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Schwangerschaft ist keine Krankheit

Schwangerschaft ist keine Krankheit

Titel: Schwangerschaft ist keine Krankheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jael Backe
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vorbeugende Maßnahme ergreifen. Stattdessen wenden wir zusätzlich zur sonst üblichen Schwangerenvorsorge die Methode der sogenannten Tender loving Care an. Das ist eine besonders warmherzige, einfühlsame, auf die Patientin bezogene, individuelle Form der Betreuung mit deutlich mehr Vorsorgeterminen als üblicherweise vorgesehen.
    Ich vereinbare mit Klara zunächst wöchentlich festgesetzte Termine für die Vorsorgeuntersuchungen und ermuntere sie, sich jederzeit bei mir zu melden, wenn sie sich unwohl fühlt oder sich Sorgen wegen des Kindes macht. Das ganze Praxisteam von der Hebamme bis zur Auszubildenden wird Klara mit besonderer Freundlichkeit behandeln. Sie soll sich bei uns wohl- und geborgen fühlen. Der erste Schlüsselsatz ist: »Sie sind uns jederzeit willkommen, wir sind immer für Sie da.«
    Zunächst ist Klara noch zurückhaltend, doch dann meldet sie sich häufiger, auch telefonisch. Immer wieder sehen wir nach und stellen fest: »Es ist alles in Ordnung.« Das ist der zweite Schlüsselsatz, mit dem sie beruhigt wieder nach Hause gehen kann. Trotz zahlreicher Verunsicherungen durch einige harmlose Infekte sowie ungewohnte Körperwahrnehmungen geht tatsächlich alles gut. Das Baby wächst heran. Ab 20 Schwangerschaftswochen kann Klara es spüren, das beruhigt sie. Mit 38 Schwangerschaftswochen, zwei Wochen vor dem errechneten Geburtstermin, kommt ein gesunder Sohn zur Welt. Er heißt Benjamin.
Ursachen wiederholter Fehlgeburten
    Wenn ein Paar mehr als drei Fehlgeburten hintereinander jeweils vor der 20. Schwangerschaftswoche erlebt, dann spricht man von sogenannten wie­der­holten Fehlgeburten oder habituellen Aborten. Etwa 1 Prozent aller fruchtbaren Paare ist davon betroffen. Einzelne Fehlgeburten treten hingegen bei jeder fünften Schwangeren auf. Für die Diagnostik und Therapie der wiederholten Fehlgeburten gibt es in Deutschland eine Leitlinie, die wichtige Fakten zu diesem Thema zusammenfasst und bewertet (AWMF-Leitlinie Nr. 015/050).
    Die möglichen Ursachen für wiederholte Fehlgeburten sind vielfältig. Es gibt keine umschriebene einzelne Ursache dafür. Insgesamt bleibt bei mehr als 50 Prozent der Fälle die Ursache unbekannt.
    Die bekannten Ursachen in Kürze:
• Bei 4 Prozent der betroffenen Paare treten Veränderungen im elterlichen Erbgut auf. Eine genetische Untersuchung wird deswegen empfohlen.
• Daneben gibt es bei 15 bis 30 Prozent der betroffenen Frauen angeborene Veränderungen oder gutartige Muskelwucherungen der Gebärmutter, die wiederholte Fehlgeburten verursachen können.
• Weitere Ursachen sind hormoneller Natur, wobei vor allem Schilddrüsenerkrankungen oder Veränderungen der weiblichen Hormone eine große Rolle spielen.
• Bei Autoimmunerkrankungen werden Antikörper gegen das körpereigene Gewebe produziert, die zu Fehlgeburten und Schwanger­schaftskomplikationen führen können.
• Eine weitere wichtige Ursache sind angeborene Veränderungen im Blutgerinnungssystem. Sie können gegebenenfalls durch Einsatz von Blutgerinnungshemmstoffen behandelt werden.
• Auch psychische Faktoren können eine ursächliche Rolle bei wiederholten Fehlgeburten spielen.
Engmaschige Betreuung hilft
    Zwei Wissenschaftler untersuchten schon im Jahr 1984 Frauen, die ohne erkennbare Ursache wiederholt Fehlgeburten erlitten hatten. Es zeigte sich, dass 86 Prozent dieser Frauen ihre Schwangerschaft erfolgreich austragen konnten, als sie regelmäßig wöchentlich medizinisch untersucht wurden, unter anderem mit Ultraschall (Stray-Pederson und Stray-Pederson 1984). Eine weitere Studie kam zu ähnlichen Ergebnissen (Clifford 1997). Daraus entwickelte sich das Konzept der sogenannten Tender loving Care.
Tender loving Care – was ist das?
    Dieser Begriff klingt zunächst mehrdeutig. Gibt man ihn in eine Such­maschine im Internet ein, erhält man eine Auswahl von zum Teil recht schlüpfrigen Internetadressen. Derartiges ist hier natürlich nicht gemeint. Die Übersetzungsvorschläge für »Tender loving Care« im englisch-deutschen Wörterbuch lauten: »mit viel Liebe und Sorgfalt«, »Streicheleinheiten« oder »sehr pfleglich umgehen«.
    Tender loving Care wird auch als Holding bezeichnet und meint eine Art der Schwangeren-Vorsorge, die eher eine Schwangeren-Fürsorge ist.
    Zur Tender loving Care

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