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Schwangerschaft ist keine Krankheit

Schwangerschaft ist keine Krankheit

Titel: Schwangerschaft ist keine Krankheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jael Backe
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sich mit Worten nur schwer beschreiben lässt. (…) Angst braucht frau vor diesem einzigartigen Erlebnis nicht zu haben.«
    Unter www.elternwissen.com findet man die Frage: »Die prägendsten Stunden im Leben einer Frau. Wie habt ihr sie erlebt – die Geburt eures Kindes? War es ein tolles Erlebnis oder eine absolute Horror-Show?«
    Hier begegnet uns der Gedanke der Geburt als Beginn des »Erlebnisses Leben«. Eine natürliche Geburt bedeutet Eingebundensein in den Kreislauf des Geborenwerdens und des Leben-Schenkens.
    In diesem Zusammenhang erinnere ich mich noch gut an einen Vortrag vor etwa 20 Jahren von Karl Heinrich Wulf, dem früheren Ordinarius für Geburtshilfe und Frauenheilkunde der Universität Würzburg. Er fand, dass sich die damalige Geburtshilfe auf dem Weg zu einer »Abenteuer- und Erlebnisgeburtshilfe« befände. Das trifft ins Schwarze.
    Das »Erlebnis Geburt« ist heute das zentrale Thema, das dem Risiko gegenübersteht und ihm die Stirn bietet. Beim Thema Geburt prallen die von Ulrich Beck beschriebene Risikogesellschaft und die von dem Soziologen Gerhard Schulze beschriebene Erlebnisgesellschaft aufeinander. Schulze schreibt: »Das Leben schlechthin ist zum Erlebnisprojekt geworden. Zunehmend ist das alltägliche Wählen zwischen Möglichkeiten durch den bloßen Erlebniswert der gewählten Alternative motiviert (…).« Er fügt hinzu, dass der Begriff »Erlebnis« nicht nur in der Freizeitsoziologie Verwendung finde, sondern die moderne Lebensart generell thematisiere. (Schulze 2005)
Lassen Sie sich vom Erleben locken, trotzen Sie dem Risiko
    Was sagt uns das? Die Möglichkeit eines einzigartigen Erlebnisses im Leben einer Frau und einer Familie – nämlich die Geburt eines Kindes – kann alles Risikodenken, das Ihnen von ärztlicher Seite so gerne ȟbergestülpt« wird, mit einem Schlag außer Kraft setzen. Auf einmal ist da viel Mut, Entscheidungskraft und der Wille, einen eigenen Weg zu gehen und diesen auch durchzustehen.
    Während sich viele Frauen in der Schwangerschaftsvorsorge risikobetonten Sicherheitsabwägungen unterordnen (denken wir nur einmal an die Bereiche Ernährung, Infektionsrisiken, Schwangerschaftszucker, Altersrisiko und pränatale Diagnostik), geschieht bei der Entscheidung zur spontanen Geburt etwas komplett anderes. Sie trotzen auf einmal den Risiken, weil das Erleben lockt.
    Fazit: Ich wünsche mir für Sie, dass Sie dieses Verhalten auch auf Ihre Schwangerschaft übertragen können. Seien Sie mutig. Trotzen Sie dem Risiko, bieten Sie ihm die Stirn und verhalten Sie sich dennoch verantwortungsbewusst. Nur mit dieser Einstellung können Sie die Sorge um die Gesundheit Ihres Babys besiegen – die Angst vor Risiken, das Vermeidungsverhalten, das Sie oft noch tiefer in Furcht und Abhängigkeit treibt und das ich in den vorigen Kapiteln beschrieben habe. Dabei spreche ich nicht von Verantwortungslosigkeit, sondern von Mut, nicht von Unbeherrschtheit, sondern von Zuversicht und Hoffnung als Motor Ihrer Entscheidungen.
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    5 Alle Hervorhebungen: Jael Backe

Kapitel 13
Stillen ist Privatsache
Entbindung im »babyfreundlichen Krankenhaus« – der Stillterror beginnt
    Â»Spiegel: ›Was ist so schlimm am Stillen?‹ – Badinter: ݆berhaupt nichts, aber ich glaube, es gibt kaum eine intimere und persönlichere Entscheidung. (…) Das geht Politiker gar nichts an.‹« (Interview mit Elisabeth Badinter, 23.08.2010)
    Â 
    Das Motto der alljährlichen Weltstillwoche vom 3. bis 9. Oktober 2011 lautete: »Stillen – sprich darüber!« Das wollen wir in diesem Kapitel tun. Zunächst drei authentische Erfahrungsberichte von jungen Frauen, die vor Kurzem ein Baby bekommen haben.
Fallbeispiel: Andrea M., 28 Jahre
    Andrea M. kommt zu mir in die Sprechstunde. Sie ist als Erzieherin tätig und ein sehr geduldiger, ausgeglichener Mensch. Ich habe sie in der Schwangerschaft als Frauenärztin betreut. Es war eine »Bilderbuch-Schwangerschaft« ohne die geringsten Probleme. Sie hat vor etwa acht Wochen spontan einen gesunden Sohn geboren, ihr erstes Kind, ein echtes Wunschkind. Die Entbindung fand in einem Krankenhaus mit der Bezeichnung »babyfreundliches Krankenhaus« statt.
    Die Geburt war anstrengend, wie sie sagt, aber lief insgesamt ohne besondere Vorkommnisse ab. Probleme gab es erst auf der

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