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Schwanenschmaus im Porterhouse

Schwanenschmaus im Porterhouse

Titel: Schwanenschmaus im Porterhouse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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geworden war und ihn durch Mißerfolge gepeitscht hatte, die einen begabteren Mann entmutigt hätten. Nach Porterhouse, rief er sich bei solchen Gelegenheiten ins Gedächtnis, braucht ein Mensch nichts mehr zu fürchten. Jedenfalls hatte ihm das College eine dicke Haut in gesellschaftlichen Dingen verpaßt. Porterhouse verdankte er seine Unverfrorenheit, die er einige Jahre später als Parlamentarischer Privatsekretär des Verkehrsministers brauchte, um Mary Lacey einen Heiratsantrag zu machen, der einzigen Tochter des Earl of Sanderstead, eines liberalen Peers, die Unverfrorenheit, seinen Antrag Jahr für Jahr zu wiederholen und ihre alljährliche Weigerung so barsch entgegenzunehmen, daß sie sich schließlich von der Intensität seiner Gefühle überzeugen ließ. Ja, wenn er seine lange Karriere betrachtete, führte Sir Godber viel auf Porterhouse zurück, an erster Stelle seine Entschlossenheit, ein für allemal den Charakter des Colleges zu ändern, das ihn zu dem gemacht hatte, was er war. Wenn er durch den Saal auf die vom Kerzenlicht erleuchteten Gesichter schaute und sich die lauten Erklärungen anhörte, die man für Gespräche hielt, fand er sich in seinem Entschluß bestärkt. Beefsteak und Burgunder kamen und gingen, gefolgt von in Weinbrand getränktem Biskuitkuchen und Stiltonkäse, und am Schluß machte die Portweinkaraffe die Runde. Sir Godber sah zu und blieb abstinent. Erst als das Zeremoniell, seine Serviette in eine Silberschüssel zu tauchen und sich damit über die Stirn zu wischen, beendet war, schritt er zur Tat. Nachdem er mit dem Griff seines Messers ruheheischend auf den Tisch gepocht hatte, erhob sich der neue Rektor von Porterhouse.
    Von der Musikantenempore aus sah Skullion dem Festmahl zu. In der Dunkelheit hinter ihm drängten sich die niederen College-Bediensteten und starrten mit offenen Mündern auf die Szenerie unter ihnen, ihre feuchten blassen Gesichter vom Abglanz der Festivität beschienen. Unterdrücktes Seufzen wurde laut, wenn man ein neues Gericht auftischte. Ihre Augen leuchteten kurz auf und wurden wieder glasig. Nur Skullion, der Oberpförtner, musterte die Szenerie mit kritisch korrekter Miene. In seinem Blick fand sich kein Neid, nur Zustimmung angesichts der gelungenen Arrangements und gelegentlich ein stummer Tadel, wenn ein Kellner etwas Sauce verschüttete oder eins der Gläser übersah, das darauf wartete, gefüllt zu werden. Alles war, wie es sein sollte, wie es gewesen war, seit Skullion das College vor vielen Jahren zum ersten Mal als Unterpförtner betreten hatte. Seitdem hatte es fünfundvierzig Festessen gegeben, und bei jedem hatte Skullion von der Musikantenempore aus zugesehen, so wie seine Vorfahren seit Gründung des Colleges. »Skullion, wie? Interessanter Name, Skullion«, hatte der alte Lord Wurford gesagt, als er 1928 am Pförtnerhaus angehalten und den neuen Pförtner bemerkt hatte.
    »Ein sehr interessanter Name, Skullion. Ein Name ohne Heckmeck und Firlefanz. Seit der Zeit des Gründers gab es in Porterhouse Skullions. Das können Sie mir abnehmen, die gab’s. Steht in den ältesten Verzeichnissen. Ein Viertelpenny für den Skullion. Seien Sie stolz darauf.« Und Skullion war stolz darauf gewesen, als sei er von dem alten Rektor aufs neue getauft worden. Doch das waren noch Zeiten, und das waren noch Männer gewesen! Der alte Lord Wurford, ein Rektor ohne Heckmeck und Firlefanz. Ihm hätte solch ein Festmahl gefallen. Der hätte nicht dagesessen, mit seiner Gabel herumgestochert und am Wein genippt. Er hätte ihn sich wie immer übers Hemd gekippt, den Schwan gefuttert, als wäre er ein Hähnchen, und die Knochen über die Schulter geschmissen. Aber er war auch ein Gentleman und Ruderer gewesen und hatte an den alten Bootsclub-Traditionen festgehalten.
    »Einen Knochen für den Achter vor uns«, hatten sie immer gerufen.
    »Welcher Achter? Vor uns ist kein Achter.«
    »Einen Knochen für die Fische vor uns.« Und schon flogen die Knochen über ihre Schultern, und wenn es ein guter Abend war, hing noch Fleisch dran, und wir waren verdammt froh, daß wir es bekamen. Außerdem hatten sie recht. Vor ihnen gab es damals wirklich keinen Achter, sondern nur die Fische. Im Dunkeln der Musikantenempore lächelte Skullion über seine Jugenderinnerungen. Jetzt war alles anders. Die jungen Herren hatten sich verändert. Seit dem Krieg war der Schwung raus. Heute bekamen sie Stipendien und arbeiteten. Wer hatte damals je von einem arbeitenden

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