Schwanenlied: Der fünfte Fall für Katrin Sandmann (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
und beobachtete sie. »Glaubst du, dass dieser Thomas Pütz im Krankenhaus war, um Rosemary zu töten?«
»Weshalb sonst? Einer seiner beiden Kumpel, vermutlich Dieter Mäder, hat sie angefahren, und zwar mit der Absicht, sie für immer zum Schweigen zu bringen. Das hat nicht geklappt. Und da Dieter und Klaus schon von der Polizei verdächtigt werden, musste Thomas ran, um die Sache zu beenden.«
Katrin wollte das nicht so recht glauben. »Welchen Sinn sollte das jetzt noch haben? Die Polizei stochert doch bereits in der Vergangenheit herum. Das können die drei nicht mehr verhindern. Wozu sich also einen Mord aufhalsen?«
»Vielleicht gibt es etwas, das Rosemary weiß«, meinte Manfred nachdenklich.
»Was sollte das sein?«
Manfred zuckte mit den Schultern. »Vielleicht denken sie, dass Rose den Attentäter erkannt hat.«
»Wäre möglich.« Katrin rieb sich die Stirn. »Wäre aber trotzdem sehr dumm, sie deshalb umzubringen. Bisher ist es nur Unfall mit Fahrerflucht. Warum einen Mord daraus machen?«
»Natürlich ist es dumm. Wenn die drei einigermaßen clever wären, hätten sie Rosemary Alcott einfach in Ruhe gelassen. Sie hätte ein bisschen rumgeschnüffelt, und das wäre es gewesen. Selbst wenn sie tatsächlich herausgefunden hätte, dass Marius Grauweiler David Freeman ermordet hat und die drei beim Beseitigen der Leiche geholfen haben, wäre das längst verjährt. Zumal sie damals ja noch Jugendliche gewesen sein müssen.«
Katrin horchte auf. »Wie alt waren die drei 1974?«
Manfred überlegte. »Ich weiß nicht, so siebzehn oder achtzehn.«
»Also hätten sie eigentlich gar nicht viel zu befürchten«, sagte Katrin. Sie musterte die spießige weiße Fassade. In ihrem Kopf formte sich ein Gedanke.
Manfred kickte einen Stein weg. »Wenn man Mist gebaut hat, reagiert man oft irrational«, sagte er. »Die haben vermutlich gar nicht darüber nachgedacht, dass sie niemand mehr dafür belangen kann.«
»Oder sie haben doch etwas zu befürchten«, sagte Katrin. »Was wäre, wenn sie nicht am Vertuschen einer Straftat beteiligt gewesen wären, sondern die Tat selbst begangen hätten? Mord verjährt nicht.«
17
Anna Henk stöhnte, als sie mit dem Kopf gegen das harte Metall stieß. Sie konnte den Aufprall nicht abfedern, den Kopf nicht gegen weitere schmerzvolle Schläge schützen, da ihr noch immer die Hände auf den Rücken gefesselt waren. Immerhin hatte Klaus ihr die Beine losgebunden und sie sogar auf die Toilette gehen lassen, bevor er sie in den Kofferraum seines Wagens bugsierte. Nur den Knebel hatte er nicht gelöst. Dabei hätte sie so gern mit ihm geredet, ihn gefragt, was er mit ihr vorhatte.
Er hatte ihr nicht ein einziges Mal in die Augen geblickt. Seine Bewegungen waren fahrig gewesen, sein Blick gehetzt. Was war nur los? Was hatte sie getan? Wieder und wieder war sie in Gedanken das kurze Gespräch an der Haustür durchgegangen, doch sie hatte nicht begriffen, was ihn so alarmiert hatte.
Dabei hatte sie ausgerechnet Klaus immer für einen ruhigen, besonnenen Mann gehalten! Wie sehr man sich täuschen konnte. Stille Wasser waren tief.
Das Ruckeln hörte unvermittelt auf. Eine Wagentür knallte. Anna lauschte, doch ansonsten blieb es still. Sie atmete bewusst und tief, versuchte, sich für das zu wappnen, was kam. Was auch immer Klaus im Sinn hatte, es war nichts Gutes. Sie dachte an die Amerikanerin, die jemand angefahren hatte. Mit Klaus’ Wagen. Angst durchzuckte sie, es gelang ihr nicht, ihren Atem ruhig zu halten.
Die Kofferraumklappe wurde hochgerissen. »Ende der Reise«, verkündete Klaus. Seine Stimme klang schrill. Er zog sie unsanft hoch, half ihr, herauszuklettern. Etwas streifte ihr Gesicht. Tageslicht blendete sie. Sie zwinkerte, sah nichts als grelle Schemen. Er ließ sie los, doch sie schaffte es nicht stehen zu bleiben. Sie wankte, ihre Knie zitterten, ihr ganzer Körper fühlte sich schwer und unendlich müde an. Klaus fing sie auf. Er brummte etwas und führte sie ein paar Schritte über unebenen Untergrund. Sie erkannte, dass sie auf einer Waldlichtung waren. Vögel zwitscherten, weit entfernt erklang das dumpfe Gebrumm von Motoren.
Er drückte sie auf einen Baumstumpf. Sie keuchte, bekam kaum Luft durch die Nase, Schweiß lief ihr in dünnen Fäden über das Gesicht.
»Okay.« Klaus kniete vor ihr. »Ich nehme dir den Knebel ab. Hier draußen hört dich sowieso niemand.«
Augenblicke später war ihr Mund frei, und sie sog gierig die kühle Waldluft ein. »Was
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