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Schwanentanz

Schwanentanz

Titel: Schwanentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Francis
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sehen. „Ich wurde … aufgehalten.“
    „Was hast du dann hier unten verloren?“
    Brandon lehnte sich mit der Schulter an die Wand und schlug lässig die Beine übereinander. „Seit wann interessiert es dich, was ich wo suche?“
    Er hatte recht. Sie waren Freunde und begegneten sich nie mit Misstrauen. „Du hast mich erschreckt“, gab Aiden zu. „Die Sache mit Seamus … meine Nerven toben.“ Das war nur die halbe Wahrheit. Brandon versteckte etwas hinter seinem Rücken. Warum sollte er ihm trauen, wenn der andere es nicht tat? „Sag schon, was machst du hier unten? Oder hast du etwa Geheimnisse?“
    Brandon grinste schief. „Tausende.“
    „Selbst vor mir?“
    Im gleichen Moment ahnte er, dass er einen Fehler gemacht hatte. Brandon strich sich die Haare aus der Stirn. Sein Grinsen bekam etwas Wölfisches. In seinen Augen loderte das, was Aiden regelmäßig erschauern ließ. Vielleicht war es jene Art von Verlangen, die Aiden nicht behagte. Vielleicht aber auch nur ein Schauspiel, weil Brandon von dieser Wirkung auf ihn wusste. Er musste sich zwingen, keinen Schritt zurückzumachen.
    „Vor dir“, sagte Brandon gedehnt, „hab ich zehntausend Geheimnisse. Nur deshalb kann ich dich leiden.“ Damit schlug er ihm mit der einen Hand auf die Schulter und holte auch die andere hinter seinem Rücken hervor. „Ich musste mich erst vergewissern, dass der kleine Scheißer nicht mehr in der Nähe ist“, murmelte er. „Ich traue ihm nicht so weit, wie ich ihn werfen kann.“
    Aiden stieß ein missbilligendes Grunzen aus. Er mochte es nicht, wenn Brandon die Gnome beleidigte, wusste aber, dass eine Diskussion nichts brachte. Außerdem bannte das, was sein Freund in seiner geöffneten Handfläche hielt, seine ganze Aufmerksamkeit. Es war eine Blume. Eine ungewöhnliche Blume, die er nur aus Märchen kannte, die man sich im Flüsterton erzählte, und die niemand aufschreiben durfte.
    „Ist es das, was ich denke?“
    Brandon nickte. „Ja. Ein Venuskelch. Erinnerst du dich an die Legende? Es heißt, die Sídhegöttin Morrígain hätte dieser Blume durch eine ihrer Tränen Magie geschenkt. Ein Tropfen Tau, der hineinfällt, wird durch den Blütenstaub zu einem Elixier, das …“
    „Einen Sídhe willenlos macht“, ergänzte Aiden voller Ehrfurcht.
    „Ja. Das und viele andere Zauberkräfte sagt man dem Venuskelch nach.“
    „Glaubst du, es funktioniert?“
    „Wir werden sehen.“ Brandon sah ihn ernst an. „Sobald dein Bruder zurück ist, gebe ich Cara den Tautropfen in den Wein.“
    Hoffnung floss durch Aidens Venen. Sie ließ seinen Körper vor Erwartung schwellen und brachte seine Muskeln dazu, sich anzuspannen. Er fühlte sich wie sein eigener Schwanz, wenn er hart wurde. „Du willst den Tropfen für Seamus hergeben?“ Seine Stimme klang rau, als hätte er eine Nacht lang geschrien.
    Brandon verlagerte das Gewicht. Er sah auf den Boden und schluckte. „Ich hab geschworen, dir zu helfen. Allerdings …“
    „Was?“
    „Aiden, wir könnten alles auf eine Karte setzen. Wir mischen ihr den Tropfen unter und verlangen, dass sie uns alle gehen lässt.“
    Feuerschein spielte mit Schatten. Ob beide wussten, dass sie nichts als Sklaven des Windes waren?
    Aiden lag ein Brüllen in der Kehle, doch er beherrschte sich und die Worte kamen als Flüstern: „Wenn es nicht klappt, ist alles verloren. Sie wird es Seamus ausbaden lassen, allein ihn. Er schafft das nicht, er ist nicht stark. Er ist zu verträumt und kann sich ihre Brutalität nicht mal in seinen absurdesten Fantasien vorstellen. Er ist …“
    „Ja!“, stieß Brandon mit einem Seufzer hervor und fuhr sich mit der freien Hand von hinten übers Haar, sodass sie sein Gesicht wieder wie eine Maske bedeckten. „Ich weiß. Er ist noch schlimmer als du.“
    „Und deshalb wird sie ihn besonders quälen.“
    Die Blume zitterte leicht in Brandons Hand. „Sie tut es nicht aus böser Absicht. Sie glaubt, es härtet ihn ab.“
    „Aber das ist nicht so.“
    Brandon wandte sich schulterzuckend ab. „Vielleicht. Wer weiß. Ich suche ein Versteck für die Blume. Besser, du weißt nicht, wo sie ist.“
    Das Misstrauen kam zurück, während Brandon ging. Es war wie ein Tier, das vom Gespräch verjagt worden war, und sich nun wieder anschlich.
    „Brandon!“, rief Aiden seinem Freund nach. „Du hast es mir geschworen, vergiss das nicht!“
    Er bekam keine Antwort.

     
    Die CD sprang auf Anfang zurück und Tom Trauberts Blues, bekannt als Rod Stewards Version von

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