Schwangerschaft ist keine Krankheit
Sashimi sind demnach tabu für Schwangere.
⢠Ein weiteres Thema ist die Quecksilberbelastung bestimmter Fische durch die Verschmutzung der Binnengewässer und Meere. Da ein Teil des Quecksilbers in plazentagängiger Form vorliegt und direkt in den Organismus des Ungeborenen vordringen kann, gelten Schwangere als besondere Risikogruppe beim Fischverzehr. Es gibt Listen mit besonders quecksilberbelasteten Fischen, deren Verzehr in der Schwangerschaft vorsorglich eingeschränkt werden sollte. Dazu gehören GroÃfische wie Aal, Stör, Rotbarsch, SteinbeiÃer, Hecht und Thunfisch.
Macht Fisch(-öl) Ihr Kind klüger?
Auf der anderen Seite raten Ernährungsexperten und Ãrzte Schwangeren ausdrücklich ein- bis zweimal wöchentlich zum Verzehr von Fisch oder zur Einnahme von Fischölkapseln. Die darin enthaltenen mehrfach ungesättigten Omega-3-Fettsäuren wie die Docosahexaensäure (DHA) sollen eine positive Auswirkung auf die Entwicklung des Gehirns beim Ungeborenen haben. Laut Deutscher Gesellschaft für Ernährung wird Schwangeren und Stillenden eine tägliche Aufnahme von 200 Milligramm DHA geraten.
Im Deutschen Ãrzteblatt erschien allerdings kürzlich ein ernüchternder Artikel mit dem Titel »Schwangerschaft: Fischöl macht keine klügeren Kinder« (rme 2010). Anlass waren die Ergebnisse der bisher gröÃten klinischen Studie, die im amerikanischen Ãrzteblatt publiziert wurde (Makrides 2010). Diese zeigen keinen positiven Effekt von Fischöl auf die kognitive Entwicklung von Kleinkindern und dass dadurch auch das Auftreten einer Wochenbettdepression nicht verhindert werden kann.
Auch andere Analysen konnten keinen günstigen Einfluss von Fischöl auf SchwanÂgerÂschaftskomplikationen wie Präeklampsie, FrühÂgeburtlichkeit oder niedriges kindliches Geburtsgewicht nachweisen. Sie sehen daher keinen Anlass für die vorsorgliche Einnahme von Fischöl in der Schwangerschaft (Makrides 2006).
Nahrungsergänzungsmittel mit Fischöl â ja oder nein?
Nichtsdestotrotz enthält die überwiegende Mehrzahl der Nahrungsergänzungsmittel für Schwangere weiterhin DHA, und diese Präparate werden ungeachtet dieser Informationen von Apotheken und Ãrzten â und selbstverständlich von den Pharmafirmen selbst â empfohlen.
Ãbrigens: Das Fischöl in den Nahrungsergänzungsmitteln stammt aus fettigem Seefisch, der tonnenweise für die Produktion dieser Kapseln getötet wird und eine deutliche Belastung mit Schwermetallen aufweist. Es gibt daher neuerdings bereits Nahrungsergänzungsstoffe, die auf DHA ausweichen, das aus Algen gewonnen wird. Diese sind besser verträglich und nicht so belastet.
Fazit: Auch der Fischverzehr ist für Schwangere mit zahlreichen Risiken und potenziellen Gefahren verbunden. Sie können sich auch hier schützen, indem Sie gelegentlich Fisch essen, den Sie ausreichend erhitzen â am besten ein regionales Produkt, dessen Herkunft Ihnen bekannt ist.
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»Risiko« Nr. 4: Obst, Gemüse und Salat
Die Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung sind eindeutig: »Essen Sie mehr frisches Obst und Gemüse â insgesamt fünf Portionen am Tag« (DGE 2006). »Five a day« â das gilt, ob Sie schwanger sind oder nicht. Dabei sollen täglich drei Portionen Gemüse, entsprechend etwa 400 Gramm, und zwei Portionen Obst, entsprechend 250 Gramm, verzehrt werden.
Im Internet gibt es sehr ansprechend gestaltete Homepages speziell für die Schwangerschaft, die empfehlenswertes Obst von Ananas, Apfel, Aprikose bis Stachelbeere, Weintraube und Zitrone sowie Gemüseempfehlungen von Artischocke bis Zwiebel samt Rezeptvorschlägen enthalten. Gesunde Ernährung ist gar nicht so schwierig!
Und was ist mit EHEC & Co.?
Wir alle sind allerdings im Mai 2011 durch den EHEC-Ausbruch (enterohämorrhagische Escherichia coli) in Norddeutschland aufgeschreckt worden, bei dem es zu 2 987 schweren Durchfallerkrankungen, zu 855 Fällen des schweren hämolytisch-urämischen Syndroms (HUS) mit Nierenschäden und zu 53 Todesfällen kam. Der Ausbruch wurde, wie wir heute wissen, durch bakteriell verunreinigte Bockshornkleesamen und -sprossen aus Ãgypten verursacht. Zuvor waren fälschlicherweise rohe Tomaten, Salatgurken und Blattsalate als Verursacher verdächtigt worden. Millionen von Menschen hatten sich
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