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Schwanenlied: Der fünfte Fall für Katrin Sandmann (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Schwanenlied: Der fünfte Fall für Katrin Sandmann (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Schwanenlied: Der fünfte Fall für Katrin Sandmann (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Klewe
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sich angemeldet und durchgefragt hatte, doch schließlich saß sie vor einem Mikrofiche Lesegerät und studierte den Lokalteil des Euskirchener Volksblatts aus den Jahren 1943 und 1944. Was für ein Glück, dass die Ausgaben archiviert waren! Sie fand keine Todesanzeige, weder für Johanna Grauweiler noch für ihren Mann. Also wechselte sie zu den entsprechenden Ausgaben des Westdeutschen Beobachters . Auch hier wurde sie nicht fündig. Allerdings waren nur die Ausgaben bis 1943 archiviert. Katrin rieb sich frustriert die Augen. Auch wenn sie nur nach den Todesanzeigen gesucht hatte, waren ihr doch verschiedene Schlagzeilen ins Auge gefallen, etwa über die »hamsternde« Jüdin Sara oder über »ehrlose« Frauen, die dieser Jüdin etwas geschenkt hatten. Auch wenn sie gern in der Vergangenheit herumstocherte, um einem Geheimnis auf die Spur zu kommen, konnte sie vieles von dem, was sie dabei entdeckte, nur schwer ertragen. Eigentlich hatte sie vorgehabt, in den späteren Jahrgängen des Euskirchener Volksblatts und in den überregionalen Zeitungen der Nachkriegszeit, die ebenfalls archiviert waren, nach weiteren auffälligen Meldungen zu suchen, etwa über ein vermisstes Mädchen. Doch nun verwarf sie den Gedanken. Ohne zu wissen, wann ungefähr die Frau oder das Mädchen gestorben war, hatte das keinen Sinn. Der Zeitraum war einfach zu groß. Statt etwas Interessantes herauszufinden, würde es sie nur deprimieren, über weitere Hetzartikel aus den Kriegsjahren oder scheinheilige Lügenmärchen aus der Nachkriegszeit zu stolpern.
    Katrin bedankte sich bei dem Archivleiter, trat hinaus auf die Straße und holte tief Luft. Jetzt galt es, die wichtigste Mission des Tages in die Wege zu leiten. Sie ging zurück zu Manfreds Landrover und stieg ein. Bevor sie den Motor startete, warf sie einen Blick auf ihr Handy, das sie stumm gestellt hatte. Manfred hatte dreimal versucht, sie zu erreichen. Sie widerstand der Versuchung, sofort zurückzurufen. Keinesfalls wollte sie, dass er sie von dem abbrachte, was sie sich als Nächstes vorgenommen hatte. Außerdem hatte sie Grund genug, wütend zu sein. Schließlich hatte er sich einfach verdrückt. Sollte er ruhig noch ein bisschen schmoren.
    Kurz entschlossen drehte sie den Zündschlüssel und gab Gas. Sie war sich sicher, dass sie einem Geheimnis auf der Spur war, bei dem es um mehr ging als um eine Frau, die in den Wirren des Zweiten Weltkriegs nicht beerdigt worden war. Und sie würde die Beweise dafür finden.

    *

    Dieter Mäder kratzte sich am Kopf, dort, wo schon längst keine Haare mehr wuchsen. Verflucht, was war denn auf einmal los? Der alte Grauweiler war noch nicht unter der Erde, und schon brach das große Chaos im Dorf aus. Erst hatte dieses Weichei Manni Kabritzky die Leiche der spukenden Johanna gefunden, dann weigerte er sich, den baufälligen Schuppen zu verkaufen, mit dem er sowieso nichts anfangen konnte, und jetzt schnüffelte auch noch eine fremde Amerikanerin hier herum. Nicht zu fassen! Er hatte beobachtet, wie die fette Schwarze die alte Anna Henk angesprochen hatte. Vor Schreck hätte er sich beinahe an seiner Kippe verschluckt. Scheiße! Das konnte kein Zufall sein.
    Erinnerungsfetzen tauchten vor seinem inneren Auge auf, Erinnerungen, von denen er nicht mehr gewusste hatte, dass sie noch irgendwo in seinem Schädel herumlungerten. Er warf die Kippe auf den Boden und ging auf seinen Wagen zu. Sollte er Anna Henk fragen, was die Fremde gewollt hatte? Lieber nicht, aus dem Gefasel der verrückten Alten wurde man sowieso selten schlau. Außerdem ließ sie ihn bestimmt nicht mehr aus den Klauen, wenn sie ihn zu fassen bekam, und dann musste er sich die halbe Familiengeschichte anhören, oder schlimmer noch, einen Bericht über ihre tausend Wehwehchen.
    Mäder spuckte auf den Boden. Lieber ging er der Sache selbst auf den Grund. Er würde der fetten Schwarzen folgen, wenn sie von dem Hof zurückkam. Er wandte den Kopf und blickte zum Haus. Gitta hatte mal wieder Migräne. Das hieß, dass es kein Abendessen gab. Und es hieß auch, dass sie nicht herumzetern würde, wenn er erst spät in der Nacht nach Hause kam. Ein idealer Abend also, um ein bisschen Dampf abzulassen. Er fühlte an seine Hosentasche, um sicherzugehen, dass er die Brieftasche dabeihatte. Die kleine Blonde vom letzten Mal war genau das, was er jetzt brauchte; sie hatte große Titten und einen Schmollmund und schnell kapiert, dass sie ihn nicht zum Labern benutzen sollte. Aber erst war die

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