Schwangerschaft ist keine Krankheit
familiäre oder berufliche)
7.
Besondere soziale Belastung (z. B. Integrationsprobleme, wirtschaftliche Probleme)
8.
Blutgruppen-Unverträglichkeit (bei vorangegangenen Schwangerschaften)
9.
Diabetes mellitus
10.
Ãbergewicht
11.
Kleinwuchs
12.
Skelettanomalien
13.
Schwangere unter 18Â Jahren
14.
Schwangere über 35 Jahren
15.
Vielgebärende (mehr als vier Kinder)
16.
Zustand nach Sterilitätsbehandlung
17.
Zustand nach Frühgeburt (vor Ende der 37. Schwangerschaftswoche)
18.
Zustand nach Mangelgeburt
19.
Zustand nach zwei oder mehr Fehlgeburten/Abbrüchen
20.
Totes/geschädigtes Kind in der Vorgeschichte
21.
Komplikationen bei vorausgegangenen Entbindungen
22.
Komplikationen in der Nachgeburtsperiode
23.
Zustand nach Kaiserschnitt
24.
Zustand nach anderen Uterusoperationen
25.
Rasche Schwangerschaftsfolge (weniger als ein Jahr)
26.
Andere Besonderheiten
Tabelle 2: Katalog A â Schwangerschaftsrisiken laut Mutterpass
Â
Schwangerschaftsrisiko durch Befunde, die im SchwangerÂschaftsÂverÂlauf auftreten
1.
Behandlungsbedürftige Allgemeinerkrankungen
2.
Dauermedikamente
3.
Missbrauch von Substanzen (z. B. Alkohol, Tabletten)
4.
Besondere psychische Belastung
5.
Besondere soziale Belastung
6.
Blutung vor der 28. Schwangerschaftswoche
7.
Blutung nach der 28. Schwangerschaftswoche
8.
Mutterkuchen liegt vor dem Muttermund (Placenta praevia)
9.
Mehrlingsschwangerschaft
10.
Vermehrte Fruchtwassermenge
11.
Verminderte Fruchtwassermenge
12.
Terminunklarheit
13.
Plazentaschwäche
14.
Muttermundschwäche
15.
Vorzeitige Wehentätigkeit
16.
Anämie (»Blutarmut«)
17.
Harnwegsinfektion
18.
Antikörpertest im Blut positiv
19.
Risiko durch Ergebnisse anderer Blutuntersuchungen
20.
Hoher Blutdruck (über 140/90 mmHg)
21.
EiweiÃausscheidung von 1 Prozent (1 000Â mg/l) oder mehr
22.
Mittelgradige bis schwere Wassereinlagerungen
23.
Niedriger Blutdruck
24.
Schwangerschaftsdiabetes
25.
Einstellungsanomalie des Ungeborenen (z. B. SteiÃlage, Querlage)
26.
Andere Besonderheiten
Tabelle 3: Katalog B â Schwangerschaftsrisiken laut Mutterpass
Â
Der positive Aspekt fehlt
Das Erfassen verschiedener Risiken soll helfen, Komplikationen im Schwangerschaftsverlauf frühzeitig zu erkennen und gefährdete Schwangerschaften intensiver betreuen zu können. Dieser Gedankengang durchzieht die gesamte Vorsorgemedizin.
Eine heutige Schwangerschaft ist eine Schwangerschaft in der Risiko-
gesellschaft. Der Soziologe Ulrich Beck, der den Begriff »Risikogesellschaft« geprägt hat, schreibt zum Begriff des Risikos, dass Folgen, die bisher den einzelnen Menschen betroffen hätten, nunmehr zu »Risiken« würden, zu »statistisch beschreibbaren und in diesem Sinne âºberechenbarenâ¹ Ereignistypen, die damit auch überindividuellen, politischen Anerkennungs-, Ausgleichs- und Vermeidungsregeln zugeführt werden können.« (Beck 1991).
Risiken beruhen auf Entscheidungen â ganz anders als beispielsweise früher die Natur- oder Hungerkatastrophen, die als gottgegeben beklagt, aber eben auch akzeptiert wurden. Wenn wir uns auf die heutigen Risiken konzentrieren, suchen wir immer auch einen Schuldigen. Es ergibt sich zwangsläufig ein »Zurechnungs- und Verantwortungsproblem« (Beck 1991). So langsam wird klar, was wir mit solchem Risikodenken auslösen: eine zunehmende Flut an Gerichtsprozessen wegen angeblicher Kunstfehler, an rechtlichen Auseinandersetzungen wegen Arzthaftungsfragen.
Welche Auswirkungen das auÃerdem auf Ihr Seelenleben als werdende Mutter hat, haben wir bereits mehrfach besprochen: Vermittelt durch die »vorsorgende« Umwelt, wird Ihr eigenes Denken immer mehr von negativen Inhalten bestimmt. Wo bleibt das Positive, die hoffnungsvolle Freude in der Schwangerschaft? Wo hat die gute Hoffnung ihren Platz im Mutterpass? Ich beobachte immer wieder, dass werdende Mütter ihren nüchternen Mutterpass liebevoll mit bunten Hüllen in buntem oder poppigem Design sowie mit verspielten Darstellungen von Babys, kleinen FüÃchen oder Babyschuhen verzieren. Sie verwenden viel Mühe darauf, besticken die Umschläge sogar teilweise. Ist das nicht schon ein Hinweis auf ein Zuviel an Messwerten und Zahlen, für ein empfundenes Manko an Emotion, Hoffnung und Zuversicht?
Der Mutterpass wurde 1961 in Deutschland eingeführt, er ist also schon über 50 Jahre alt. Gelegentlich sehe ich
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