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Schwanengesang (German Edition)

Schwanengesang (German Edition)

Titel: Schwanengesang (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Hoppert
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das nicht, weil er mein Leben nicht auch noch gefährden wollte. Aber er wollte mir einen Hinweis geben. ›Denk an die letzte Dallas -Folge‹, hat er gesagt. ›Dann wirst du alles verstehen.‹ Sie kennen die Serie doch sicher. Ich habe diese Worte zuerst falsch gedeutet und dachte, er wollte mir erklären, warum er sich das Leben genommen hat. Schließlich hat sich J. R. in der letzten Dallas- Folge auch aus Verzweiflung erschossen. Aber dann wurde mir etwas klar: Nach dieser Folge gab es noch eine weitere, in der J. R. nach seinem offensichtlichen Selbstmord aus dem Reich der Toten zurückkehrt. Und was macht J. R. in dieser Folge? Er täuscht seinen eigenen Tod vor, um an eine Millionenerbschaft zu gelangen. Und da hatte ich eine Idee: Vielleicht wollte Gabriel mir sagen, dass der Mörder eine Person ist, von der alle dachten, sie sei tot, die ihren eigenen Tod aber nur vorgetäuscht hat. Und sogar den Namen dieser Person hat er mir mitgeteilt: Die Folge heißt J. R. kehrt zurück . Allerdings hat Gabriel mit diesen Initialen diesmal nicht John Ross Ewing, sondern einen anderen J. R., Johanna Reichert, gemeint. Johanna Reichert ist zurückgekehrt, das war es, was er mir sagen wollte.«
    Johanna Reichert hatte Marc die ganze Zeit aufmerksam zugehört, ohne ihn auch nur einmal zu unterbrechen. Jetzt lächelte sie. »Sieht tatsächlich so aus, als hätte dieser Wagner mich reingelegt. Da wäre ich nie drauf gekommen. Ich habe früher den Denver-Clan immer lieber geschaut als Dallas . Aber das kann noch nicht alles gewesen sein, denn das war kein Beweis dafür, dass ich noch lebe. Schließlich waren Sie es selbst, der mir den Becher mit dem tödlichen Medikamentencocktail gereicht hat, und Sie konnten auf der Videoaufnahme sehen, dass ich ihn auch tatsächlich getrunken habe.«
    »Ja, das hat mir auch zu denken gegeben. Aber dann hatte ich einen Einfall: Was wäre, wenn der Cocktail ausgetauscht worden ist, bevor ich den Becher an Sie weitergegeben habe? Ich habe Heinen erzählt, wann und wo ich die Lieferung aus Holland erwarte. Er oder ein anderer, wahrscheinlich sogar Gabriel, hatte also die Gelegenheit, den echten Kurier aus Holland vor meiner Kanzlei abzufangen, sich als Marc Hagen auszugeben und die Sendung entgegenzunehmen. Ein falscher Bote hat mir dann die harmlosen Medikamente gebracht, die ich dann am nächsten Tag an Sie weitergegeben habe.«
    »Sehr gut, Herr Hagen«, lobte Johanna Reichert. »Der Becher, den der Bote Ihnen gegeben hat, enthielt eine Mischung aus einem Schlaf- und einem Narkosemittel, damit mein ›Tod‹ möglichst natürlich aussieht. Aufgrund dieser Medikamente wurde meine Atmung stark verlangsamt und ich befand mich in tiefer Bewusstlosigkeit.«
    »Fast hätte es ja auch geklappt«, warf Marc ein. »Ich war so sicher, dass Sie das Gift getrunken haben, dass es nicht allzu schwer war, mich von Ihrem Tod zu überzeugen. Und es war natürlich auch kein Zufall, dass Sie und Heinen Yvonne dazu bestimmt hatten, Sie nach Ihrem Tod zu finden und Heinen zu benachrichtigen. So attraktiv sie ist, so dämlich ist sie leider auch.«
    »Ja, es ist fast alles wunderbar gelaufen. Aber wir sind vom Thema abgekommen: Sie hatten immer noch keinen Beweis für Ihre Theorie.«
    »Richtig. Deshalb bin ich zur Staatsanwaltschaft gegangen und habe meinen Verdacht vorgetragen. Dort war man natürlich zunächst äußerst skeptisch, aber da die Suche nach dem Mörder Heinens und Gabriels ins Stocken geraten war, konnte der Staatsanwalt schließlich einen Richter davon überzeugen, die Exhumierung der Leiche, die unter dem Namen Johanna Reichert beerdigt worden ist, anzuordnen. Und siehe da: Sämtliche Ihrer Hausangestellten und Ihr Neffe haben übereinstimmend bestätigt, dass es sich bei der Toten nicht um Sie handelt.« Marc hielt inne. »Wollen Sie mir nicht einfach erzählen, wie alles abgelaufen ist?«, fragte er dann.
    »Warum nicht, ich habe schließlich nichts mehr zu verlieren. Für mich begann die Geschichte Ende November 2011 damit, dass ich starke Magenschmerzen bekam, mir dauernd übel war und ich mich übergeben musste. Heinen, der seit einigen Monaten mein Hausarzt war, und dem ich hundertprozentig vertraut habe, hat mich untersucht. Eine Woche später, es war der fünfte Dezember 2011, hat er mir eröffnet, ich hätte unheilbaren Magenkrebs und würde bald sterben. Damit begann ein unvorstellbares Martyrium. Die Schmerzen wurden immer schlimmer und waren bald unerträglich. Die Haare

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