Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwangerschaft ist keine Krankheit

Schwangerschaft ist keine Krankheit

Titel: Schwangerschaft ist keine Krankheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jael Backe
Vom Netzwerk:
diese Festlegung tatsächlich vor der Untersuchung erfolgt. Wollen Sie das Geschlecht des Babys wissen? Wollen Sie über das Vorliegen von Softmarkern informiert werden? Wollen Sie wissen, wie gesund Ihr Baby ist? All dies ist zu besprechen.
    Das ist ein Ausweg für alle Frauen, die sich nicht durch »vorgeschriebene« Untersuchungen in ein Vorsorgekorsett pressen lassen wollen und sich nicht von Messergebnissen und unerwarteten Resultaten in die Enge treiben lassen wollen. Es ist jetzt erlaubt und ganz offiziell erwünscht, dass Sie gegebenenfalls ganz deutlich Nein zur Fehlbildungsdiagnostik sagen. So kann auch Ihr »Recht auf Nichtwissen«, ein verbrieftes Recht jedes Menschen, realisiert werden. Dieses Recht, das bislang in der Schwangerenvorsorge leider eine Außenseiterrolle spielte, bekommt nun einen zentralen Platz zugewiesen.
    Aber auch wenn Sie sich gezielt für eine Fehlbildungsdiagnostik entscheiden und sich in spezialisierte Ambulanzen begeben, um den Körper Ihres Babys genau analysieren zu lassen und sich auf Fehlbildungssuche zu begeben, wissen Sie dann ganz genau, welchen Weg sie einschlagen. Ihnen ist bewusst, dass Sie möglicherweise weitere Untersuchungen anstoßen und schlimmstenfalls in den Konflikt geraten, über einen Abbruch der Schwangerschaft nachdenken zu müssen.
    4 In mehreren Untersuchungen zeigte sich allerdings, dass unter den männlichen Neugeborenen seit Einführung der Ultraschalluntersuchung vermehrt Linkshänder vertreten sind (Torloni et al. 2009). Die Ursache hierfür ist unklar.

Kapitel 6
Der Mutterpass – Risiken über Risiken
Ein Dokument des Risikodenkens
    Â»Wir leben in einer zweckrationalen Welt, in der wir planen, erwarten, riskieren, aber selten im alten Sinne hoffen.«
    (Duden 1991)
    Ziel der Schwangerenvorsorge sollte es sein, Vorsorge für schwangere Frauen und deren Babys zu treffen. Doch sehen Sie sich einmal die Mutterschafts-Richtlinien in ihrer aktuellen Fassung an. Dort steht: »Vorrangiges Ziel der ärztlichen Schwangerenvorsorge ist die frühzeitige Erkennung von Risikoschwangerschaften und Risikogeburten« (G-BA 2012). »Risiko« heißt das zentrale Thema.
    Wie sieht die Schwangerenvorsorge aus? Vorgesehen sind pro Termin der Vorsorgeuntersuchung je nach Stadium der Schwangerschaft
• 14 bis 17 verschiedene Einzeluntersuchungen,
• zuzüglich mindestens neun Laboranalysen und
• drei Ultraschalluntersuchungen.
    Das macht bei insgesamt mindestens zehn einzelnen Vorsorgeuntersuchungen mindestens 152 bis 182 Analysen und Messungen während einer unkomplizierten Schwangerschaft aus. Liegen sogenannte Risikofaktoren, Besonderheiten oder »kontrollbedürftige Werte« vor, erhöht sich die Zahl der Analysen entsprechend.
Das Kernstück des Mutterpasses: Risiken
    Auf den Seiten 5 und 6 des Mutterpasses ist sein Kernstück zu finden: Der sogenannte »Katalog A« enthält eine Auflistung von 26 einzelnen Befunden aus der Vorgeschichte der werdenden Mutter, die das Vorliegen eines »Schwangerschaftsrisikos« definieren. Dazu gehören unter anderem ein Alter unter 18 oder über 35 Jahren, vorausgegangene Frühgeburten oder zwei oder mehr Fehlgeburten in der Vorgeschichte. Ich will diese Risiken in Tabelle 2 auflisten, um deren Spektrum aufzuzeigen.
    Â»Katalog B« enthält weitere 26 Befunde, die sich aus Veränderungen im Verlauf der Schwangerschaft ergeben. Diese begründen ebenfalls ein »Schwangerschaftsrisiko« (siehe Tabelle 3).
    Wie man sieht, wimmelt es im Mutterpass vor Risiken. Sie ergeben sich in den meisten Fällen aus Laborwerten, die aus dem Blut, dem Urin oder durch Ultraschalluntersuchungen erhoben wurden. Insgesamt 52 verschiedene Risiken sind aufgelistet. Fast keine Schwangere, die ohne Risikofaktor wäre. Aus diesem Grund sind heute mehr als die Hälfte aller Schwangerschaften in Deutschland sogenannte Risikoschwangerschaften.
    Fazit: Der Mutterpass ist risikozentriert aufgebaut, er ist ein einziges Dokument des Risikodenkens.

Schwangerschaftsrisiko durch Vorgeschichte und allgemeine Befunde der Schwangeren
1.
Familiäre Belastung (z. B. Diabetes, Bluthochdruck, Fehlbildungen, genetische Krankheiten, psychische Krankheiten)
2.
Frühere eigene schwere Erkrankungen
3.
Blutungs-/Thromboseneigung
4.
Allergie
5.
Frühere Bluttransfusionen
6.
Besondere psychische Belastung (z. B.

Weitere Kostenlose Bücher