Schwangerschaft ist keine Krankheit
Schwangere (Ritzinger und Weissenbacher 2006). Als Ursache kommen unter anderem kindliche Ursachen wie Lageanomalien, beispielsweise die Beckenendlage oder Querlage, sowie kindliche StressÂsituationen infrage. Bei manchen Schwangeren über 35 bis 40 Jahren kommt es auch zu Problemen bei der Wehentätigkeit, insbesondere zur sogenannten Wehenschwäche, die dann zum Kaiserschnitt führen kann. Manche GeÂburtsÂhelfer bevorzugen den Kaiserschnitt als die vermeintlich sicherere Methode.
Allerdings wünschen auch viele spät gebärende Frauen selbst ausdrücklich einen Kaiserschnitt.
Frühgeburt und niedriges Geburtsgewicht
Zu beiden Themen gibt es in der wissenschaftlichen Literatur keine einÂheitÂliche Meinung. Manche Studien weisen auf eine Erhöhung dieser Risiken hin, andere nicht.
Säuglingssterblichkeit
Die Babys von Spätgebärenden haben kein höheres Risiko, während und nach der Geburt zu sterben, als die von jüngeren Schwangeren. Unter anderem kommen hier die Vorzüge der modernen Geburtshilfe zum Tragen.
Müttersterblichkeit
Bei Frauen, die älter als 35 Jahre sind, steigt statistisch gesehen die Sterblichkeit in Zusammenhang mit der Geburt an. Hauptursache ist das Vorliegen chronischer Vorerkrankungen und dadurch bedingter Blutungen und BlutÂgeÂrinnselÂbilÂdunÂgen. Allerdings gab es noch nie zuvor in Deutschland eine so geringe Müttersterblichkeit wie heute. In Deutschland versterben derzeit etwa sechs pro 100 000 Frauen (also 0,0006 Prozent) an den Folgen von Schwangerschaft und Geburt.
Auch im Hinblick auf die gesteigerte Lebenserwartung der Frauen und ihrer anzunehmenden Lebensqualität in höherem Alter denke ich, dass eine Frau über 40 heutzutage auch längerfristig alle Herausforderungen der Mutterschaft bestens meistern kann. Vor einigen Jahren wurde eine Studie aus Harvard publiziert, die herausfand, dass spät gebärende Frauen häufig eine ausgesprochen hohe Lebenserwartung haben. Unter den 100-jährigen Frauen gibt es auffallend viele Frauen, die im Alter von mehr als 40 Jahren noch schwanger wurden (Perls 1997). Das ist doch ermutigend.
Fazit: Die angeblichen Risiken bei Schwangeren über 40 Jahren sind überschaubar und behandelbar. Es besteht kein wirklicher Grund zur Besorgnis. Meine persönliche Erfahrung mit den schwangeren Frauen »Ã 35« oder »Ã 40« ist sehr positiv. Meist handelt es sich um Frauen, die sehr bewusst mit ihrer Gesundheit umgehen, sich hochwertig ernähren und regelmäÃig bewegen. Ihr Verhalten in der Schwangerschaft ist meist umsichtig, sie rauchen nicht und treiben keine Risikosportarten. Noch nie hatte ich bei einer schwangeren Frau jenseits der 40 Bedenken bezüglich ihres Alters oder ihres Gesundheitszustandes.
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Kapitel 8
Mehr Fürsorge in der Vorsorge!
»Tender loving Care« oder »mit viel Liebe und Sorgfalt« â von einer technisierten Schwangeren-Vorsorge zu einer herzlichen Schwangeren-Fürsorge
»Der höchste Grund der Arznei ist die Liebe.«
(Paracelsus)
Fallbeispiel: Klara B., 32 Jahre
Klara ist zum vierten Mal schwanger und hat dennoch bislang leider kein Kind. Die erste Schwangerschaft vor sechs Jahren endete mit elf Schwangerschaftswochen in einer Fehlgeburt. Es folgten zwei weitere Fehlgeburten vor drei Jahren und im vergangenen Jahr, jeweils in der neunten und zehnten Schwangerschaftswoche. Klara ist jetzt wieder schwanger. Diese Schwangerschaft ist eine »Zitterpartie« für sie und ihren Partner, aber auch für den betreuenden Arzt.
Klara ist voller Angst, lebt in dauernder Furcht vor einer erneuten Fehlgeburt und glaubt nicht mehr daran, noch einmal ein Baby bis zum Ende der Schwangerschaft austragen zu können. Ãber ihre jetzige Schwangerschaft kann sie sich noch nicht richtig freuen.
Als sie zu mir kommt, ist sie in der elften Schwangerschaftswoche und bringt mir einen ganzen Stapel von Untersuchungsergebnissen verschiedener Ãrzte mit. Bei Klara wurde alles komplett »durchuntersucht«, inklusive Ultraschall, BlutÂentnahmen, Hormon- und Gerinnungsanalysen, humanÂgenetischer BeÂratung und Partneruntersuchung. Kein Arzt konnte eine Ursache der wiederholten Fehlgeburten finden. Die Diagnose heiÃt »habituelle Aborte«, also wiederholte Fehlgeburten unklarer Ursache.
Vor diesem Hintergrund können wir keine spezifische
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