Schwangerschaft ist keine Krankheit
hatte bereits einen gesunden dreijährigen Sohn. Sie hatte einige Tage vorher einen Käse gegessen, der aus Rohmilch hergestellt wurde, und sich danach an das Risiko einer Listerien-Infektion erinnert. Das lieà ihr keine Ruhe.
Sie ging zu ihrem Hausarzt, der ihr Blut abnahm, um eine Infektion ausschlieÃen zu können. Vom Labor kam einige Tage später der Befund der Blutuntersuchung: Die Antikörper im Blut zeigten, dass eine frische Infektion mit Listerien »nicht auszuschlieÃen« sei.
Mit diesem Befund kam Birgit F. dann verängstigt zu mir. Sie habe gelesen, dass diese Infektion schwere Fehlbildungen beim Baby verursachen könne. Vor Sorge hatte sie seit Tagen nicht mehr richtig geschlafen. Ich versuchte die junge Frau zu beruhigen und rief zunächst einmal den Laborarzt an, der die Blutprobe untersucht hatte.
Dieser, ein erfahrener älterer Kollege, sagte, dass es überhaupt nicht sinnvoll sei, bei einer gesunden Frau ohne irgendwelche Symptome wie Durchfall, Gliederschmerzen, Abgeschlagenheit oder Muskelschmerzen im Blut nach Antikörpern gegen Listerien zu suchen. Diese Untersuchungsmethode sei nicht aussagekräftig. Er meinte sogar, man solle die ganze Listerien-Serologie (also die Untersuchung nach Antikörpern) am besten »einstampfen«. Sie messe nur, wer irgendwann einmal im Leben Kontakt mit diesen Bakterien gehabt hat, ohne auch nur in geringstem MaÃe etwas über eine aktuelle Erkrankung auszusagen. Hinzu käme, dass die Untersuchungsmethode für Listerien im Blut mit zahlreichen Fehlern behaftet sei und ein positives Ergebnis daher immer nach zwei Wochen kontrolliert werden müsse.
Bei Birgit F. führten wir nach zwei Wochen eine solche Kontrolle der Laborwerte durch. Es zeigte sich kein Anstieg der Werte: Sie hatte gar keine Listerien-Infektion. Auch im weiteren Verlauf der Schwangerschaft verlief alles völlig problemlos.
Inzwischen hat Birgit F. ein gesundes kleines Mädchen zur Welt gebracht. Die Sorge um ihr Kind hatte sie aber während der gesamten Schwangerschaft belastet. Das wäre nicht nötig gewesen. Ein voreilig erhobener Laborwert von zweifelhafter Aussagekraft war schuld daran. Birgit F. war in der Schwangerschaft nicht krank, sie litt ausschlieÃlich unter den Verunsicherungen durch unnötige medizinische Diagnostik. Birgit F. ist leider kein Einzelfall.
»Risiko« Nr. 2: Fleisch
Das zweite »Schreckgespenst« in puncto Ernährung ist die Toxoplasmose. Möglicherweise haben Sie und Ihr Partner auch schon davon gehört und sind verunsichert. Toxoplasmose-Erreger werden vom Tier auf den Menschen übertragen. Sie können in der Schwangerschaft auf das ungeborene Kind übergehen und zu Fehlbildungen, insbesondere zur Entwicklung eines sogenannten Wasserkopfes, und zu Fehlgeburten führen.
Verunsicherung durch Toxoplasmose
Wenn eine Frau in der Schwangerschaft an Toxoplasmose erkrankt, liegt das Infektionsrisiko des Ungeborenen in den ersten drei Schwangerschaftsmonaten bei 17 Prozent. Die Ãbertragung der Infektion von der Mutter aufs Kind führt in diesem Zeitraum meistens zur Fehlgeburt. Im zweiten Schwangerschaftsdrittel beträgt das Infektionsrisiko des Babys bei mütterlicher Erkrankung 24 Prozent. Dies geht mit einer mittleren bis schweren kindlichen Schädigung einher. Im letzten Schwangerschaftsdrittel schlieÃlich ist das Risiko der Infektionsübertragung auf das Ungeborene mit 64 Prozent am höchsten, wobei hier nur leichte Schäden oder Spätschäden auftreten (www.rki.de). Die Spätschäden können sich noch sehr spät, bis zum 20. Lebensjahr, in Form einer Augenerkrankung zeigen.
Auch die Toxoplasmose verläuft, ähnlich wie die Listeriose, meistens ohne Krankheitszeichen. Sehr viele Menschen machen diese gutartige Infektionskrankheit durch, die wenigsten bemerken sie jedoch. Selten treten uncharakteristische grippeähnliche Symptome mit Fieber, Abgeschlagenheit und Muskelschmerzen auf, gelegentlich schwellen die Halslymphknoten an.
Wer die Krankheit einmal hatte, ist davor geschützt. In Deutschland haben derzeit 70 Prozent der Frauen jedoch keine Antikörper gegen Toxoplasmose. Sie haben demnach keinen Schutz vor der Erkrankung und können sie im Laufe ihres Lebens noch bekommen (www.labor-enders.de).
Für gesunde Menschen mit intaktem Immunsystem stellt die Toxoplasmose-Infektion keine Gefahr dar. Ausnahmen
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