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Schwangerschaft ist keine Krankheit

Schwangerschaft ist keine Krankheit

Titel: Schwangerschaft ist keine Krankheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jael Backe
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einer hellblauen ovalen Plakette, auf der die stilisierte Silhouette einer stillenden Frau abgebildet ist. Diese Plakette dient als ein vermeintliches Qualitätssiegel für Krankenhäuser, die sich nach bestimmten Vorgaben als babyfreundlich zertifizieren lassen.
    Auf ihrer Homepage wirbt die Initiative »babyfreundliches Krankenhaus« mit folgendem Slogan: »Es gibt viele gute Krankenhäuser, aber nur einige ausgezeichnete« (www.babyfreundlich.org). In Deutschland gibt es derzeit 68 zertifizierte »babyfreundliche Krankenhäuser« und 52 bereiten sich auf die Zertifizierung vor. Was kann man sich unter einem Krankenhaus mit diesem elitären Anspruch vorstellen? Sind alle anderen geburtshilflichen Abteilungen oder Kinderkliniken ohne entsprechende Plakette etwa »unfreundlich« zu Babys?
    Die Idee des ursprünglich »stillfreundlichen« Krankenhauses, das sich seit 2006 »babyfreundliches Krankenhaus« nennt, ging im Jahr 1991 von der Weltgesundheitsorganisation WHO und dem Kinderhilfswerk UNICEF aus.
    Weltweit sinken seit Ende der 1950er-Jahre die Stillraten. In den sogenannten Entwicklungsländern ist das Zubereiten von Flaschennahrung für Neugeborene mit verunreinigtem Wasser jedoch gefährlich. Es kommt dabei sehr häufig zu lebensbedrohlichen Erkrankungen. Muttermilch könnte zudem die Abwehrkräfte der Säuglinge stärken. Ziele der Initiative sind daher weltweit
• der Schutz der ersten Lebensphase eines Säuglings,
• die Förderung der Eltern-Kind-Bindung sowie
• die gezielte Förderung des Stillens.
    Angestrebt wird eine hohe Betreuungsqualität der Klinik. Auf der ganzen Welt gibt es derzeit etwa 20 000 Geburtskliniken, die nach dem entsprechenden Standard arbeiten. Das ist ein sehr beeindruckendes Konzept, das auf einer wunderbaren Idee beruht.
»Babyfreundliche« Pflicht: hundertprozentige Einhaltung aller Vorgaben
    Ich wollte genauer wissen, was die Plakette »babyfreundlich« bedeutet, und sah mir den »Anforderungskatalog für babyfreundliche Krankenhäuser« der WHO und UNICEF in der aktuellen Fassung vom 28. Juni 2011 an. Hierin gibt es »wissenschaftlich begründete« Mindestanforderungen für die Betreuung von Mutter und Kind. Diese Anforderungen muss eine Geburtsklinik erfüllen, um als »babyfreundlich« zertifiziert zu werden. Diese Anforderungen sind in den »zehn Schritten zum erfolgreichen Stillen« formuliert.
    Die vollständige Einhaltung dieser Kriterien und die hundertprozentige Umsetzung des vorgegebenen Kodex sind die Grundlagen der Begutachtung der Klinik, die sich um die Plakette »babyfreundlich« bewirbt.
    Um die begehrte Plakette zu erhalten, gibt es eine Qualitätsprüfung durch ein Gutachterinnen-Team. Wurde die Klinik zertifiziert, erfolgen nach drei Jahren eine Neubewertung und ein Nach-Gutachten, ob alle Vorgaben weiterhin erfüllt sind. Das ist die sogenannte Re-Zertifizierung. Sind nicht alle Ansprüche erfüllt, verliert das Krankenhaus schlimmstenfalls die Plakette »babyfreundliches Krankenhaus«.
Die Stillstatistik
    Zentrales Element der Bewerbungsunterlagen eines Krankenhauses ist die sogenannte Stillstatistik der letzten sechs beziehungsweise zwölf Monate mit Daten zur Ernährung der Neugeborenen. Die hier erhobenen Parameter sind sehr aufschlussreich. Deswegen will ich sie in gekürzter Form wiedergeben (vgl. www.babyfreundlich.org).
    Für die Monate Januar bis Dezember wird jeweils gezielt abgefragt, wie oft im betreffenden Krankenhaus folgende Ereignisse eintraten:
1. Wie viele Mutter-Kind-Paare wurden gemeinsam entlassen?
2. Wie viele Neugeborene wurden ausschließlich gestillt oder nach den Kriterien des »babyfreundlichen Krankenhauses« konform zugefüttert (das heißt nicht mit der Flasche zugefüttert)?
3. Wie viele ausschließlich gestillte Babys gab es?
4. Bei wie vielen Neugeborenen wurde Muttermilch alternativ zugefüttert?
5. Bei wie vielen Neugeborenen wurde Nahrung mit medizinischer Indikation alternativ zugefüttert?
6. Wie oft wurden Tee, Wasser, Glukose ohne medizinische Indikation zugefüttert?
7. Bei wie vielen Säuglingen wurde Säuglingsnahrung ohne medizinische Indikation zugefüttert?
8. Wie oft wurde mit der Flasche zugefüttert?
9. Wie viele Mütter wurden stillend oder Muttermilch gebend entlassen?
10. Wie viele Frauen haben primär (von vorne herein)

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