständig in seiner Gesellschaft, oder in der seiner Frau.«
    Peacock gab dies alles so naiv triumphierend und stolz zum Besten wie ein Student des Altgriechischen, der in einem Text von Hesiod eine abwegige mythologische Anspielung ausgegraben hat. Doch Fen zeigte sich vergleichsweise unbeeindruckt. Immerhin war es für einen Wildhüter nicht unbedingt nötig, persönlich anwesend zu sein, wenn ihm ein Kaninchen in die Falle tappte … Dieser Gedankengang wiederum eröffnete eine ganze Reihe neuer Möglichkeiten, denen er in diesem Moment natürlich nicht nachgehen konnte.
    »Da haben Sie wirklich Glück gehabt«, pflichtete er bei. »Tatsächlich geht es mir aber weniger um Shorthouses Todeszeitpunkt als um gestern Nachmittag.«
    »Gestern Nachmittag? Aber warum denn?«
    Das fragen sie alle, dachte Fen betrübt: Das fragen sie alle, und in jedem einzelnen Fall bin ich dann gezwungen, irgendeine ausweichende und unglaubwürdige Erklärung abzugeben, die sie augenblicklich misstrauisch macht …»Aus einem Grund«, sagte er ein wenig bemüht, »den ich Ihnen gleich erläutern werde.«
    Peacock nahm das anscheinend hin, ohne sich weiter zu wundern. »Was wollen Sie wissen?«
    »Einfach nur, was Sie gemacht haben.«
    Das war schnell genug erzählt. Nach dem Mittagessen war Peacock von Mudge befragt worden. Anschließend hatte er sich auf sein Zimmer zurückgezogen, um über der Partitur der Meistersinger zu meditieren. Dort war er geblieben, bis Mudge gegen drei Uhr anrief, um ihm mitzuteilen, dass das Opernhaus von nun an wieder für seine eigentliche Nutzung freigegeben sei. Unmittelbar danach hatte er Karl Wolzogen angerufen und ihm aufgetragen, so viele Leute wie möglich zu einer spontanen Probe um fünf zusammenzutrommeln.
    »Und ich muss schon sagen, ich war erstaunt«, fügte Peacock hinzu, »was er in so kurzer Zeit bewerkstelligt hatte. Glücklicherweise hatte ich einige Mitglieder des Ensembles schon im Voraus gewarnt, dass eine solche Probe stattfinden könnte … Gegen viertel vor fünf erschien Karl, um Bericht zu erstatten. Dann gingen wir direkt zum Opernhaus.«
    »Natürlich zusammen.«
    »Jetzt, wo Sie danach fragen … nein. Karl blieb noch da …«
    »Um einem«, zitierte Fen Wilkes, »körperlichen Bedürfnis nachzukommen?«
    »Wenn Sie es so ausdrücken wollen.« Peacock runzelte, offensichtlich in Missbilligung dieses harmlosen Euphemismus, die Stirn. »Auf jeden Fall traf er kurz nach mir in der Oper ein.«
    Lauernd auf dem Lokus … Fen erinnerte sich, dass ihm diese Möglichkeit schon zuvor in den Sinn gekommen war. Und mittlerweile hatte sich herausgestellt, dass sich sowohl Peacock als auch Karl Wolzogen in Elizabeths Zimmer hätten einschleichen können, ohne dass Joan Davis, die ja aus dem Treppenhaus kam, es bemerkt hätte. Bedauerlicherweise herrschte, was die zeitlichen Abläufe innerhalb jener halben Stunde anging, allgemeine Unklarheit – und der Überfall

Weitere Kostenlose Bücher