Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwanengrab

Schwanengrab

Titel: Schwanengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schwarz
Vom Netzwerk:
mich wickeln, aber ich hatte gar keine an.
    Das Licht entfernte sich ein wenig von mir. Ich musste mich beeilen, um es nicht aus den Augen zu verlieren. Plötzlich hatte ich Angst. Es war unheimlich. So dunkel und finster. Wieder fragte ich mich, was ich hier verloren hatte. Das Licht blieb stehen. Ich holte auf.
    Dann erkannte ich, dass es eine Gestalt war. Sie leuchtete so hell, dass ich meine Augen zusammenkneifen musste. Das Licht wurde schwächer und plötzlich verwandelte es sich. Vor mir stand meine Mutter. Auf ihrem weißen Gewand schimmerte ein Blutfleck. Ich erschrak, wollte weg und doch nicht. Sie winkte mir zu und hielt ihren Finger auf die Lippen. Stumm ging ich weiter, bis ich bei ihr war.
    Zögernd ergriff ich ihre Hand. Ihre Finger waren eisig kalt. Nein! Ich ließ los. Sie lächelte. Noch einmal legte sie ihren Finger auf den Mund. Wollte sie mir ein Geheimnis anvertrauen, das ich nicht verraten durfte, oder sollte ich leise sein, damit man uns nicht entdecken konnte?
    Sie deutete auf einen Baum. An einem Ast hing eine dicke Kugel. Schwarz war sie und rund. Wie ein Lampion, den man nicht angezündet hatte. Dann hörte ich ein seltsames Geräusch. Ein Summen! Es dehnte sich langsam zu einem Dröhnen aus. Und dann sah ich diese dunkle, schwarze Wolke, dieaus der Kugel strömte, direkt auf mich zu. Zu spät bemerkte ich, dass es Wespen waren. Ich schrie auf, lief davon. Rannte, so schnell ich konnte. Als ich mich verzweifelt nach meiner Mutter umsah, entdeckte ich sie ganz hinten zwischen den Bäumen. Die Wespen kamen näher. Ich schrie und schlug um mich, musste sie vertreiben ...
    Irgendetwas packte mich hart am Arm, schüttelte mich. »SAM!«
    Ich öffnete verwirrt die Augen. Das Licht meiner Nachttischlampe blendete mich. Blinzelnd gewöhnte ich mich an die Helligkeit. Es dauerte ein wenig, bis ich etwas sehen konnte. Dann erkannte ich meinen Vater. Er stand vor meinem Bett.
    »Sam!«
    Ich stöhnte. Meine Stirn war heiß.
    »Was ist los?«, fragte er verwirrt.
    »Schlecht geträumt.«
    Er runzelte die Stirn, und ich hatte den Eindruck, dass ihn die ganze Situation gewaltig überforderte.
    »Wieder okay«, sagte ich schnell.
    »Wirklich?«
    »Ja, wirklich!« Ich zog die Bettdecke bis zum Kinn, obwohl mir unendlich heiß war.
    »Gut! Dann ... gute Nacht.«
    »Nacht.«
    Als er endlich die Tür hinter sich zuzog, lehnte ich mich erschöpft zurück. Mein T-Shirt war feucht vom Schweiß. Ich zitterte leicht. Noch immer kamen die Bilderso deutlich in mein Gedächtnis, dass es mir schwerfiel, sie wieder zu verscheuchen. So ein schrecklicher Traum. Warum träumte ich so etwas? Und warum hatte mich meine Mutter im Stich gelassen?

Kapitel 4
    Der Traum der letzten Nacht hing noch lange in meinem Kopf. Ein blöder Start in einen neuen Morgen. Kein Wunder, dass auch der zweite Schultag genauso schrecklich verlief wie der erste. Die Mädchen aus meiner Klasse bildeten eine geschlossene Gruppe und Caro war offensichtlich die Anführerin. Ständig tuschelten sie herum. Eine von ihnen, Geli, schleuderte mir zweimal einen schwachsinnigen Kommentar entgegen. Ich verkniff mir eine passende Antwort darauf. Sollten diese Kröten mir doch den Buckel runterrutschen. Ich wartete, bis alle nach Schulschluss das Klassenzimmer verlassen hatten, dann packte ich in Ruhe meine Sachen ein.
    »Und Sie glauben, dass es klug ist, Samantha in das Theaterstück mit einzubeziehen? Das würde die anderen Schüler sicherlich irritieren«, hörte ich eine Frauenstimme draußen auf dem Flur.
    Ich horchte auf.
    »Wir müssen ihr eine Möglichkeit bieten, sich in die Schulgemeinschaft zu integrieren. Und ein Theaterstück ist dazu doch genau richtig.« Das war Herr Simon.
    »Aber diese unglaubliche Ähnlichkeit ...«, widersprach die Frau.
    »Ja, das ist wirklich erstaunlich.« Herr Simon klang nachdenklich.
    »Die Aufführung an sich ... Wenn es nach mir ginge, hätte ich mit der Theatergruppe ein anderes Stück einstudiert«, sagte die Frauenstimme vorwurfsvoll.
    »Wir haben ein halbes Jahr darauf hingearbeitet. Die ganze Mühe wäre umsonst. Und Samanthas Mitwirkung ... Es wäre ja nur fürs Bühnenbild.«
    »Also gut!«, gab die Frau nach. Es folgte das Klappern von Schuhen, die sich entfernten.
    »Ach, Frau Krahe ...!«, rief Herr Simon ihr hinterher.
    »Ja?«
    »Erwähnen Sie bitte nichts von ... na, Sie wissen schon. Zumindest jetzt noch nicht.«
    »In Ordnung!« Ihre Stimme klang gequält. Dann konnte ich die Schuhe eilig

Weitere Kostenlose Bücher