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Schwanengesang (German Edition)

Schwanengesang (German Edition)

Titel: Schwanengesang (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Hoppert
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Frankreich bisher keinerlei Beziehung hatte. Was konnte sie also hier gewollt haben? Die wahrscheinlichste Erklärung war, dass Frau Vollmer Ihnen geholfen hat. Auf ihrem Laptop wurde dann rekonstruiert, dass sie in verschiedenen Routenplanern nach der schnellsten Verbindung zwischen Bielefeld und Beaumes-de-Venise gesucht hat. Sie mussten sich also irgendwo hier in der Nähe aufhalten. Der entscheidende Hinweis wurde dann in Ihrem Nachlass gefunden: Einen Monat vor Ihrem angeblichen Tod haben Sie über einen Strohmann ein Ferienhaus in La Roque Alric gekauft. Das war übrigens sehr geschickt eingefädelt, wenn man nicht gezielt danach gesucht hätte, hätte man es nicht gefunden.«
    »Danke für die Blumen. Ja, von meinem ganzen Reichtum ist mir praktisch nur dieses Ferienhaus geblieben. Und so schön es hier auch ist, so spartanisch ist auch seine Ausstattung. Abgesehen davon habe ich es noch geschafft, etwa zweihunderttausend Euro zur Seite zu schaffen, mehr war nicht drin. Deshalb war ich auf meinen Anteil aus der Lebensversicherung angewiesen. Von irgendetwas muss ich schließlich leben. Aber daraus wird jetzt ja wohl nichts mehr.« Sie betrachtete Marc eingehend. »Es sei denn, wir können zu einem Arrangement kommen.«
    Marc sah sie verblüfft an. »Und wie soll das Ihrer Meinung nach aussehen?«
    »Nun.« Johanna Reichert lehnte sich zurück. Sie war jetzt ganz Geschäftsfrau. »Ich gehe davon aus, dass Sie mich ohne die Hilfe der Polizei nicht gefunden hätten und dass die Polizei über Ihre Fahrt nach Frankreich informiert ist. Sie wurden vorgeschickt, um mich eindeutig zu identifizieren. Anschließend sollen Sie Bericht erstatten. So weit richtig?« Sie sah Marc mit erhobenen Augenbrauen an.
    »Richtig«, bestätigte dieser. »Die Polizei weiß, dass ich hier bin. Deshalb dürfte eine Vereinbarung auch kaum möglich sein.«
    »Sagen Sie das nicht! Sie könnten der Polizei zum Beispiel mitteilen, dass Sie mich nicht angetroffen haben und es später noch mal versuchen werden. Das können Sie ein paarmal wiederholen und mir so die Zeit verschaffen, die ich brauche, von hier zu verschwinden und erneut unterzutauchen. Auch wenn es mir sehr schwerfällt, das alles hinter mir zu lassen.«
    »Und was wäre dabei der Vorteil für mich?«
    Johanna Reichert lächelte. »Nun, eigentlich hatte ich Ihnen ja ein Vermächtnis in Höhe von fünfhunderttausend Euro zugedacht. Sie sind bestimmt enttäuscht, dass Sie das Geld nicht bekommen haben. Aber ich bin bereit, Ihren Schaden in gewisser Höhe wieder auszugleichen. Ich biete Ihnen … sagen wir … fünfzigtausend Euro. Mehr ist beim besten Willen nicht drin. Wie sieht es aus?«
    Marc rieb sich den schweißnassen Nacken. »Da gibt es nur ein Problem. Sie haben meinen besten Freund erschossen.«
    Johanna Reichert schnaubte. »Ihren besten Freund! Wagner hat Sie verraten! Nur durch ihn sind Sie in diese Sache mit hineingezogen worden. Er hat in Kauf genommen, dass Sie als Mörder lebenslang hinter Gitter wandern.«
    »Ja, das hat er getan. Aber er hat mir auch das Leben gerettet, als Sie in der Kanzlei unser Gespräch belauscht haben. Er hat die gesamte Schuld auf sich genommen, weil er wusste, dass Sie mich ebenfalls erschießen würden, wenn er Ihre wahre Rolle enthüllt hätte. Er hat sich also gewissermaßen für mich geopfert. Das betrachte ich als eine Art Wiedergutmachung.«
    »Aber Sie vergessen eines: Er wollte sterben! Er hatte seine Familie verloren, er hatte einen Tag zuvor die Frau getötet, die er geliebt hat, und die Geldeintreiber im Nacken sitzen, deren Ultimatum am nächsten Tag ablief. Ich glaube, er war mir sogar regelrecht dankbar, dass ich ihm die Arbeit abgenommen habe. Das konnte ich in seinen Augen sehen. Ich habe nichts getan, was Gabriel Wagner nicht kurz darauf selbst getan hätte.«
    Marc wusste, dass Johanna Reichert ins Schwarze getroffen hatte. Wenn sie Gabriel nicht erschossen hätte, hätte er sich höchstwahrscheinlich selbst das Leben genommen.
    »Und Sie sollten noch etwas berücksichtigen«, unterbrach Johanna Reichert Marcs Gedanken. »Ich bin auch ein Opfer. Ihr Freund hatte vor, mich langsam zu vergiften und in den Tod zu treiben. Und wenn Charlotte mir nicht alles gebeichtet hätte, wäre sein Plan aufgegangen.« Sie machte eine Pause. »Und deshalb«, fuhr sie fort, »sollten Sie sich das mit dem Arrangement noch einmal durch den Kopf gehen lassen. Herr Wagner hat mir erzählt, dass Sie Geld gut gebrauchen können. Denken Sie

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