Schwanzgesteuert? Band 1
nie und wird es nie wieder sein. Wir vertrauen uns und das macht den Sex so geil. Ich darf ab und zu dominieren und kleine Spielchen mit ihm machen. Doch das Vertrauen – es ist nun weg, ausgeblasen wie eine Kerze, von jetzt auf gleich.
Ausgebrannt und erschöpft verlasse ich das Büro, ohne auch nur einen Handgriff getan zu haben. Zuhause – in der Wohnung ist alles still. Yannic scheint nicht da zu sein. Spontan greife ich nach einer Tasche, packe ein paar Habseligkeiten hinein, stehe dann in der Küche, in der wir so oft zusammen gekocht und gevögelt haben, auf dem Tisch, an der Wand … Es tut so weh! Ich kritzle ein paar Worte auf einen Zettel. ‚Bin weg. Brauche ein bisschen Zeit. D.‘
Dann bin ich auch schon draußen. Ich will Yannic nicht begegnen, denn meine Faust will in sein Gesicht und das möchte ich nicht. Erst mal Abstand und Ruhe – danach – wir werden sehen.
Ich komme auf dem Gästesofa von Hannes und Lars unter, Freunde von mir. In deren Küche bekomme ich zu essen, danach ein paar Gläser Rotwein, die mich bettschwer machen. In dieser Nacht schlafe ich zwar schnell ein, träume aber so schrecklich, dass ich bereits in den frühen Morgenstunden wieder wach bin.
Ich habe geträumt, dass Yannic mich verlässt. Das Gefühl war noch schrecklicher als der Moment, in dem er mir seinen Verrat gebeichtet hat. Der Alptraum hat mir das Herz herausgerissen und ist kichernd darauf herumgetrampelt. Ich fühle es noch als dumpfen Schmerz in der Brust. Yannic. Ich muss zu ihm, sofort.
Aufspringen, ins Bad rennen, Katzenwäsche und Zähneputzen. Dann anziehen, Klamotten packen, einen Zettel für Hannes und Lars schreiben. Es kann gar nicht schnell genug gehen. Die ganze Zeit klopft mir das Herz bis zum Hals. Was, wenn sich Yannic umgebracht hat oder – ausgezogen ist. Was, wenn ich ihn nicht erreichen kann? Mein Gott, ich muss ihn sehen, mit ihm reden, das irgendwie aus der Welt schaffen. Es muss einfach weitergehen mit uns, ihm und mir.
Ich rase durch die leeren Straßen Hamburgs, auf denen der Berufsverkehr noch nicht eingesetzt hat. Am liebsten würde ich bei Yannic anrufen, doch ich traue mich nicht. Zum einen, weil ich Angst habe, dass er nicht rangeht, wenn er meine Nummer erkennt. Zum anderen habe ich keine Freisprechanlage und muss mich – aufgrund meiner fahrlässigen Geschwindigkeit – unheimlich konzentrieren.
Der Alptraum hängt mir immer noch im Nacken, als ich die Treppen hinaufrenne und schließlich die Tür mit meinem Schlüssel öffne. Danke, du Gott aller Hirnverbrannten, dass du mich gestern davon abgehalten hast, diesen hier liegenzulassen. Das hatte ich nämlich wirklich für einen kurzen Moment überlegt, es dann aber zum Glück bleiben lassen.
Die Wohnung ist dunkel und still. Ich gehe zum Schlafzimmer und sehe Yannics Decke, doch er selbst ist nicht hier. Langsam schleiche ich weiter und gelange ins Wohnzimmer, wo ich ihn auf der Couch vorfinde. Er hält das Kopfkissen umarmt, auf dem ich gestern geschlafen habe.
Im diffusen Licht, das von der Straße hereindringt, kann ich die Tränenspuren auf Yannics Wangen erkennen und mein Herz schmilzt. Nein, noch bin ich sauer und zugleich enttäuscht, aber mein Panzer hat eine Riss, aus dem die ersten, zarten Pflänzchen wachsen und gefüttert werden wollen, mit Sonnenstrahlen und Küssen. Gut, von letzterem war ich nie weiter entfernt, wenn ich von unserem Kennenlernen mal absehen will. Ich setze mich auf das Sofa neben Yannic, der sich eingerollt hat und tief atmet.
Vor fünf Jahren war ich im ‚Sugar Shack‘, einem Club auf der Reeperbahn, der fast ausschließlich von Männern besucht wird. Die erste Sturm- und Drangphase hatte ich hinter mich gebracht und suchte noch nicht einmal fickwilliges Fleisch, als ich am Tresen stand und langsam an einer Bierflasche nuckelte.
Hier war sehen und gesehen werden oberste Priorität. Mir fiel ein kleiner Kerl ins Auge, der mit den dunklen Haaren und Augen leicht südländisch anmutete. Ich starrte ihn an und irgendwann hatte ich seine Aufmerksamkeit. Er lächelte und kam – nachdem der DJ ein neues Stück aufgelegt hatte – zu mir.
Lässig lehnte er sich neben mir an den Tresen, winkte dem Barkeeper zu, rief ‚ein Bier‘ und dann hatte ich seine ganze Aufmerksamkeit. Der Kerl leckte sich über die Lippen, musterte mich intensiv und blieb an meinen Augen hängen. Da blieb er, bis wir – irgendwie – in meine Wohnung gelangt und die Matratze gefunden hatten.
Wir
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