Schwangerschaft ist keine Krankheit
sind Menschen mit einem geschwächten Immunsystem und eben schwangere Frauen wie Sie.
Vom BfR werden Schwangere zur Gruppe der »gefährdeten Verbraucher« gezählt. Verunsichernd dabei ist, dass Sie nicht sicher sein können, ob Sie eine Toxoplasmose durchmachen, weil die Erkrankung ja ohne Symptome abläuft. So liegt gefühlsmäÃig eine dauernde schleichende Bedrohung in der Luft bzw. in der Nahrung.
Lebensmittel, Gartenarbeit, Katzen â alles bedrohlich? Wie können Sie sich schützen?
Laut Mutterschafts-Richtlinien soll jede schwangere Frau sofort nach Feststellung der Schwangerschaft von ihrem behandelnden Arzt über die Risiken einer Toxoplasmose-Infektion aufgeklärt werden. Sie erhält eine Art Negativliste mit Nahrungsmitteln, auf der steht, was sie nicht essen darf: »Keine rohen Wurst- und Fleischwaren wie Hackfleisch, Carpaccio, Mettwurst, Teewurst, Salami oder Rohschinken verzehren; das Fleisch gut durchbraten bzw. erhitzen.« (BfR 2011a.) Dabei wird genau erläutert und begründet, welches Fleisch weniger gefährlich ist â nämlich Rind- und Schweinefleisch â und welches häufiger mit Toxoplasma-Erregern belastet ist â dazu gehören Schaf- und Ziegenfleisch.
Hier einige Beispiele für wirksame VorsichtsmaÃnahmen zur Vermeidung der Toxoplasmose:
⢠Erdhaltige Lebensmittel, z. B. Kartoffeln oder Karotten, zur Vermeidung von Kreuzkontaminationen getrennt von anderen Lebensmitteln aufbewahren.
⢠RegelmäÃig Hände waschen, insbesondere vor dem Essen und nach dem Zubereiten von rohem Fleisch und Gemüse.
⢠Benutzte Küchenutensilien reinigen.
⢠Bei Outdoor-Aktivitäten kein ungefiltertes Wasser aus Seen, Bächen etc. trinken.
⢠Rohes Obst und Gemüse vor dem Verzehr gründlich waschen, schälen oder kochen.
⢠Katzen (Hauptwirte des Toxoplasmose-Erregers) nicht mit rohem Fleisch füttern, die Katzentoilette täglich mit heiÃem Wasser reinigen, wobei diese Tätigkeit nicht von der Schwangeren übernommen werden sollte.
⢠Bei der Gartenarbeit Handschuhe tragen und anschlieÃend die Hände waschen.
Fragen Sie sich jetzt, was Sie noch essen dürfen? Ob Sie Katzen generell meiden müssen, ob Sie sich nach der Gartenarbeit auch gründlich genug die Hände gewaschen haben? Haben Sie vielleicht beim Grillabend ein nicht ausreichend durchgebratenes Stück Fleisch erwischt, und können Sie der Hygiene des Gastgebers vertrauen? Haben Sie sich etwa bereits mit Toxoplasmose infiziert?
Man spürt diese Erkrankung nicht oder nur selten. Ob Sie erkrankt sind, könnte Ihnen daher nur wieder ein Laborwert beantworten, der beim Arzt bestimmt wird. Damit wären Sie ein weiteres Mal gezwungen, sich an Messwerten zu orientieren, um zu wissen, was gerade in Ihrem Körper abläuft. Wenn Ihnen diese Situation Angst macht, sind Sie nicht alleine.
Dabei sollten Sie sich aber nicht verunsichern lassen. Sie haben die Möglichkeit, sich durch bestimmte MaÃnahmen zu schützen. Gartenarbeit ist weiterhin möglich, Sie brauchen nicht zu Desinfektionsmitteln zu greifen und auch Katzen brauchen Sie nicht angsterfüllt zu meiden.
Â
Das eigentliche Problem liegt nicht in der Toxoplasmose-Gefahr an sich, sondern in der Akzentuierung des Risikos: Wir Ãrzte erziehen schwangere Frauen durch Ãberbetonung des Risikos zu angstvollen, verunsicherten und abhängigen Frauen. Wir machen sie durch unsere Warnungen risikokrank. Vermeidung ist die empfohlene Strategie. Doch Vermeidungsverhalten, das wissen alle psychotherapeutisch geschulten Ãrzte, verstärkt Ãngste und treibt damit tiefer hinein in die quälende Frage, ob eine Infektion vorliegt oder nicht.
Durch Aufklärungsarbeit, die über das Ziel hinausschieÃt, wird die Lebensgestaltung von schwangeren Frauen wie Ihnen auf einmal dominiert von Risikoabschätzungen. Es wird ein Vermeidungsverhalten oktroyiert, das psychopathologisch eigentlich charakteristisch für Angststörungen ist.
Wie häufig und wie gefährlich ist die Toxoplasmose?
Ich meine, dass Frauenärzte ganz klar die Seltenheit der Erkrankung Toxoplasmose in der Schwangerschaft betonen und auf wirkungsvolle SchutzmaÃnahmen hinweisen sollten, um diesen Kreislauf der Angst zu durchbrechen, anstatt diese Ãngste zu schüren.
Als Beispiel mögen die Katzen dienen: In Mitteleuropa ist nur etwa 1 Prozent aller
Weitere Kostenlose Bücher