Schwanzgesteuert? Band 1
Mund.
„Aufmachen“, befiehlt er und ich sperre gehorsam den Mund auf wie ein Vogeljunges, lass mir die Pille auf die Zunge legen und greife nach dem Wasserglas.
Mühsam bekomme ich die Medizin runtergeschluckt und trinke auch den Rest des Mineralwassers gierig. Ich bin total ausgetrocknet, muss am Wodka liegen und an den zwanzig Flaschen Bier, die ich in mich reingekippt habe.
„Wie – bin ich – hierhergekommen?“, erkundige ich mich mit schmerzender Kehle.
Hugh streicht mir das schon leicht angegraute Haar aus der Stirn. Eine so zärtliche Geste, dass ich ein Kribbeln bis in die Zehen spüre.
„Du hast mich angebettelt, mit zu mir zu dürfen und ich habe dich dann halb getragen“, sagt er leise und dabei ist sein Blick so verträumt, als würde er mir eine Liebesgeschichte erzählen.
Scheiße. Ich habe gebettelt. Kommt noch Schlimmeres?
„Du bist über mich hergefallen wie ein Verdurstender und wir haben es zweimal getrieben“, spricht Hugh weiter, wobei er jetzt meine Wange streichelt. „Die ganze Zeit hast du mir Liebesworte zugeflüstert.“
Ach du dickes Ei! Ich muss komplett neben mir gestanden haben. Das Blut steigt mir heiß in die Wangen und ich senke den Blick, damit ich das Mitleid nicht sehen muss, dass ich in seinen Augen entdeckt zu haben glaube. Wie konnte ich nur?
„Es war wunderschön“, flüstert er und ich merke, wie er sich vorbeugt, „Wunderschön und so lange ersehnt.“
Seine Lippen auf meinen sind eine Überraschung und ich will das jetzt nicht – außerdem stinke ich bestimmt noch. Entschieden wehre ich Hugh ab, der seine Enttäuschung mit einem leisen Knurren preisgibt. Lange ersehnt! Pah! Das ich nicht lache! Ich habe in all den Jahren nie wieder von ihm gehört, nur in der Zeitung gelegentlich seine Karriere verfolgt. Als er vom Spieler zum Trainer wurde, habe ich gehofft – doch umsonst. Er meldete sich nicht und darum kann ich einfach nicht glauben, was er mir hier erzählt.
„Vergiss es“, würge ich hervor, „Ich war betrunken und wahrscheinlich ein wenig melancholisch. Deute da nicht zu viel hinein.“
Hughs Miene verzieht sich voller Schmerz und für einen Moment will ich fast alles glauben, doch dann hat er sich wieder im Griff. Langsam erhebt er sich und guckt auf mich runter, lächelt bemüht.
„Ich geh dann mal duschen“, sagt er leise, dreht sich um und geht aus dem Zimmer.
Er sieht fast noch besser aus als damals, gereifter und in sich ruhend. Vor zwanzig Jahren war er stets hibbelig und gut gelaunt, ein Sunnyboy eben. Ich mag beide Versionen und merke, dass das Gefühl schon wieder da ist. Scheinbar ist mein Liebe nie gestorben. Und nun?
„Ich mach uns Kaffee“, ruft Hugh, als er aus dem Bad kommt.
Ob ich jetzt auch unter die Dusche sollte? Ein prüfendes Schnüffeln an meiner Achselhöhle bestätigt, dass ich eine Wäsche dringend nötig habe. Schwerfällig krabble ich aus dem Bett und husche ins Badezimmer. Erst heiß, dann eiskalt brause ich mich ab, danach ist mir etwas wohler, doch in meine alten Klamotten mag ich jetzt nicht steigen. Ich schnappe mir ein Handtuch und wickle es mir um die Hüften. Hugh kennt mich nackt, dennoch, ein Rest Schamgefühl bleibt.
„Hey, geht’s dir besser?“, fragt er, als ich in die Küche getrottet komm.
Ich nicke stumm und nehme den Becher entgegen, den er mir reicht. Der erste Schluck brennt, dann tut die schwarze Brühe gut. Ich setz mich hin, wobei ich darauf achte, dass nichts hervorlugt. Hugh lacht leise.
„Ich kenne dich in- und auswendig“, sagt er heiser und sein Blick bohrt sich in meine Augen, „Brauchst nichts zu verstecken.“
Ich senke die Wimpern und starre in den Kaffee, als gäbe es dort Antworten. Was ist gestern geschehen? Wieso habe ich mich an Hughs Hals gehängt? Ich wünschte, ich könnte mich erinnern. Inzwischen sind vereinzelte Fetzen zurückgekehrt, doch die spielen alle im Bett. Lüsternes Stöhnen, sein Schwanz in meinem Mund. Oh Mann, ich muss völlig enthemmt gewesen sein.
„Jackson, ich sehe schon, du grübelst immer noch über gestern“, seufzt Hugh und setzt sich mir gegenüber auf einen Stuhl. „Ich erzähle dir, was passiert ist.“
Er schweigt einen Moment, dann holt er tief Luft und beginnt zu schildern. Von damals, wie es für ihn nach der Trennung war. Von der Sehnsucht und dass er am liebsten sofort zurückgekehrt wäre. Als er dann endlich gekonnt hätte, ohne berufliche Einbußen, war die Scham zu groß und die Angst, ich hätte einen anderen
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