Schwangerschaft ist keine Krankheit
bébé« genannt, zur Welt gebracht. Bislang war noch nie ein französischer Staatspräsident während seiner Amtszeit Vater worden. Und noch etwas Besonderes: Frau Bruni war bei der Geburt bereits 43 Jahre alt.
Ist das denn tatsächlich etwas Besonderes? Dazu einige Fakten. Laut Angaben des Statistischen Bundesamtes haben im Jahr 2010 insgesamt 35 429 Frauen, die mindestens 40 Jahre alt waren, ein Baby bekommen. Das entspricht 5,2 Prozent aller Geburten im Jahr 2010 in Deutschland. Darunter waren 10 438 Frauen, die in dieser Altersgruppe ihr erstes Kind geboren haben. Seit den 1970er-Jahren stieg das Alter der Erstgebärenden kontinuierlich.
Während in den frühen 1970er-Jahren die 20- bis 24-jährigen Frauen die meisten Kinder auf die Welt gebracht haben, waren dies im Jahr 2006 die 30- bis 34-jährigen Frauen. (Statistisches Bundesamt)
Bei einer Schwangeren im Alter über 35 Jahren wird im Mutterpass die Risikonummer 14 angekreuzt. Dieses Kästchen wurde im Jahr 2010 bei mehr als 160 000 Schwangeren im Mutterpass markiert. Wenn Sie Erstgebärende im Alter über 35 Jahre oder Mehrgebärende über 40 Jahre sind, gelten Sie laut Mutterschafts-Richtlinien als Risikoschwangere. Es wird eine »Gefahr genetischer Defekte« festgestellt, die eine weitere Diagnostik ratsam macht.
Fallbeispiel: Marie R., 41Â Jahre
Vor einigen Monaten erhielt ich eine Nachricht von meiner Freundin Marie, die ich schon längere Zeit nicht mehr gesehen hatte, weil sie beruflich viel unterwegs war. Sie war erfolgreich in einem groÃen Auktionshaus tätig und bereiste die ganze Welt. Marie berichtete mir, dass sie schwanger sei, worüber ich mich wunderte, weil sie bisher immer sehr auf ihren Beruf ausgerichtet war. AuÃerdem war sie schon 41 Jahre alt.
In ihrer Nachricht bat sie mich um ein Treffen. Wir verabredeten uns in einem Café. Sie berichtete, dass sie bis vor einigen Monaten noch die »Pille« genommen habe. Wegen Kinderwunsches hatte sie diese dann aber abgesetzt. Als die Periode ausblieb, suchte sie ihre Frauenärztin auf. Sie war in der achten Woche schwanger! Diese Schwangerschaft war eine echte Wunsch-schwangerschaft. Marie war glücklich und verwirrt. Sie wusste, dass jetzt etwas komplett Neues auf sie zukam: die Rolle der werdenden Mutter.
Die Frauenärztin teilte ihr im Anschluss an die Untersuchung mit, dass ab dem mütterlichen Alter von 35 Jahren ein zunehmend erhöhtes Risiko von Fehlbildungen beim Ungeborenen bestehe. Es gehe insbesondere um das Downsyndrom. Für eine 41-Jährige betrage das Risiko für ein Downsyndrom mit zwölf Schwangerschaftswochen 1 zu 51 und zum Zeitpunkt der Geburt 1 zu 73. Es bestehe ein Basisrisiko für angeborene Fehlbildungen von 3 Prozent, das jede Frau unabhängig von ihrem Alter in jeder Schwangerschaft trage.
Maries anfängliche Freude wurde durch dieses Gespräch deutlich getrübt. Auf die Frage, welche Untersuchungen zur Verfügung stünden und welche Risiken eine »späte Schwangerschaft« sonst so mit sich bringe, wurden ihr das sogenannte Ersttrimesterscreening und die Fruchtwasseruntersuchung empfohlen.
Die Frauenärztin meinte, dass bei diesem Altersrisiko unbedingt eine Diagnostik gemacht werden müsse. »Das machen alle schwangeren Frauen in Ihrem Alter«, fügte die Ãrztin mit einem Blick auf das Geburtsdatum hinzu, wobei sie bei den Worten »in Ihrem Alter« die Stimme merklich anhob. Mit dem Wort »Altersrisiko« im Kopf und einem Stapel Informationsbroschüren unter dem Arm ging Marie nach Hause. Nach einer Bedenkzeit und einem Gespräch mit ihrem Partner entschied sie sich für die Methode des Ersttrimesterscreenings, weil dabei nur Blut entnommen wird und eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt wird, das Baby also nicht verletzt werden kann.
Marie erhielt einen Termin bei einem Spezialisten für Pränataldiagnostik, als sie etwa zwölf Schwangerschaftswochen weit war. Dort wurde das sogenannte Ersttrimesterscreening durchgeführt. Zunächst erfolgte eine sehr eingehende Beratung nach dem Gendiagnostikgesetz, dann wurde ihr Blut abgenommen und die Ultraschalluntersuchung durchgeführt. Es war sehr beeindruckend, das Baby in Kleinformat auf dem Bildschirm zu sehen. Eine knappe Woche verging, dann wurde Marie das Ergebnis der Untersuchung mitgeteilt: »Das âºadjustierte Risiko
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