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Schwanengesang – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Schwanengesang – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Titel: Schwanengesang – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Crispin
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davon ausgehen wollen, dass der Mörder in der Lage war, durch ein Oberlicht zu entkommen, durch das kaum ein Vogel hindurchpasst, können wir von überhaupt keinem Mörder ausgehen. Meines Wissens wurde nämlich noch keine Methode entwickelt, mit der man einen Mann aus größerer Entfernung aufhängen kann.
    So bleiben nur Unfall oder Selbstmord. Auf die Gründe, die gegen einen Unfall sprechen, brauche ich nicht weiter einzugehen; sie werden Ihnen allzu deutlich geworden sein. Es wäre natürlich entfernt denkbar, dass der Verstorbene, nachdem er seinen Kopf in eine Schlinge gesteckt hatte, sich versehentlich erhängte, weil ihm der Hocker, auf dem er stand, unter den Füßen wegrutschte. Es gibt jedoch keinen Grund, wieso er ein dermaßen leichtsinniges Experiment hätte durchführen sollen.
    Andererseits scheint einiges für die Hypothese vom Selbstmord zu sprechen. Der Bruder des Verstorbenen behauptete – wenn auch, ohne seine Vermutung wirklich belegen zu können –, dieser sei mental gestört gewesen. Darüber hinaus, und das ist von größerer Bedeutung, sagte ein medizinischer Sachverständiger aus, dass sich nach Einnahme einer größeren Dosis von Barbituraten geistige Verwirrtheit einstellt, bevor das Koma eintritt. Aus diesem Grund ist es zumindest möglich, dass der Verstorbene sich erhängte, während er unter Einfluss jener Droge zeitweilig geistesgestört war. Und die ›Ausbrüche von Selbstmitleid‹, von denen ein anderer Zeuge berichtete, unterstreichen die Glaubwürdigkeit dieser Hypothese. Wir haben keinerlei Hinweise, was den Anruf bei Dr. Shand angeht. Dieser Anruf wurde jedoch ungefähr zu dem Zeitpunkt gemacht, als Furbelow Mr. Stapleton zum Bühnenausgang geleitete. Deswegen liegt die Vermutung nahe, dass er vom Verstorbenen selbst getätigt wurde, und zwar von jenem Apparat am Ende des Korridors aus, in dem auch seine Garderobe lag. Vielleicht versuchte er, medizinische Hilfe herbeizurufen, als er die Nebenwirkungen des Medikamentes spürte – und dann stellte sich die von jenem Medikament ausgelöste geistige Verwirrung ein, noch bevor diese Hilfe ihn erreichen konnte.
    Was diese Frage angeht, besteht jedoch keine Sicherheit, und es liegt an Ihnen, den Geschworenen, zwischen Unfall und Selbstmord zu entscheiden. Das ist alles, was ich Ihnen zu sagen habe. Möchten Sie sich zurückziehen, um zu einem Urteilsspruch zu kommen?«
    Nach einer kurzen, gedämpften Diskussion verkündeten die Geschworenen, dass sie sich zurückziehen wollten. Die Sitzung wurde unterbrochen. Nicht wenige Leute gingen hinaus, um zu rauchen. Fen ging zu Mudge hinüber und sprach ihn an.
    »Ich traue dieser Jury nicht«, sagte der Inspektor düster. »Scheint mir ein widerspenstiger, konfuser Haufen zu sein. Und was den Sprecher angeht …« Er hielt inne und suchte nach einem angemessen geschmacklosen Schimpfwort.
    »Wer hat ihn«, fragte Fen, »über Joan Davis und das Nembutal informiert?«
    »Anonymer Brief, schätze ich. Irgendjemand hegt einen Groll gegen die Dame.«
    »Oder aber der Mörder möchte den Eindruck erwecken, das Nembutal habe mit dem Tod durch Erhängen nichts zu tun.«
    »Dem ist ohnehin so«, sagte Mudge. »Jedenfalls werde ich mir diesen Klugscheißer vorknöpfen, sobald der Urteilsspruch verkündet ist.«
    Fen informierte ihn über den Überfall auf Elizabeth.
    » Gott «, sagte Mudge verzweifelt. »Was wird als nächstes passieren? Also gut, Sir, ich werde mich um sie kümmern.«
    »Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen dabei«, sagte Fen. »Nach meiner Erfahrung ist das eine höchst undankbare Aufgabe … Ach, übrigens nehme ich an, dass Sie schon mit Karl Wolzogen gesprochen haben?«
    »Ja. Wie es aussieht, lag er im Bett, als Shorthouse starb. Fast alle lagen im Bett«, fügte Mudge mürrisch hinzu. Die Faulheit seiner Zeugen schien ihm Sorgen zu bereiten. Fen ließ ihn allein und machte sich auf die Suche nach jenen Personen, die an der Notkonferenz im Randolph-Hotel teilgenommen hatten. Seine Nachforschungen ergaben, dass über den Verlauf des Treffens genug weitererzählt worden war, um jeden Hinweis auf die Person zu verwischen, die dem Sprecher der Jury von Joans unglückseliger Bemerkung berichtet hatte.
    Nach etwa einer halben Stunde hörten sie, dass die Geschworenen bald zurückkämen, und so drängte jedermann an den Verhandlungsort zurück. Kaum jemand bezweifelte, dass der Urteilsspruch auf Selbstmord lauten würde, doch fragte sich der eine oder andere, ob über die

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