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Schwangerschaft ist keine Krankheit

Schwangerschaft ist keine Krankheit

Titel: Schwangerschaft ist keine Krankheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jael Backe
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‹ für ein Downsyndrom beträgt 1 zu 55, es liegt über dem Schwellenwert von 1 zu 1106 und ist damit definitionsgemäß auffällig. Das Risiko für eine Trisomie 13 und 18 ist kleiner als 1 zu 10 000 und damit unauffällig.« Weitere Diagnostik wurde empfohlen.
    Marie war zunächst etwas überfordert durch so viel Statistik und konnte nicht viel damit anfangen. Was bedeutete das nun für sie und ihre Schwangerschaft?
    Sie erfuhr, dass das Risiko für das Vorliegen eines Downsyndroms aufgrund der vorliegenden Werte erhöht sei. Das hatte sie nicht erwartet. Im Grunde hatte sie gehofft, dass alles in Ordnung sein würde, und noch gar nicht überlegt, was zu tun sei, wenn der Befund auffällig sein sollte. Nun kam sie ratlos zu mir. Was sollte sie weiter tun?
    Wenn sie den Befund so stehen ließe und keine weiteren Untersuchungen vornehmen ließe, dann würde die gesamte weitere Schwangerschaft von der Sorge um eine Behinderung ihres Kindes überschattet sein. Wenn sie sich auf der anderen Seite zur Fruchtwasseruntersuchung entscheiden sollte, dann riskierte sie mit dieser invasiven Methode schlimmstenfalls eine Fehlgeburt. Und weiter: Wenn tatsächlich ein Downsyndrom bei ihrem Baby vorliegen sollte, was dann? Eine Abtreibung? Daran wagte sie kaum zu denken.
    Nun war guter Rat teuer. Marie war verzweifelt. Ich hingegen war innerlich aufgebracht. Wie kann man einem Menschen solch eine entscheidende diagnostische Maßnahme empfehlen, ohne ihn darauf vorzubereiten? Man hätte alle Eventualitäten im Voraus erörtern sollen, um eine solch beunruhigende Situation zu vermeiden, wie sie jetzt eingetreten war.
    Ich besprach mit Marie sehr ausführlich das Für und Wider der Fruchtwasseruntersuchung. Schließlich entschied sich Marie dafür. Sie wollte die Ungewissheit beenden und wirklich wissen, ob bei dem Baby ein Downsyndrom vorlag oder nicht. Bei der Fruchtwasseruntersuchung ging alles gut. Die Analyse ergab einen unauffälligen Chromosomensatz des Babys – eines Mädchens. Marie fiel ein Stein vom Herzen. Sie kann sich jetzt wieder auf ihr Baby freuen.
Ist Maries Geschichte ein Einzelfall? Einige Fakten
    Es gibt eine sehr aufschlussreiche Untersuchung zum Thema »Schwangerschaftserleben und Pränataldiagnostik«. Sie basiert auf einer repräsentativen Befragung von 559 schwangeren Frauen (BZgA 2006). Ein hoher Prozentsatz der Schwangeren bezeichnete ihren momentanen Zustand als grundsätzlich »optimistisch«, »erfüllt« und »erfreut«. Zugleich gaben aber 35 Prozent der Frauen an, »besorgt« zu sein, ein Viertel fühlte sich »gestresst« und 13 Prozent fühlten sich »niedergeschlagen«. Hier zeigt sich eine erhebliche Ambivalenz im Gefühlsleben der Schwangeren. Bei den Schwangeren, die älter als 40 Jahre sind, schätzte sich sogar die Hälfte als »besorgt« ein.
    Noch vor 30 Jahren ließ nur ein Bruchteil der Schwangeren eine vorgeburtliche Fehlbildungsdiagnostik durchführen. Inzwischen scheint diese für viele Frauen ein fester Bestandteil der Schwangerenvorsorge zu sein. Insgesamt 85 Prozent der befragten Frauen haben eine Form der vorgeburtlichen Fehlbildungsdiagnostik durchführen lassen.
    Dabei ließen mehr als 70 Prozent eine zusätzliche Ultraschalluntersuchung ausdrücklich »zum Ausschluss von kindlichen Fehlbildungen« durchführen, über 40 Prozent ließen die Nackentransparenz messen und 29 Prozent entschieden sich für das Ersttrimesterscreening (BZgA 2006). Diese sogenannte Pränataldiagnostik wurde von schwangeren Frauen aller Altersklassen gewählt, wobei die nicht-invasiven Verfahren vorwiegend von den jüngeren Frauen genutzt wurden.
    Auf die Frage, warum eine vorgeburtliche Fehlbildungsdiagnostik erwünscht war, gaben mehr als 60 Prozent der Frauen an, dass es ihnen um die »Sicherstellung der Gesundheit des Babys« ging. Ein Drittel glaubte, dass die vorgeburtliche Fehlbildungsdiagnostik zur Schwangerschaftsvorsorge dazugehöre. Ein Viertel sagte, dass die Entscheidung zur Pränataldiagnostik gefallen sei, weil »der behandelnde Arzt es so wollte«. Das ist eine sehr bemerkenswerte Aussage.
    Fazit: Ganz offensichtlich besteht bei vielen Frauenärzten eine Tendenz, Schwangeren aller Altersgruppen aktiv die Durchführung einer Pränataldiagnostik zu

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