Schwangerschaft ist keine Krankheit
Katzenkotproben mit Toxoplasmose-Erregern belastet. Insbesondere reine Wohnungskatzen übertragen mit groÃer Wahrscheinlichkeit keine Toxoplasmose-Erreger (Gross et al. 2001). Sie brauchen Ihre hauseigene Samtpfote also nicht wegzugeben, nur weil Sie schwanger sind. Leider wird diese unnötige VorsichtsmaÃnahme trotzdem immer wieder von ärztlicher Seite propagiert.
Wie häufig ist eine angeborene Toxoplasmose-Erkrankung denn nun wirklich? Im entsprechenden Merkblatt der gesetzlichen Krankenkassen wird darauf hingewiesen, dass genaue Zahlen nicht bekannt sind. Geschätzt wird aber, dass ungefähr 0,1 bis 0,6 Prozent der schwangeren Frauen eine Toxoplasmose-Erstinfektion bekommen. »Hiervon überträgt etwa jede dritte Frau den Erreger auf das Ungeborene. Von 10 000 Neugeborenen sind schätzungsweise ein bis zehn Kind(er) mit Toxoplasma gondii infiziert.« (Medizinischer Dienst 2003)
Die Wahrscheinlichkeit der Infektion ist also gering. Doch es kommt noch besser: Von den tatsächlich infizierten Kindern zeigen nicht alle Krankheitszeichen und nur sehr wenige zeigen schwere Symptome der Erkrankung. Es ist darüber hinaus nicht bekannt, bei wie vielen Kindern es überhaupt jemals zu einem Ausbruch der Erkrankung kommt (Medizinischer Dienst 2003).
Wie verwunderlich. Es handelt sich also um eine seltene Erkrankung. Warum steht das in keinem Ratgeber? Warum wird überall die Gefahr der Toxoplasmose betont, ihre Seltenheit jedoch verschwiegen?
Toxoplasmose-Tests: nützlich oder unsinnig?
Die generelle Toxoplasmose-Diagnostik ist in Deutschland kein Bestandteil der Mutterschafts-Richtlinien. Der Grund: Es bestehen noch groÃe Unsicherheiten bei der Auswertung der Laborbefunde und beim Verständnis des Krankheitsverlaufs.
Zum Thema »Zusatzdiagnostik in der Schwangerschaft: Toxoplasmose-Screening« gibt es ein Merkblatt, das vom Medizinischen Dienst der Spitzenverbände der Krankenkassen herausgegeben wird. Dieses erläutert, warum die gesetzlichen Krankenkassen keinen Toxoplasmose-Test in der Schwangerschaft bezahlen: »Ein sinnvoller Toxoplasmose-Test müsste schwangere Frauen sicher erkennen, die sich frisch mit dem Erreger infiziert haben. Eine dafür geeignete Teststrategie ist bislang noch nicht erarbeitet worden.« (Medizinischer Dienst 2003)
Zudem weisen die Herausgeber darauf hin, dass es derzeit keine Belege dafür gibt, dass die Behandlung einer an Toxoplasmose erkrankten Schwangeren für das Ungeborene von Vorteil sei. Vielmehr werden die Nachteile einer möglichen Ãbertherapie betont. Stattdessen heiÃt es: »Eine sinnvolle Vorsorge ist dagegen möglich, indem ein Kontakt mit dem Krankheitserreger gemieden wird.« (Medizinischer Dienst 2003)
Eine vorsorgliche Laboruntersuchung auf Toxoplasmose ist nicht sinnvoll. Aus diesem Grund wird sie nicht von den Krankenkassen übernommen. Sie müssten diesen Test aus eigener Tasche bezahlen.
Fazit: Eine Toxoplasmose-Infektion in der Schwangerschaft kommt sehr selten vor â dass die Erkrankung auf Ihr Kind übergeht und es schädigt, ist noch unwahrscheinlicher. Schützen Sie sich, indem Sie die oben genannten wirkungsvollen SchutzmaÃnahmen beachten, aber verfallen Sie nicht in ein generelles Misstrauen gegenüber Nahrungsmitteln und anderen Ãberträgern.
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»Risiko« Nr. 3: Fisch
Die Empfehlungen zum Fischverzehr in der Schwangerschaft sind derzeit widersprüchlich. Einerseits gibt es zahlreiche Warnungen, Einschränkungen und Risikoabwägungen zum Thema, die unter dem Vorzeichen des »vorsorglichen Gesundheitsschutzes« erlassen wurden. Hier einige Auszüge:
⢠Erst vor wenigen Wochen erhielt ich ein Merkblatt zum Thema »Fisch â Genuss oder Gefahr«, das sich mit der Strahlenbelastung von Fisch nach dem Reaktorunfall im japanischen Fukushima und die richtige Fischauswahl befasst.
⢠Weitere Warnungen beziehen sich auf Listerien, die in Räucherlachs und anderen nicht durchgegarten Fischprodukten wie in mariniertem Hering, in Muscheln und kalt geräuchertem Fisch sowie in vakuumverpackten Produkten enthalten sein können (BfR). Geeignet für Schwangere seien nur ausreichend erhitzter Fisch und pasteurisierte Fischerzeugnisse.
⢠Gesundheitsrisiken bestehen auch durch den Parasitenbefall des Fisches mit Nematoden, also Würmern, die durch Rohverzehr auf den Menschen übergehen können. Sushi und
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