Schwangerschaft ist keine Krankheit
solcher Milch, insbesondere Frischkäse wie Ricotta oder Feta sowie Weichkäse wie Romadur, Roquefort, Camembert, Brie (bei diesem vor allem die Rinde),
⢠Hackfleisch, Hackepeter, rohe Wurst,
⢠Räucherlachs.
Auch Frischgemüse und vorgeschnittene und -gewaschene, in Tüten abgepackte Salate können mit Listerien verunreinigt sein. Man findet in 10 Prozent des Kopfsalats Listerien. Nur Karotten sind nahezu frei von diesen Keimen.
Das Bakterium Listeria monocytogenes gilt als Ãberlebenskünstler, weil es beim Tiefgefrieren von Lebensmitteln überlebt und sich in einem Temperaturbereich von â 0,4 bis + 45 Grad Celsius vermehren kann. Es fühlt sich demnach sogar im Kühlschrank wohl. Selbst bei vermindertem Sauerstoffgehalt vermehren sich Listerien noch. Dies ist der Grund dafür, dass sie häufig in vakuumverpackten Lebensmitteln auftreten (www.bfr.bund.de).
Zuverlässig abgetötet werden Listerien, wenn das Lebensmittel für mindestens zwei Minuten auf 70 Grad Celsius erhitzt wird.
Wie gefährlich sind Listerien und wie können Sie sich schützen?
Problematisch ist, dass die meisten Menschen eine Infektion mit Listerien gar nicht oder kaum wahrnehmen: Häufig treten, wenn überhaupt, nur grippeähnliche Symptome wie Fieber, Abgeschlagenheit, Muskelschmerzen und gelegentlich auch Durchfall auf. Aufgrund der fehlenden Krankheitszeichen können Sie also niemals sicher sein, ob Sie gerade gesund sind oder ob momentan eine Infektion abläuft, die Sie gar nicht bemerken.
Schwangere werden in Bezug auf eine Listerien-Infektion zu der Gruppe der »besonders gefährdeten Personen« gezählt. Das ist beunruhigend und ängstigt viele Schwangere in hohem MaÃe.
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Doch wie viele Infektionen mit Listerien gibt es eigentlich in Deutschland? Die Listeriose zählt ganz offiziell zu den seltenen (!) meldepflichtigen Infektionskrankheiten. Gemäà aktueller Statistik ( Epidemiologisches Bulletin 2011 ) sind im Jahr 2010 in ganz Deutschland nur 390 Fälle von Listeriose gemeldet worden. Im Zeitraum von 2001 bis 2009 â also im Verlauf von neun Jahren â wurden in Deutschland 3 090 Fälle von Listeriose gemeldet, darunter 233 Fälle bei Neugeborenen. Jährlich erkranken durchschnittlich 3,7 Babys von 100 000 Neugeborenen an einer Listeriose (www.rki.de). Das sind 0,0037 Prozent der Neugeborenen.
Diese recht niedrige Zahl allein soll hier nichts beschönigen. Bei den betroffenen Babys und bei abwehrgeschwächten Personen kann es zu teilweise schweren gesundheitlichen Schäden kommen.
In meiner eigenen frauenärztlichen Praxis und in meiner jetzt mehr als 20-jährigen Zeit in der Frauenheilkunde habe ich allerdings bislang noch keine einzige klinisch relevante Listerien-Infektion bei einer Schwangeren erlebt.
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Verängstigung unnötig
Auch wenn die Dunkelziffer nicht erkannter Infekte höher liegen mag: Meiner Meinung nach ist es weder sinnvoll noch notwendig, solche Panik in Bezug auf Listerien in der Schwangerschaft zu verbreiten. Wenn Sie oder Ihr Partner sich regelrecht vor diesen Erregern fürchten und daher keinen Käse mehr essen, wenn Sie den Lebensmitteln misstrauen und grundlegend verunsichert sind, dann haken Sie diese übermäÃige Sorge bitte einfach ab.
Verängstigen sollte keine ärztliche Leistung sein. Wesentlich wichtiger wäre es, dass Ihr Frauenarzt Sie darüber informiert, dass sich jeder Mensch bei Einhaltung bestimmter MaÃnahmen wirkungsvoll vor Listerien schützen kann. Dazu gehören eine vernünftige Hygiene und Speisenzubereitung und die gezielte Vermeidung der oben genannten Nahrungsmittel.
Fazit: Als Schwangere können Sie sich wirkungsvoll vor einer der seltenen Listerien-Infektionen schützen: Sie sollten auf Produkte aus rohem Fleisch wie Hackepeter, auf rohe Wurst, auf rohen Fisch und marinierte Fischerzeugnisse verzichten. Gleiches gilt für vorgeschnittene, verpackte Blattsalate und Rohmilch-Weichkäse sowie Sauermilchkäse, der als »Harzer Quargel« bekannt ist. Das genügt, das ist ein guter Schutz. Wenn Sie und Ihr Partner dies beachten, dann haben Sie die bestmögliche Vorsorge getroffen und können ganz beruhigt sein.
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Fallbeispiel: Birgit F., 28 Jahre
Vor einigen Monaten stellte sich bei mir Birgit F., eine junge schwangere Frau, vor. Sie war damals erst in der 13. Schwangerschaftswoche und
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