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Schwanentanz

Schwanentanz

Titel: Schwanentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Francis
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machst du beruflich?“
    Er stieß sich von der Karosse ab und das Schmuckstück glitt ihr aus den Fingern. Brandon drehte sich ein Stück von ihr weg, als wäre ihm der Gesprächsverlauf plötzlich unangenehm. Ob er arbeitslos war? Wie auch immer, sie wollte ihn nicht noch einmal weglaufen lassen, daher stieg sie aus dem Wagen.
    „Entschuldige. Es ist unhöflich, sich zwischen Tür und Angel zu unterhalten.“ Sie lehnte sich gegen den Kotflügel und verschränkte die Arme. Als er merkte, dass sie eine Antwort erwartete, zuckte er mit den Schultern und grunzte. Sehr verbindlich. Sie unterdrückte ein Seufzen. Wie konnte jemand, der, sobald er es wollte, nonchalant und anziehend war, im nächsten Moment so abweisend erscheinen. Seit wann faszinierten sie solche Männer? Sie hatte nie viel übrig gehabt für Menschen, die sich kryptisch gaben. Meist steckten Langweiler hinter solchen Fassaden.
    Er war anders. Natürlich konnte sie nur Vermutungen anstellen, und womöglich inszenierte er eine Show für sie, aber tief in ihrem Inneren ruhte die Gewissheit, dass er es nicht nötig hatte, ihr den geheimnisvollen Mann vorzuspielen. Diese Geheimnisse waren Wirklichkeit, sie waren real, und Suzanna hätte mehr als nur eine gemeinsame Nacht dafür gegeben, ein paar davon zu entschlüsseln.
    „Hier in der Nähe soll ein Wasserfall sein“, sagte sie.
    „Hmhm.“
    „Den würde ich mir gerne mal ansehen.“
    Er sah sie an.
    „Vielleicht möchtest du ihn mir zeigen.“
    „Es gibt eine Menge, das ich dir zeigen möchte“, erwiderte er, „aber dieser Ort gehört nicht dazu. Es ist der letzte Ort auf Erden, zu dem ich gehen will.“
    Die Art, wie er das sagte, weckte weitere Neugier. „Warum?“
    Er schüttelte den Kopf. „Ich war einmal da und es gefiel mir nicht.“
    „Wollen wir wenigstens ein Stück gehen?“, fragte sie und drückte auf den Autoschlüssel, um den Wagen zu verriegeln.
    „Hältst du das für eine gute Idee?“ Er senkte den Kopf, als deutete er auf ihr Knie, aber sie spürte, dass er etwas anderes meinte.
    „Für eine sehr gute.“

     
    Brandon schlug ein langsames Tempo an, auch wenn er gern gerannt wäre. Er genoss ihre Nähe, und das war ein gutes Argument, ihr fernzubleiben.
    Sie schlenderten über eine von Butterblumen getupfte Weide an einem Bach entlang, der sich mal tief und schmal in sein Bett schmiegte und dann wieder so breit wurde, dass das Wasser nur dünn wie ein Häutchen über die Kiesel rann. Er spürte die Blicke, die sie ihm zuwarf, wann immer sie dachte, er würde es nicht bemerken. Ihre Zurückhaltung war es, die ihn reizte. Sie zierte sich nicht, spielte ihm kein Desinteresse vor. Aber verlangte auch nichts. Jedes Wort, jede Geste und jedes bedächtige Lächeln war ein Angebot, das er annehmen oder ignorieren konnte. Sie drängte ihn nicht, und genau das war es, was ihn fesselte. Das, sowie die Tatsache, alles in eigenen Händen zu halten. Er könnte sie verführen – hier und jetzt, da war er sicher. Aber er würde die Initiative ergreifen müssen. Ihr Sehnen war wie Feuer, und es würde langsam in ihr zu Asche verlöschen, wenn er ihm kein Futter gab.
    Sie zupfte ein Blatt von einer Linde und drehte es in den Fingern.
    „Warum willst du, dass ich gehe?“, murmelte sie.
    „Will ich nicht.“
    „Wer will es dann?“
    Er musste lächeln. Sie war nicht dumm, aber sie würde ihn für verrückt erklären, wenn er ihr die Wahrheit sagte. „Meine Leute haben etwas gegen Fremde. Sie fürchten sich vor Veränderung.“
    „Hm. Dann schlage ich vor, du sagst deinen Leuten, dass ich nicht vorhabe, etwas zu verändern.“
    Er nahm ihr das Blatt aus der Hand, berührte ihre Finger viel länger als notwendig. „Und wenn du das längst getan hast?“
    „Dann sollte mir das wohl leidtun.“ Ihr Blick ruhte auf seinen Lippen und er hoffte inständig, sie würde nicht noch einmal versuchen, ihn zu küssen. Er hob den Kopf, sah über ihren Scheitel hinweg.
    „Das sollte es“, sagte er leise. Unter dem Stoff ihrer Bluse ertastete er schlanke, aber muskulöse Arme. Die zierliche Kraft einer Ballerina. In der Nähe rief ein sich versteckender Wachtelhahn sein lockendes Wick-werrewick.
    „Zu schade“, gab sie zurück. „In der Hinsicht versagte ich auf ganzer Linie.“
    Er musste den Griff an ihren Oberarmen nur hauchfein verändern und sie machte einen winzigen Schritt nach vorn. Ihre Brust berührte seine. Dann ihre Fingerspitzen. Dort, wo die obersten Knöpfe seines Hemdes offen

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