Schwanentanz
kurz und heftig die Lippen aufeinander, „dann blieb sein Herz stehen. Von heute auf Morgen. Weg war er.“
„Tut mir sehr leid, Suzanna.“
Sie lächelte und für einen Moment schwiegen sie. Er fragte sich, ob er Familie außerhalb des Síds hatte. Menschen, die lebten und starben, weit außerhalb seiner Welt. Er hatte nie nach ihnen gesucht, nie das Bedürfnis danach verspürt. Nun regte sich erstmals das Interesse. In erster Linie jedoch sammelte er Mut.
„Es muss fast zwanzig Jahre her sein“, sagte er schließlich. „Cara liebt Pferde, wie du bemerkt hast, und ihr ist wichtig, dass wir alle gute Reiter sind. Ich hatte damals mein erstes Pony, ein winziger Grauschimmel, Waliser, sehr temperamentvolles Ding.“ Er musste wie immer schmunzeln, wenn er an seine kleine Stute dachte. „Ich war ein dummer kleiner Kerl, hab immer meine Äpfel mit ihr geteilt. Hab reingebissen, den Apfel mit den Zähnen gehalten und das Pony eine Hälfte abbeißen lassen. Einmal ist es schiefgegangen, das Pony hat mich gebissen.“
Suzanna zog Luft zwischen den Zähnen ein. „Aua. Daher stammt die Narbe?“
„Nicht direkt. Cara hat es, wie sie es nannte, wieder gesundgeküsst. Und dann gingen wir hinaus zu meinem Pony. Und sie hat es getötet.“
Sie hob eine Hand vor den Mund. „Aus Wut?“, hauchte sie.
„Nein, als Strafe. Weil ich mich dumm verhalten habe und diese Dummheit mich beinah entstellt hätte.“
„Und dann hast du …“
Er nickte. Sie brauchte nicht weiterreden, sie hatte es richtig verstanden. Er hatte sich entstellt, weil es die einzigeMöglichkeit gewesen war, Cara für den sinnlosen Tod seines Ponys zu strafen. Er hatte den Grund als kleiner Junge nicht erfasst. Er wusste nur, dass er seine Lippe immer wieder aufschneiden und sich verstecken wollte. So lange, bis die Wunde zu heilen begann, und die Zauber der Herrin nichts mehr gegen die Vernarbung des Gewebes ausrichten konnte.
„Die Tätowierung hat den gleichen Grund“, fuhr er fort. Mit einem Mal fiel es sehr leicht, zu reden. „Ich wollte etwas Bleibendes, etwas, über das sie keine Gewalt hat.“
„Und warum ein Panther? Weil er stark ist.“
Weil er gern allein ist. Doch für den Moment passte die Antwort nicht, also zuckte er nur mit den Schultern.
Suzanna schluckte schwer. „Brandon? Ich bin nicht wie Cara, oder?“
„Du bist anders, so anders, dass es beinah schrecklich ist.“
„Möchtest du versuchen, mich zu küssen? Ich kann nichts heilen, aber das hast du auch nicht nötig. Ich würde nur einfach gerne …“
„Die Welt ist im Wandel“, ertönte knisternd die schwermütige Stimme von Cate Blanchett aus dem Boxen. Brandons Sessel knirschte, als er sich zu Suzanna beugte. Vor dem Kuss, der ein bisschen mit Sex und viel mit Mut zu tun hatte, fand er eine Sekunde Zeit, sich für sein dramaturgisch gelungenes Timing zu loben.
Noch ehe Galadriels Monolog zu Ende war, rieben seine Hände über ihre weichen Brüste, bis die Brustwarzen sich aufrichteten und sie vor Lust seufzte. Während des Feuerwerks an Bilbo Beutlins einundelfzigstem Geburtstag massierte sie ihm die Hoden, bis er die Explosionen sah, obwohl er die Augen geschlossen hatte. Und als Frodo und Sam das Auenland verließen, schob er ihren Rock bis zur Taille hoch und zerrte den dünnen Seiden-string hinab. Vor ihrem Sessel und zwischen ihren langen Beinen kniend folgte er mit den Lippen, den Zähnen und der Zunge den Weg über ihre Oberschenkel, bis er ihre Mitte erreicht hatte. Weich, nassglitzernd und ein wenig wund von seinen Stößen wenige Stunden zuvor lag sie vor ihm und beantwortete zärtliches Tasten seiner Finger mit verhaltenen Lauten. Er näherte sich ihr, roch ihre Lust, wagte sich noch näher, bis er ihre abstrahlende Hitze auf den Lippen spürte. Bei Cara wäre er nun verloren gewesen. Sein Geist hätte sich ihrem Aphrodisiakum unterworfen. Suzanna war anders. Er hatte eine Wahl.
„Möchtest du, dass ich dich lecke?“, flüsterte er an ihre Haut.
Sie stöhnte leise. „Bitte.“
Er hätte Nein sagen können. Erstmals in seinem Leben hätte er sagen können: Leck dich selbst. Dies zu wissen, ließ ihn so hart anschwellen, dass er seinen Schwanz reiben musste. Einer Salve von Fantasien, in denen er sie an sich riss und frenetisch fickte, schoss durch seinen Kopf. Er beherrschte sich, war stolz, sich beherrschen zu können, und kam stattdessen ihrer Bitte nach.
Bei allen Göttern! Sie konnten ihn doch nicht vergessen haben.
Ihr Fleisch war so
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